Sensation in Traun
Historischer Fund im Stadtteil Dionysen

- Foto: Fa. Archeonova
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Der Fund von Skelettresten – bereits im Mai 2023 bei Bauarbeiten zur Errichtung einer neuen Wasserleitung im Bereich der Unteren Dorfstraße im Trauner Stadtteil St. Dionysen in rund 0,80 m Tiefe – sorgt nun für eine Sensation.
TRAUN. „Bereits einen Tag nach Bekanntwerden dieses Zufallsfundes wurden die weiteren Bauarbeiten archäologisch begleitet. Innerhalb der Leitungskünette konnten weitere 11 Gräber – insgesamt 13 Individuen – erfasst, freigelegt, dokumentiert und geborgen werden“, betont Archäologe Wolfgang Klimesch von der Firma Archeonova.
Bisher gingen die Experten Archeonova davon aus, dass die Bestattung zum Friedhof rund um die Kirche gehört, da sich die Baustelle im Nahbereich der ehem. Kirche St. Dionysen befindet. Während der Pest 1713/14 diente das um 1290 erstmals urkundlich erwähntGotteshaus als pfarrliches Zentrum von Leonding. Wegen baulicher Mängel wurde die Kirche am 27. März 1787 gesperrt, ein Jahr später zum Teil abgetragen und in ein Bauernhaus umgewandelt.
„Die Skelette sind unvollständig erhalten, da kaum eine Bestattung sich zur Gänze innerhalb der Leitungskünette befand. Diverse Leitungseinbauten haben im Lauf des 20. und 21. Jahrhunderts zudem weitere Störungen verursacht“, so die Experten. Im Auftrag der Stadtgemeinde Traun wurde eine Datierung der Knochen mittels Radiocarbonmethode (C14-Datierung) durchgeführt.
„Als archäologische Sensation zu werten“
Die Ergebnisse des international renommierten Labors „Beta Analytic“ aus Miami (USA) sorgten für die Sensation: Die Probe von Grab 8 datiert um 1100, ein Umstand, der durchaus noch mit den historischen Quellen in Einklang zu bringen ist. Alle anderen Skelette sind zeitlich um 800 n. Chr. anzusetzen. „Ein Umstand der eigentlich als archäologische Sensation zu werten ist und die Geschichte von Traun/Dionysen neu schreibt“, erklären die Fachleute.

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Diese betonen, „dass aufgrund der Lage der Gräber ist davon auszugehen, dass diese von einem frühchristlichen Friedhof – wahrscheinlich von einem Vorgängerbau des erst um 1290 erwähnten Gotteshauses stammen. Für den christlichen Kontext spricht die Beigabenlosigkeit der Bestattungen. Zeitgleiche Gräber jenseits der Traun – zum Beispiel frühmittelalterliches Gräberfeld Pucking/Hasenufer – weisen Grabbeigaben und Trachtbestandteile auf und sind als „heidnisch“ anzusprechen. Die erste Erwähnung des Ortes Traun um 820 passt jedenfalls sehr gut zu diesem Befund.“
„Skelettreste sollen nicht bestattet werden“
Klimesch: „Auf Ersuchen und in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt sollen die Skelettreste nicht bestattet, sondern museal gelagert werden, da weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen noch weitere interessante Forschungsergebnisse erwarten lassen.“




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