Lavanttaler Industrie
Sehr gute Auftragslage, doch Personal ist knapp

- Links: Kohlbach-Geschäftsführer Joachim Ressler. Rechts: Schwing-Geschäftsführer Horst Jöbstl.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Daniel Polsinger
Die Arbeit geht der heimischen Industrie nicht aus, doch Personal wird immer schwerer zu finden.
WOLFSBERG. Zahlreiche Kärntner Industriebetriebe suchen händeringend nach Personal. Das korreliert mit einer Beschäftigungsquote, die sich nun bereits seit längerer Zeit auf einem Rekordhoch befindet.
"Arbeitsmarkt wie leergefegt"
Auch beim größten Auftraggeber im Bezirk, dem Stahlbau-Unternehmen Schwing in St. Stefan, sucht man Personal. Über 570 Arbeiter sind dort beschäftigt, 20 weitere Schlosser, Schweißer, CNC-Techniker und metalltechnische Hilfsarbeiter würde man sofort aufnehmen. „Der heimische Arbeitsmarkt ist wie leergefegt“, berichtet Geschäftsführer Horst Jöbstl. „Wir decken unseren Bedarf derzeit mit Leuten aus Ungarn, Kroatien und der Slowakei, teils in Kooperation mit Leasingfirmen.“
Energiepreise dämpfen
Grund für den hohen Bedarf ist die gute Auftragslage, wobei Schwing vor allem vom internationalen Markt profitiert. „Hier ist vor allem der mittlere und nahe Osten eine starke Triebfeder. Dort wird kräftig investiert“, so Jöbstl. Doch dass es so gut weitergeht, steht keineswegs fest. Es sind die hohen Energiepreise, die der heimischen Industrie zu schaffen machen. Jöbstl: "Der Strompreis hat sich bei uns vervielfacht. Wenn man jetzt am internationalen Markt mit asiatischen Mitbewerbern konkurriert, die von den Kostensteigerungen nicht so betroffen sind wie die europäischen Hersteller, verliert man einen wesentlichen Vorteil – der Industriestandort Europa wird geschwächt." Jöbstl sieht vor allem die Politik in der Pflicht: „Der Staat und die EU müssen gegensteuern und die Rahmenbedingungen für die Industrie verbessern, damit wir nicht ins Hintertreffen geraten.“
Personalstand gehalten
Gut gerüstet sieht sich der Energieanlagenbauer Kohlbach in Wolfsberg: „Glücklicherweise konnte unser Haus seinen Personalstand halten und ist damit gut aufgestellt für die aktuell hohe Nachfrage nach unseren Lösungen am Markt“, sagt Geschäftsführer Joachim Ressler. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, einige technisch hoch ausgebildete Mitarbeiter zu rekrutieren, dennoch sucht man weiterhin nach Technikern für die Bereiche Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Konstruktion und Vertrieb.
"Home Office" geht nicht
Für produzierende Betriebe sei es stetig schwieriger geworden, genügend Personal zu finden. Das liege einerseits an geburtenschwachen Jahrgängen, andererseits auch am Zeitgeist, der handwerklichen Berufen weniger zugeneigt sei. „Es war jahrelanges ‚Credo‘ der Bildungspolitik, die Akademikerquote in die Höhe zu treiben. Dazu kommt, dass in einem produzierenden Unternehmen die Arbeitsplätze zeitlich und örtlich an die Produktinosmaschinen gekoppelt sind und daher nicht einfach in ein 'Home Office' verlegt werden können. Damit bieten diese Branchen zwangsweise weniger Flexibilität als andere und damit für manche Menschen auch weniger Attraktivität“, so Ressler.
Ausgezeichnete Auftragslage
Zumindest für die nächsten 18 Monaten geht man bei Kohlbach von einer ausgezeichneten Auftragslage aus: "Tatsächlich müssen wir derzeit sogar Anfragen absagen“, so Ressler. Über diesen Zeitraum hinaus sei es aber schwierig abzuschätzen, wie sich die Märkte entwickeln werden. „Man muss in der gegenwärtigen geopolitischen Lage leider von einer globalen Investitionszurückhaltung ausgehen.“



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