Buchrezension: Ghostman von Roger Hobbs

In "Ghostman" erobert der Autor das Leserherz mit klassischem Filmwissen. Von hochexplosiven Autos bis hin zur Handyortung per Satellit wird einem alles aufgetischt, was man aus diversen Vorabendserien kennt. Wer den Jahrhundertcoup "Ocean's Eleven" im Kino genossen hat, erinnert sich bestimmt noch an den enormen Planungsaufwand im Vorfeld des Casinoraubs. Alles wurde sekundengenau abgestimmt, zigfach kontrolliert und am Ende wäre es trotzdem um ein Haar noch schief...

Zurück zu Ghostman: Der Planungsaufwand für den Überfall ist ähnlich wie bei Ocean's Eleven, allerdings ist das Ziel ein vergleichsweise popeliger Geldtransporter (der zumindest vor einem Casino steht). Beeindruckend ist, wie sehr im Vorfeld die Wichtigkeit der sekundengenauen Planung herausgestrichen wird, während die Gangster die entscheidenden Sekunden des Coups nur lässig im Kopf mitzählen. Dass bei der Sache trotz Megaaufwand kaum mehr als die Hoffnung auf lebenslänglich herausschaut, ist den Gangstern zwar bewusst, hält sie aber nicht vom Selbstmord ab. Liegt vermutlich an den Drogen, mit denen sie sich pausenlos vollstopfen.

Weil der Überfall dann "überraschenderweise" doch misslingt, muss der Ghostman (Vorsicht Spoiler: Er ist natürlich der Beste von allen.) losziehen und die Dinge regeln. Sein Job ist es, vor Ende der 384 Seiten eine bleiummantelte Kevlartasche voller Geld aufzuspüren, an der auch andere Figuren im Buch Interesse anmelden.

Wer sich der Logik verbunden fühlt, der sei vor heftigen Migräneattacken gewarnt. Da werden offene Autotüren im Rückwärtsgang durch die Fliehkraft geschlossen oder ein Wagen wegen der möglichen Fingerabdrücke (obwohl immer wieder betont wird, dass der Ghostman gar keine Fingerabdrücke hat) gereinigt: „Mit dem Ärmel seines Jacketts wischt er Steuer, Schalthebel und Türgriffe innen und außen ab.“ Übertrieben reinlich? Mitnichten. Es geht noch besser: Nach der Reinigung stopft er nämlich eine zerrissene Jogginghose in den Tankstutzen und zündet sie an. Klar, dass die ganze verdammte Karre daraufhin wie eine Munitionsfabrik in die Luft fliegt. Ist aber auch kein Wunder, denn das mächtige SUV wiegt bloß eine Dreivierteltonne - der Übersetzer lässt grüßen. Dafür bläst der Wind so laut, dass man selbst die Schreie eines Mannes nicht hören würde - interessanterweise ist das Summen der Insekten in derselben Szene aber prima zu hören. Man mag sich gar nicht ausmalen, welches Kindheitstrauma die Biene Maja bei manchen hinterlassen hat, wenn dann solche Monsterinsekten dabei herauskommen.

Besonders gut gefallen hat mir die Szene, als die Gangster über Monate hinweg eine Bank auskundschaften. Logisch, dass sie sich deshalb verkleiden, um unerkannt zu bleiben. Leider wird nicht erklärt, wie ihnen ausgerechnet phosphoreszierende!!! Kontaktlinsen dabei helfen sollen nicht aufzufallen.

Noch mehr als die vielen Markennamen nervt der Handyverbrauch. Nach jedem Gespräch wird eines (von unzähligen Handys) in seine Einzelteile zerlegt, zertreten, zerbrochen und anschließend mindestens noch aus dem Fenster geworfen. Gut, in dem Job mag man paranoid sein, aber da der Ghostman in einem unauffälligen Bentley (ausgestattet mit Navi, Satellitenortung etc.) herumfährt, bräuchte er sich über die Handyortung doch eigentlich keine Gedanken machen. *grübel* Die Frage, die sich aufdrängt, ist, ob sich vor dem Druck überhaupt jemand Gedanken über die Logik der Story gemacht hat.

Fazit: Für einen Agentenklamauk kommen die unfreiwilligen Pointen fast schon aufgesetzt rüber, aber als Thriller kann man den Text erst recht nicht ernst nehmen.

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