Buchrezension: Zeitriss von Christopher Ride
Was würde passieren, wenn jemand aus der Zukunft ins alte China zurückreist und den Lauf unserer Geschichtsbücher zu seinen Gunsten verändert? Spannende Frage!
Zunächst muss gesagt werden, dass der Autor die chinesische Geschichte um 1900 gut recherchiert hat und sehr bildhaft wiedergibt. Wer den Film 55 Tage in Peking mochte, der ist hier sehr gut aufgehoben. Auch wenn der Klappentext dummerweise nur! das Ende der Geschichte wiedergibt/verrät, hält das Buch (im chinesischen Erzählstrang) durchgehend die Spannung. In Punkto Kriegsführung (unterschiedliche Waffen, Pferde aber auch Beweggründe und Ehrgefühl) gibt der Autor einen sehr guten Überblick über die Strategien der damaligen Zeit.
Die Handlung lebt und der Leser ist mittendrin. Obwohl die vielen Grausamkeiten und Gräuel inflationär eingesetzt werden (geköpft und vergewaltigt wird pausenlos), so entsprechen sie doch den Tatsachen. Immer wieder erwischt man sich bei dem Gedanken: Wie gut, dass ich heute lebe und nicht damals.
Die Parallelhandlung spielt im Jahr 2084 und ist leider das genaue Gegenteil in Sachen intelligenter Erzählung. Obwohl die Beschreibung der zukünftigen Technik für die Handlung überhaupt nicht notwendig ist, macht Christopher Ride den Fehler, sie (zumeist beiläufig) zu beschreiben. Dinge wie der "Mac Air" oder Email dürften in 70+ Jahren bestenfalls so alltäglich sein, wie Spinnrad und Dampfmaschine heute.
Auf der Suche nach Rechtschreibfehlern wird man schnell fündig, und (durch die Übersetzung?) haben sich zusätzlich Fehler eingeschlichen, die einen stolpern lassen: Aus 20 km! Entfernung wird mit freiem Auge erkannt, welche Gewehre die Reiter auf dem Rücken tragen. 3 Zeilen = Minuten später stehen besagte Reiter dann neben dem Protagonisten. Originell ist auch das "hydraulische Zusammenstürzen" der geheimen Halle - was immer das im Original mal gewesen sein soll :-)
Schließlich wäre noch die Anzahl notgeiler Protagonisten hervorzuheben, denen der Autor freundlicherweise die allerschärfsten Leckerschnitten der jeweiligen Epochen ins Bett legt ;-)
Fazit: Würde die Handlung sich lediglich auf das alte China beschränken, wäre das ein sensationelles Buch geworden.
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