Menschen im Gespräch
Auf der Voestbrücke sagt sie wo's langgeht

Nora Sonderegger arbeitet seit 2018 an der Vöestbrücke. | Foto: Baumgartner/BRS
  • Nora Sonderegger arbeitet seit 2018 an der Vöestbrücke.
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Das Interesse an der Voestbrücke ist groß – wir haben mit Bauleiterin Nora Sonderegger gesprochen.

LINZ. Nora Sonderegger hat den Überblick über eine der großen Brückenbaustellen in der Stadt. Als Jungbauleiterin bei der Firma Swietelsky organisiert sie die Abläufe beim Bau der beiden Bypassbrücken für die Voestbrücke. Der StadtRundschau hat sie über ihren Arbeitsalltag erzählt:
 
Wie ist es dazu gekommen, dass Sie eine der größten Baustellen in der Stadt leiten?
Nora Sonderergger: Ich bin Jungbauleiterin. Das hat sich im Laufe der Baustelle so entwickelt. Ich habe mehr als Technikerin angefangen. Einfach durch wachsende Aufgaben. Es ist jetzt nicht so, dass man gewisse Punkte erfüllen muss. Es ist mehr ein schleifender Übergang. Bei kleineren Projekten ist es vielleicht so, dass du die Gesamtorganisation übernimmst. Bei größeren Projekten kannst du das nicht so differenzieren.

Wie lange ist die Vorlaufzeit eines solchen Projekts?
Wir haben im Jänner 2018 angefangen. Wirklich den Auftrag bekommen haben wir (Anm. d. Red. – das Projekt ist eine ARGE zwischen Swietelsky und Granit) im Dezember davor. Zwischen Beauftragung und Start war ein Monat, und das ist eigentlich sehr kurz. Wir haben davor schon mit der Arbeitsvorbereitung begonnen, da war ich aber noch auf einem anderen Projekt, also eigentlich ist der Start für mich quasi mit Baustart gewesen.

Lärmschutzwände, Geländer, Asphaltierungsarbeiten

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie ins Büro kommen?
E-Mails lesen. (lacht) Dann ist oft gleich draußen irgendetwas zu tun. Ich wohne auch in der Nähe und gehe oft zu Fuß. Wenn ich dann auf der Brücke den Polier treffe, ist das Erste, draußen mit dem Polier reden. Dann ist es sehr abhängig, was gerade anfällt. Ich bin zum Beispiel dafür zuständig, dass am Anfang des Monats die Rechnung gelegt wird. Wenn gerade dieser Teil des Monats ansteht, sind diese Aufgaben vorrangig – dass die Rechnung an die Asfinag raus geht, dass alles fertig abgestimmt wird.

Wie behält man auf einer so großen Baustelle die Übersicht?
Grundsätzlich teilt sich die Baustelle in drei Abschnitte auf und wird jeweils von Bauleiter, Polier und Techniker betreut. Dann gibt es den technischen Innendienst, das sind ein Kollege und ich. Das bedeutet die Betreuung von Subunternehmern die Koordination, wenn da Fragen auftauchen. Auch gehört hierzu die Vergabe von Sub-Gewerken. Jetzt finden gerade viele Ausbaugewerke bei uns statt, also Lärmschutzwände, die hergestellt werden, Geländer, die montiert werden, Asphaltierungsarbeiten. Und da ist unser Einsatz dann wieder mehr draußen. Da arbeiten verschiedene Subunternehmer daran, das gehört zeitlich abgestimmt. Dann treten Probleme und Unklarheiten draußen auf, die gelöst werden müssen.

Muss man für den Job ein Organisationstalent sein?
Wenn es eine terminliche Änderung gibt, bspw. durch Witterung, können gewisse Arbeiten nicht ausgeführt werden. Das heißt natürlich, dass das einen Rattenschwanz nach sich zieht, dass andere Subunternehmer erst verspätet anfangen können, dass das abgeklärt gehört. Zudem haben wir auch verschiedene Verkehrsphasen. Jetzt stehen auch wieder Verkehrsumlegungen an, da ist die Abstimmung mit den Behörden im Vorfeld notwendig. Die Pläne gehören vom Magistrat Linz verordnet, dann gehört das technisch überlegt: wie ist es möglich die Verkehrsumlegung durchzuführen. Anschließend wird das zeitlich mit dem Subunternehmen abgestimmt.

Welche Rolle spielt da das Wetter?
Wenn Asphaltierungs- oder Beschichtungsarbeiten während der Sperre notwendig sind und es regnet, können die nicht durchgeführt werden, dann musst die Sperre verschoben werden. Damit sich der Fertigstellungstermin dennoch ausgeht, gehört dann umorganisiert und muss überlegt werden, wie man den Ablauf umdrehen könnte.

"Meine erste Baustelle außerhalb von Wien"

Was können sie uns zu ihrem Werdegang erzählen?
Ich habe die HTL gemacht in Wien für Bautechnik im Tiefbau. Anschließend habe ich Bauingenieurwesen auf der TU Wien studiert. Mein erstes Praktikum bei der Swietelsky war bei der U2-U-Bahn-Verlängerung, später war ich dann auch bei der U1-Verlängerung.
Da habe ich dann gemerkt, dass ich auf der Baustelle arbeiten möchte, dass mir das ganz gut gefällt. Jetzt bin ich seit etwas mehr als zwei Jahren bei der Swietelsky.

Ihr Arbeitsort verändert sich ja auch immer wieder?
Linz ist jetzt meine erste Baustelle außerhalb von Wien und Umgebung und die erste Baustelle dieser Größenordnung und über so einen langen Zeitraum.

Wissen Sie schon wo es dann für Sie weitergeht?
Mitte 2020 ist Verkehrsfreigabe, dann gibt es noch Nacharbeiten. Ich bin also sicher noch ein Jahr in Linz und soweit im Voraus sind die wenigsten Bauprojekte bekannt. Was später greifend werden könnte, ist jetzt erst in der Ausschreibung. Da kann man jetzt noch überhaupt nichts sagen.

Was ist bis jetzt ihr Eindruck in der Stadt?
Mein erster Eindruck von Linz war sehr deprimierend, muss ich sagen. Die Baustelle hat im Jänner 18 begonnen. Irgendwann bin ich dann am Abend nach der Arbeit in die Innenstadt und da war kein Mensch. Das kenne ich von Wien so nicht. Aber ich finde Linz ist im Sommer und wenn man draußen Zeit verbringen kann, eigentlich ganz nett und die Stadt sehr bemüht, dass sie Aktivitäten setzt. Aber da ich auch am Wochenende meist nach Wien heimfahre ist es so, dass ich keinen wirklichen Bezug zur Stadt aufbaue.

"Schon als Kind Baukräne bewundert"

War das immer schon Ihr Wunschberuf?
Ich war mir länger nicht sicher was ich machen möchte. Für das Bauingenieur-Studium habe ich mich mehr aus dem Gefühl heraus entschieden. Aber die Faszination für die Baustellen war definitiv da. Meine Mutter meint, dass ich als Kind schon Baukräne sehr bewundert habe. Ich habe mich auch irrsinnig gefreut als ich bei einem Ferialpraktikum auf einen Kran raufgehen und mitfahren durfte. Am Beruf mag ich, dass es abwechslungsreich ist, es ist nicht monoton. Im Laufe des Projekts ändert sich das Aufgabefeld und je nach Projekt ändern sich auch die Projektpartner, die Kollegen. Diesen Wechsel, dass man nicht in diesen Trott fällt, empfinde ich schon als etwas sehr Positives.

Was ist das Besondere auf der Großbaustelle?
Die zeitliche Thematik ist herausfordern, da das Projekt sehr knapp bemessen ist. Es kommen jetzt auch mehrere Verkehrsumlegungen, die sind auch immer eine Herausforderung und dann natürlich die Öffentlichkeit. Du bist mitten in Linz und für alle sichtbar. Die Baustelle mitten in der Stadt zu haben, bedeutet auch Platzprobleme. Auf der grünen Wiese hast du neben mehr Lagerflächen auch keinen Verkehr, den du aufrechterhalten musst.

"Wir als Bauleitungsteam umgehen den Stau auf der Baustelle, indem wir Fahrräder benützen, wenn wir über die Brücke müssen."

Rund um die Voestbrücke wird auch viel gebaut. Blockiert man sich da gegenseitig?
Da versucht man sich gegenseitig zu helfen. Zum Teil werden beispielsweise Zufahrten geteilt, da muss man sich einfach absprechen. Es ist nicht so, dass wir gar keine Lagerflächen haben, aber es ist vom Platz begrenzt. Du musst schauen was du wo und wie lagerst, damit du es nicht dreimal angreifen muss, dass es nicht im Weg ist.

Wie wirkt sich der morgendliche und abendliche Stau auf die Arbeiten aus?
Wenn große Betonagen sind, gehört der Verkehr berücksichtigt. Die Mischwägen für die Betonlieferung müssen über die Brücke. Wir als Bauleitungsteam umgehen den Stau auf der Baustelle, indem wir Fahrräder benützen, wenn wir über die Brücke müssen. Bzw. kommt es auch darauf an, wo man hinmuss, manche Bereiche sind nur über die Autobahn zugänglich.
Bei so einem großen Baufeld ist auch die Zulieferung ein Thema. Wir haben eigene Zulieferpunkte geschaffen, wo dann die Materiallieferungen schon zugewiesen werden können. Das war gerade am Anfang eine Herausforderung. Mittlerweile funktioniert das bei Sachen, die regelmäßig bestellt werden, schon ganz gut.

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