Glockenhosen, Koteletten, Kernkraftwerk und lange Federn

- <b>Herbert Thumpsers Klassenfoto</b> aus dem Schuljahr 1974/75. Vor allem die (Haar-)Mode veränderte sich sichtlich.
- Foto: H. Thumpser
- hochgeladen von Markus Gretzl
Die Bezirksblätter unternahmen eine kleine Zeitreise ins Lilienfeld der 70er-Jahre.
BEZIRK LILIENFELD. Glockenhosen, Koteletten, Kernkraft, Eiserner Vorhang. Würde man heute ins Niederösterreich der 70er-Jahre zurückkehren, man würde das Land nicht wiedererkennen. Eine Schau in NÖs Ausstellungs-Mekka, der Schallaburg, widmet sich derzeit dieser Epoche unserer jüngeren Geschichte. Die Bezirksblätter wagten die Zeitreise in die Vergangenheit des Bezirkes Lilienfeld.
Aufbruchsstimmung
"Die 70er-Jahre waren für mich zweifelsfrei eine Zeit des Aufbruchs!", berichtet Traisens Bürgermeister Herbert Thumpser. Aus der Schulzeit dieser Jahre blieb ihm vor allem das Gratis-Schulbuch und die Freifahrt in die Schule mit dem Bus in Erinnerung. "Dann, in den ersten politischen Jahren, die Frage Zwentendorf – und die Abstimmung darüber und die vielen oft nächtelangen Diskussionen - sowie die Friedensbewegung", erinnert sich das Traisner Gemeindeoberhaupt.
Anders, nicht einfacher
Das Leben in den 70er-Jahren war seiner Meinung nach nicht einfacher oder schöner. "Aber anders. Es war unbeschwerter, es war weit weniger technisch und dadurch wurden Faktoren wie 'Zeit' anders bewertet. Es war eine Zeit ohne Handys und Computer, eine Zeit ohne Facebook und Twitter. Man musste noch miteinander reden."
Im Kino hatte Herbert Thumpser ein anderes Problem - er war zu jung. "Bei 'Spiel mir das Lied vom Tod' schlichen wir uns ins Kino rein. Der Film dauerte vier Stunden inklusive Pause, in der wir uns nicht aufs Klo trauten", kann er heute darüber lachen. An den Wochenenden traf man ihn in Discos in ganz Niederösterreich. In Jeans, Plateauschuhen und langen Haaren.
Es wurde mehr geredet
Die Erinnerungen des zweiten Landtagsabgeordneten des Bezirks, Karl Bader, sind jenen Herbert Thumpsers erstaunlich ähnlich. Auch Bader folgte den Modetrends der 70er-Jahre in Bezug auf Kleidung und Haarlänge. Und auch er empfand die Zeit nicht besser, aber anders. Ohne Internet und Handy. "Aber gefehlt hat uns nichts. Es wurde eben mehr miteinander geredet als heute."
"Deutschland bleibt geteilt"
Aus seiner Schulzeit erinnert sich Karl Bader besonders an ein Thema: "Es hat geheißen, die Trennung Deutschlands würde ewig bleiben. Heute wissen wir, dass die Ewigkeit halt auch nicht ewig dauert. Politisch war gewiss die Abstimmung über Zwentendorf jenes Thema, das ich noch am besten in Erinnerung habe", so Rohrbachs Bürgermeister. Viktor Strohner erinnert daran, dass Rainfeld in diesem Jahrzehnt keine schönen Zeiten durchlebte: "Es gab vier Geschäfte und sieben Gasthäuser. Dann schloss die Firma Swoboda, wo fast alle Rainfelder arbeiteten. Damals wurden zur Pensionsberechnung die letzten sieben Jahre herangezogen. Es waren viele ältere Mitarbeiter betroffen, denn sie erhielten später eine viel geringere Pension durch schlechter bezahlte Jobs."
Ausstellung "Die 70er"
3382 Schallaburg 1
Öffnungszeiten :
19. März bis 6. November
Mo bis Fr: 9 bis 17 Uhr
Sa, So, Feiertage: 9 bis 18 Uhr
Kassaschluss jeweils eine Stunde vorher


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