Pfadfinder ohne Leiter

Obwohl der Präsident der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs im Lavanttal lebt, gibt es hier keine aktive Gruppe mehr. Es mangelt an Leitern.

Die Pfadfinder bilden die größte Kinder- und Jugendbewegung der Welt. In Österreich ist der Verband der „Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs“ (PPÖ) mit rund 300 Ortsgruppen und gesamt etwa 85.000 Mitgliedern tätig. Werte wie Demokratie, Umweltbewusstsein, Gemeinschaftssinn, Individualität und Verantwortungsbewusstsein werden hochgehalten. Das pädagogische Konzept der Pfadfinder eignet sich für Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 20 Jahren und basiert auf acht Schwerpunkten, darunter die kritische Auseinandersetzung mit sich selbst und der Umwelt, ein gesundes Leben und die „Bereitschaft zum Abenteuer des Lebens“. „Wir fördern die ganzheitliche Entwicklung von jungen Menschen zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten“, wird auf der Website www.ppoe.at die eigene Vision erklärt.

Pfadfinder von klein auf
Was nicht jeder weiß: Das Oberhaupt der PPÖ ist ein Lavanttaler. Dominik Habsburg-Lothringen – bekannt als Eigentümer der Dr. Gudmund Schütte Forst- und Gutsverwaltung ist Pfadfinder von Kindesbeinen an und hat 2015 die Präsidentschaft des Verbandes übernommen. Als Präsident ist er u.a. für diverse Führungs-, Strategie- und Planungsaufgaben zuständig, aber auch für das Krisenmanagement und die Leitung diverser Gremien. „Als Kind war ich ab dem Alter von sieben Jahren bei der damaligen Gruppe in St. Andrä Mitglied, die von Pater Enthofer gegründet wurde. Mein Vater war Elternratsobmann, auch meine Brüder waren dabei. Ab 18 war ich dann als Stufenleiter, als Gruppenleiter und als Aufsichtsratsobmann bis zur Mitte meiner Studienzeit tätig. Nach einer Pause ereilte mich 2010 die Anfrage, Landesleiter von Kärnten zu sein. 2014 wurde ich Vizepräsident der PPÖ, 2015 schließlich Präsident.“

Fehlende Leiter
Umso bitterer, dass es im Heimatbezirk des Österreich-Präsidenten heute keine aktive Pfadfindergruppe mehr gibt. Das war nicht immer so: Bis vor etwa zehn Jahren waren die Pfadfinder im Lavanttal sehr gut aufgestellt, selbst große Sommercamps wurden hier veranstaltet. Der Fortbestand scheiterte schließlich am fehlenden Leiternachwuchs: „Das ist leider ein Problem, das wir und auch alle anderen Kärntner Jugendgruppen haben“, sagt Heinz Ellersdorfer, Obmann des Landesverbandes Kärnten. „Nach der Matura ziehen die meisten Jugendlichen und potentiellen Leiter zum Studieren nach Graz oder Wien.“ Von Seiten der Landesleitung wäre man gerne bereit, die Gründung einer neuen Gruppe im Lavanttal zu unterstützen.

Hochwertige Ausbildung
Um eine neue Gruppe ins Leben zu rufen, bräuchte es ein paar junge Erwachsene, die sich gut verstehen und bereit sind, die Grundausbildung und einige Praxistage in einer anderen Gruppe zu absolvieren. Es gibt bei den Pfadfindern gesamt zwar fünf Altersgruppen, aber die Bildung einer neuen Gruppe könnte auch mit nur einer Altersgruppe funktionieren. „Die Ausbildung bei den PPÖ ist hochwertig und bringt auch jedem Leiter persönlich etwas“, sagt Habsburg-Lothringen. Darüber hinaus braucht es eine Vereinsstruktur, bestehend aus Eltern und Leitern sowie Räume für die Heimstunden. „Diese ließen sich während der Ausbildungszeit aber bestimmt finden“, so Habsburg. Das Finden von Kindern hingegen sieht der Präsident erfahrungsgemäß nicht als Problem: „Mit Vorstellungen in Volks- und Mittelschulen geht das gut.“ Wer sich für die PPÖ in Kärnten interessiert, findet auf www.pfadfinder-karnten.at/ alle wichtigen Informationen.