Liesinger Autorin
Didi Drobna spricht in "Ostblockherz" über zwei Welten

- Die Liesinger Autorin Didi Drobna erzählt in ihrem neuen Roman "Ostblockherz" ihre eigene Geschichte.
- Foto: Barbara Wirl
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Die Liesinger Autorin Didi Drobna sprach mit MeinBezirk über ihren autobiografischen Roman "Ostblockherz". Darin geht es um "den" Osten, "den" Westen und eine spannungsreiche Vater-Tochter-Beziehung.
WIEN/LIESING. Reisen erweitert den Horizont. Vor allem dann, wenn die Reise ein Auswandern quer über die Systemgrenze ist. Die Liesinger Schriftstellerin Didi Drobna wurde als ältestes Kind von slowakischen Auswanderern, ein Jahr vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, in Bratislava geboren und wuchs großteils in Wien auf. In ihrem neuen, autobiografischen Roman „Ostblockherz“ blickt sie auf ihre Geschichte zurück.
„Es ist spannend, wenn man als Kind der ersten Migranten-Generation zwei verschiedene Welten und Kulturen in sich trägt und nicht genau weiß, was man damit anfangen soll“, sagt die Autorin. „Aber man hat viel Potenzial und es steht einem vieles offen im Leben.“ Etwa, aus der Not eine Tugend zu machen und eben jene Nöte, die sie damals erfuhr, in einem Roman mit großer literarischer Kraft zu verarbeiten.
"Für Migranten aus den Ostblockstaaten waren die 1980er und 1990er-Jahre kein Zuckerschlecken: Internet gab es keines, alle Formalitäten mussten mühsam erfragt und persönlich auf Ämtern beantragt werden", erzählt Drobna im Gespräch.
Der Körper des Vaters
Erst einmal muss die fremde Sprache erlernt werden. Immer in vorderster Front zwischen ihren Eltern und der neuen, fremden Heimat stand die junge Drobna. Das Dolmetschen war eine oft einsame Angelegenheit – vor allem, wenn man die „falsche“ Erstsprache sprach. Kinder mit einer als grob wahrgenommenen, osteuropäischen Aussprache hätten einen niedrigeren sozialen Status gehabt als etwa französische Diplomatenkinder – selbst wenn Letztere kaum zu verstehen gewesen seien. „Ich lernte: Kulturen und Sprachen werden unterschiedlich bewertet."

- „Ich lernte: Kulturen und Sprachen werden unterschiedlich bewertet", so Didi Drobna.
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Einen wichtigen Part nimmt der Vater ein. „Als typischer Mann seiner Generation hat mein Vater seinen Körper in den Dienst der Familie gestellt – einen Körper, der unter allen Umständen funktionieren musste." Wesentlich für die Vater-Tochter-Beziehung war eine innere Distanz: "Die größtmögliche emotionale Nähe, zu der mein Vater fähig war, war die körperliche Anwesenheit."
Persönliche Geschichte als treffende Analyse
Dies führte zu einem langjährigen Kontaktabbruch, der erst beendet wurde, als der Körper des Vaters auf einmal nicht mehr funktionierte. Beim Übersetzen im Krankenhaus erschließt sich der Tochter die Seelenwelt ihres Vaters, wodurch dessen schwere Krankheit zum Katalysator für die Heilung der Beziehung wird.

- "Ostblockherz" von Didi Drobna, Piper Verlag, 176 Seiten, 22 Euro.
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Drobna liefert mit ihrem autobiografischen Roman einen freien und schonungslosen Blick auf „den“ Osten und „den“ Westen. Ihre persönliche Geschichte ist zugleich eine treffende Analyse zweier Welten, die sich heute immer stärker angleichen. Die Liesingerin ist gerade aufgrund ihres eigenen Migrationshintergrunds längst zur „echten Wienerin“ geworden. „Aber Wien war immer schon ein Ort, an dem alle ein Platzerl finden können.“
"Ostblockherz" von Didi Drobna ist kürzlich im Piper Verlag erschienen (176 Seiten, 22 Euro). Mehr Informationen gibt es hier.
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