JKU-Forscher klären Streitfrage
Aristoteles lag richtig, Galilei nicht ganz

- Physiker Stadlbauer beim Versuch.
- Foto: Stadlbauer
- hochgeladen von Andreas Baumgartner
LINZ. "Alle Körper fallen gleich schnell", widersprach Galileo Galilei (geboren 1564) seinem Vordenker, dem griechischen Philosophen Aristoteles (geboren 384 vor Christus). Dieser vermutete, dass schwere Körper schneller zu Boden fallen als leichte.
Denkfehler Galileis
In den Physik-Lehrbüchern ist bis heute zu lesen, dass Galilei wohl recht hatte. Doch die Schulbücher müssen wohl bald alle umgeschrieben werden, denn Forschern der Johannes Kepler-Universität gelang nun der Nachweis, dass Galileo Galilei einem Denkfehler aufgesessen ist. Josef Stadlbauer von der Abteilung für Physik weicher Materie prüfte gemeinsam mit Abteilungsleiter Siegfried Bauer und Lukas Kehrer das Gedankenexperiment Galileis vollzog er Galileis Gedankenexperiment nach und setzte das Experiment in der Realität um. Es zeigte sich, dass Galileis Argumentation nicht schlüssig war. „Recht hatten letztlich beide ein bisschen, aber nicht ganz“, so Stadlbauer, „Luft ist eben nicht nichts.“
Schülertauglicher Versuch
Das Experiment: Lässt man Papierkegel mit unterschiedlicher Masse fallen, erreichen sie aufgrund des Luftwiderstands verschiedene Fallgeschwindigkeiten. Das würde in Richtung Aristoteles weisen. Nimmt man den Luftwiderstand weg (oder verringert ihn durch Zusammenknüllen der Kegel), fallen sie beinahe gleich schnell. Hier freut sich Galilei. Hintergrund ist nicht die Untersuchung fallender Körper an sich – die Physik dahinter ist der Wissenschaft längst bekannt. „Wir wollen aber mit einfachen, schülertauglichen Experimenten zeigen, wie wissenschaftlicher Diskurs verläuft. Und die SchülerInnen zu kritischem Denken anregen, weil oft mehr dahinter steckt, als.man in Schulbüchern lesen kann.“ Das Experiment wurde im American Journal of Physics, einer der Flaggschiffzeitschriften der Physikdidaktik, veröffentlicht und soll auch in die Schulbüchern Eingang finden.
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