Karin Chalupar im Gespräch
„Gleichberechtigung muss noch in die Köpfe der Männer und Frauen!“
Grünen-Frauensprecherin Karin Chalupar über Frauen in Corona-Zeit.
BEZIRK (red). Studien belegen, dass die Aufgaben zwischen Müttern und Vätern in der Coronakrise ungleich verteilt waren. War beziehungsweise ist die aktuelle Situation eine Krise der Frauen? Chalupar:
Die Krise hat uns nur deutlich gemacht, das wir noch weit weg sind von einer partnerschaftlichen Aufteilung der Erziehungs- und Hausarbeit. In Familien, in denen vor der Krise gemeinsam für die Kinder und für das Kochen usw. gesorgt wurde - wurde das auch im Lockdown gemacht. Aber das sind eben nicht viele, noch immer eine Minderheit.
Wie kann man dem entgegenwirken?
Frauen stärken! Gleichberechtigung muss eine Normalität sein und nicht immer erkämpft werden. Wenn ich die Zeitung in die Hand nimm und bis zur Seite 6 nur großflächige Fotos von "wichtigen" Männern erscheinen, dann hat jemand bewusst die Frauen vergessen, in die 2. Reihe gestellt.
Ist die bis dato gewonnene Gleichberechtigung in Wahrheit nur ein Trugschluss?
Nein, am Papier ist die Gleichberechtigung ja schon erreicht, jetzt muss das noch in die Köpfe der Männer und Frauen! Die Gleichberechtigung muss täglich eingefordert werden, und es braucht Sanktionen.
Gesellschaftlich unterbewertete und unterbezahlte Jobs sind plötzlich systemrelevante Berufe, in denen mehrheitlich Frauen tätig sind. Doch von besseren Löhnen oder Arbeitsbedingungen ist keine Rede. Warum nicht?
Es darf grundsätzlich keine Löhne geben, von denen man nicht leben kann. Vielleicht sollte die Gewerkschaft im Herbst nicht wochenlang für die Sparten, in denen vor allem Männer arbeiten kämpfen, sondern mit einer Lohnrunde für den Handel oder die Pflegekräfte die erste Latte hoch legen.
´Wie fällt Ihre Prognose für die Zukunft aus: Wird es einen länger anhaltenden Rückschlag für die Frauen geben?
Es gibt einen Rückschlag für Frauen und Männer. Und es gibt die Klimakrise.
Wenn jede Entscheidung, jedes Gesetz sozial gerecht gemacht wird, dann geht es Frauen, Männer und der Umwelt gut.
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