In der Arbeit statt bei der Bescherung

BEZIRK. "Ich bin da, um zu helfen", sagt Iris Kellersperg vom Roten Kreuz Lilienfeld-St. Aegyd. Sie ist eine von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern vom Roten Kreuz, die sich am Heiligen Abend für ihre Mitmenschen engagieren.
"Gerade an den Weihnachtsfeiertagen möchten natürlich alle die Zeit mit ihren Liebsten verbringen. Doch die Notfallversorgung unserer Bevölkerung darf nicht darunter leiden und muss aufrechterhalten werden", sagt Iris Kellersperg. "Aus diesem Grund verzichte ich auf ein Weihnachtsfest und bin zu Weihnachten im Dienst, um Menschen in Not auch an diesem Tag die bestmögliche Hilfe und Versorgung zukommen zu lassen.“

Polizei und Landesklinikum

Die Polizisten Lisa-Marie Rockenbauer und Lukas Novotny haben am 24. Dezember Dienst in der Polizeiinspektion Traisen. "Das macht mir nichts aus, ich feiere mit der Familie einfach später", sagt Lisa-Marie Rockenbauer. "Wir nehmen bei der Dienstplaneinteilung darauf Rücksicht, dass die Kollegen mit Kindern am Heiligen Abend daheim sein können", so Lukas Novotny. "Die anderen Blaulichtorganisationen schauen am 24. Dezember mit Weihnachtswünschen vorbei, das ist immer sehr nett", sagt er.
Auch das Landesklinikum Lilienfeld kennt keine Feiertage. „Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am 24. Dezember im Dienst und versorgen die Patientinnen und Patienten. Im gesamten Klinikum wurden festlich dekorierte Weihnachtsbäume aufgestellt, um für jene Patientinnen und Patienten, die auch über die Weihnachtsfeiertage im Krankenhaus bleiben müssen, eine möglichst angenehme Atmosphäre zu schaffen", sagt Pressekoordinator Bernhard Schindlecker.

"Jemandem etwas Gutes tun"

Auch bei den ÖBB und bei Postbus sind zahlreiche Mitarbeiter an den Weihnachtsfeiertagen im Einsatz. Einer von ihnen ist Michael Minibauer, der am Abend als Lokführer auf der Traisentalbahn unterwegs ist. "Der Dienst zu Weihnachten ist sehr entspannt, weil die Gesamtstimmung ruhig und gelassen ist. Die Fahrgäste und Kollegen sind besonders besinnlich", sagt Michael Minibauer. Außerdem sei der Dienst am 24. Dezember etwas Besonderes: "Man hat das Gefühl, dass man für jemand anderen etwas Gutes tut. Sei es, die Fahrgäste zu ihren Familien zu bringen oder eben den Kollegen indirekt ein Fest bei ihrer Familie zu schenken."

Lokführer Michael Minibauer im Interview

Wieso machen gerade Sie heuer zu Weihnachten Dienst?
Ich möchte Kollegen die bereits Kinder haben entlasten und ihnen ermöglichen, dass sie Weihnachten im Kreise ihrer Liebsten feiern können.

Wie ist es, zu Weihnachten Dienst zu haben?
Sehr entspannt, weil die Gesamtstimmung ruhig und gelassen ist. Die Fahrgäste & Kollegen sind besonders besinnlich.

Ist der Weihnachtsdienst etwas Besonderes?
Ich finde schon, weil man das Gefühl hat, dass man für jemand anderen etwas Gutes tut. Sei es die Fahrgäste zu ihren Familien zu bringen oder eben den Kollegen indirekt ein Fest bei ihrer Familie zu schenken.

Wie geht man damit um, dass man am Weihnachtsabend nicht zu Hause ist?
In diesem Jahr fällt der Dienst so, dass ich zwar die Familientradition des Punschstand- Besuches vor der Bescherung verpasse, allerdings endet er früh genug, dass ich beim Essen und bei der Bescherung dabei sein kann.

Von wann bis wann geht der Dienst?
Von 05:11 Uhr bis 18:14 Uhr.

Gibt es bei den Kollegen eine Tradition in der Firma?
Traditionell gab es vor Corona jedes Jahr in der Verkehrsleitung eine Weihnachtsfeier für die Lokführer.

Auf welcher Strecke sind Sie eingeteilt?
Von St. Pölten aus fahre ich vormittags nach Krems und retour. Mittags geht es etwas weiter in den Westen nach Amstetten. Und als Abschluss meiner Schicht fahre ich noch das sogenannte „Schrambach-Radl“.

Wie ist an dem Tag die Stimmung bei den Fahrgästen?
Durch die allgemeine Festtagsstimmung sind auch die Fahrgäste sehr entspannt und besonders freundlich.

Wie wird Weihnachten (nach-)gefeiert?
Meistens verlegen wir das Weihnachtsfest mit der Familie vor auf den 23. Dezember oder feiern am 25. oder 26. Dezember nach.

Wie geht die Familie damit um?
Die Familie geht eigentlich sehr entspannt damit um, da ich aus einer Eisenbahnerfamilie stamme und auch mein Papa oft am 24. Dezember seine Züge geführt hat.

Gibt es ein besonderes Erlebnis während eines vergangenen Weihnachtsdienstes?
2018 fuhr ich mit der Schnellbahn von Tullnerbach-Pressbaum nach Wien Westbahnhof. Vor der Abfahrt ging die Führerstandstür auf und die Kollegin vom SKT-Team kam mit dem Friedenslicht hereinspaziert. Das Lichtlein hielt bis am Westbahnhof durch und konnte von dort aus erfolgreich weitergegeben werden.