Buchrezension: Die verlorene Bibliothek - von A. M. Dean
Verpackt in historische Begebenheiten rund um die Bibliothek von Alexandria, präsentiert sich der Plot, den der Theologieprofessor, Priester und Autor für seinen Roman gesponnen hat. Die dem Buch zugrunde liegende Frage lautet: Existiert die legendäre Bibliothek von Alexandria heute noch - und wenn ja, wo?
Angenehm flott und mitreißend geht es los, ehe der "Religionslehrer" im Autor zum ersten Mal Oberwasser bekommt. Historische und religiöse Hintergründe sind wichtig (erst recht bei dieser Story), aber man darf die Spannungskurve dabei nicht aus den Augen verlieren. Anderenfalls liest es sich wie ein Geschichtsbuch, das - zur besseren Bekömmlichkeit - mit Nebenhandlung gewürzt wurde. Ganz so schlimm ist es hier nicht, aber die Kompetenz des Autors liegt klar beim historischen Teil. Umso unausgegorener wirken Logik, Verhalten der Figuren und technische Beschreibungen. Frei nach dem Motto: So eine Szene habe ich schon mal in einer Vorabendserie gesehen und fand sie spannend, warum also nicht ins Buch packen und behaupten, es wäre ein Thriller.
Zur Handlung: Arno Holmstrand, der große und allmächtige Bewahrer des noch größeren und noch viel allmächtigeren Geheimnisses, gibt den Löffel ab. Ausgerechnet die unbedarfte Emily Wess muss sein Erbe antreten. Konkret heißt das, die arme Frau muss in wenigen Tagen ein Geheimnis lüften, das seit Jahrhunderten unter Verschluss gehalten wird. Gleichzeitig werden ringsum die Leute abgemurkst oder zumindest bedroht (je nach Naheverhältnis). Das Buchende kommt leider wenig überraschend und hätte (der Logik der Protagonistin folgend) genauso gut 400 Seiten vorgezogen werden können, um den Figuren das Leben zu retten. Dann hätte allerdings die Rechtfertigung für die Quotenleichen gefehlt.
Fazit: Als Kind (10-12) hätte mir das Buch sicher besser gefallen, aber heute sind meine Ansprüche an Logik, Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe doch deutlich höher.
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