Porträt Leopoldstadt
Zuhause ist für Liselotte Lang der Prater
Leben und arbeiten im Prater: Für die 92-jährige Liselotte Lang kam nie etwas anderes infrage.
LEOPOLDSTADT. Das Riesenrad, Achterbahnen und Karussell: Der Wiener Prater ist ein Ort des Vergnügens. Voller Leben und Menschen kennen ihn die meisten von uns. Doch wenn abends die Besucher nach Hause gehen und die Lichter abgedreht werden, geht für einige Menschen das Leben hier trotzdem weiter. Denn für sie ist der Prater auch ihr Zuhause.
Die 92-jährige Liselotte Lang wohnt und arbeitet hier schon ihr ganzes Leben lang. Sie ist mittlerweile die älteste Schaustellerin des Praters und wurde sogar hier geboren. Mit acht Jahren arbeitete sie schon im Betrieb der Großeltern, einem Kinderkarussell, mit. „Ich bin nach der Schule gleich zu meinem Karussell gegangen. Meine Hausaufgaben habe ich auch dort gemacht. Ich hatte da eh ein kleines Platzerl“, erzählt sie.
Seit 1866 im Prater
Das Geschäft des Schaustellens hat Liselotte Lang in den Genen. Denn Langs Familie zählt zu den so genannten „Praterdynastien“. Es sind drei Familien – die Schaafs, die Wilferts und die Kobelkoffs – die den Prater zu dem machten, was er heute ist. „Unsere Vorfahren, die Kobelkoffs, kamen im Jahr 1866 zum Prater“, so Liselotte Lang, Tochter von Helene Schaaf, geborene Kobelkoff, und Karl Schaaf. Auf zwei Jahrhunderte mit Höhen und Tiefen blicken diese Familien heutzutage zurück. „Besonders schlimm war es im Zweiten Weltkrieg“, erzählt die 1927 geborene Liselotte Lang.
Nur zu gut kann sie sich an die russischen Tiefflieger erinnern, die den Prater bombardierten. „Es war alles eben. Alles brannte nieder“, erzählt sie mit trauriger Miene. Es dauerte Jahre, bis die Praterfamilien alles wieder mühsam aufgebaut hatten. Wegziehen kam für sie trotzdem nie infrage.
Auch heute noch führen die Nachfahren der Praterdynastien die meisten Betriebe im Prater. Bis vor fünf Jahren, mit 88 Jahren, stand Liselotte ebenfalls noch jeden Tag in ihrem Betrieb. Auch ihre vier Kinder arbeiten im Prater. „Mein Sohn hat auch schon seinen eigenen Betrieb“, erzählt Tochter Silvia Lang. So wie ihre Eltern, nennt auch sie den Prater ihr Zuhause. Auf die Frage, ob sie je überlegt hätten, wo anders zu leben, antworten beide Langs mit einen eindeutigen: „Na. Wir sind doch schon am schönsten Ort!“
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