Predigtgedanken
Aus der Pfarre Linz-St. Leopold
Seine Gedanken zum sechsten Sonntag nach Ostern sendet uns Pfarrprovisor P. Dominik Nimmervoll aus der Pfarre Linz-St. Leopold.
„Wenn du brav bist, habe ich dich lieb!“ - „Wenn du schlimm bist, mag ich dich nicht mehr!“ Liebesentzug als Disziplinierungsmittel? Das ist das Schlimmste, was man einem Kind antun kann.Ist auch Jesu Liebe von dieser Art? Er sagt zu seinen Jüngern und zu uns: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben.“
Gott liebt uns
Hat uns also Gott nur lieb, wenn wir seine Gebote halten? Das würde doch bedeuten, dass Gott uns nicht mehr liebt, wenn wir einen schlimmen Fehler gemacht haben oder schwere Schuld auf uns laden. Kurz und bündig: Heißt das, dass Gott uns seine Liebe verweigert, wenn wir uns nicht an seine Gebote halten? Da muss aber die Frage erlaubt sein: Widerspricht das nicht all dem, was Jesus über Gott gesagt hat? Hat er nicht immer wieder betont, dass Gott alle Menschen liebt - vor aller Leistung und trotz aller Schuld?
Zuerst müsst ihr lieben
Das Johannesevangelium sagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ Jesus wechselt den Blickwinkel, mit dem wir seine Gebote betrachten sollen. Denn er stellt die Gebote unter die Liebe. Jesus sagt nicht: „Zuerst müsst ihr alle Gebote halten". Er sagt: „Zuerst müsst ihr lieben, dann fällt es euch viel leichter, die Gebote zu halten." Die Liebe, die Jesus hier beschreibt, ist mehr ein Gefühl. Es ist Liebe nach Gottes Art, eine Liebe, aus der heraus eigentlich wie von selbst Taten der Liebe folgen.
Eine liebevolle Beziehung zu Gott
Jesus kommt es darauf an, dass wir eine liebevolle Beziehung zu Gott aufbauen; daraus ergibt sich dann auch, dass wir Gottes Gebote erfüllen. Wie das geht? Dazu ein Beispiel, das mich mit großer Hochachtung erfüllt: Ich meine pflegende Angehörige, die oft viele Jahre einen körperlich oder geistig schwerkranken Menschen betreuen und dabei auf Freizeit und Urlaub und vieles andere verzichten.
Durch Liebe über sich hinauswachsen
Wenn diese Pflege nur aus Pflichtbewusstsein geschieht, also nur, um das Gebot zu erfüllen, dann würde die menschliche Kraft allein für alle Geduld, all die Zuwendung und all den Verzicht nicht ausreichen. Es muss mehr dahinterstecken. Hier stoßen wir wieder auf die Liebe, durch die sie über sich hinauswachsen.
Wer Liebe annimmt, hat Kraft zur Nächstenliebe
Wer also Gottes Liebe annimmt, hat auch die Kraft zur Nächstenliebe. Wer die Nächstenliebe lebt, wird darin von Gottes Liebe bestärkt. Er erfährt, dass er im Mitmenschen Gott lieben kann. Das wird zu einem fortwährenden Kreislauf, den der Heilige Geist in Bewegung hält.
Schlussfolgerung: Nicht: „Nur wenn du brav bist, mag dich der liebe Gott.“, sondern „Weil dich der liebe Gott mag, kannst du brav sein.“
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