Linza G'schichten
Der Oberst lädt zur Parade
Wir haben Oberst Eckhardt von Eckenfeld vor der großen Frühjahrsparade zum Gespräch getroffen.
LINZ. Der beste Ort, um sich mit dem Oberst eines Linzer Traditions-Regiments zu treffen, ist die k.u.k.-Hofbäckerei in der Pfarrgasse. Die Wände sind voll mit Bildern und Karten aus dem alten Österreich, der letzte Kaiser allgegenwärtig. Mitten darunter zeigt ein neueres Foto das Traditions-Dragonerregiment No. 7 „Herzog von Lothringen und Bar" in ganzer Pracht. Davor sitzt Johann Marian Eckhardt von Eckenfeld, der das Regiment 1990 gemeinsam mit seinem Sohn gegründet hat. Das historische Vorbild war böhmisch und wurde 1919 aufgelöst.
"Rambos gibt's bei mir nicht"
"Es geht um Traditionsbewusstsein, Kameradschaft und Ehrlichkeit", erklärt er. Militarismus oder gar Kriegsverherrlichung sind tabu. "Ich zieh’ mir eine Uniform an, nehme eine Waffe und spiele Rambo – das gibt’s bei mir nicht", sagt Eckhardt, der aus kroatischem Militäradel entstammt. Ein Vorfahre hatte sich als Kavallerist in den Türkenkriegen verdient gemacht und wurde dafür geadelt. Eckardt selbst blieb eine militärische Karriere aufgrund einer Rückgratverletzung jedoch verwehrt. "Mein Rang als Oberst wird aber beim Bundesheer anerkannt", sagt er, wenn auch mit dem Zusatz "iTR", der für "in Tradition" steht. Seit sein Regiment 1994 die sogenannte "Wehrrelevanz" bekommen hat, könnte es im Kriegsfall sogar einberufen werden.
Theater statt Militär
Beruflich war der heute 75-Jährige in völlig anderen Gefilden unterwegs. Er studierte Ballett, war am Raimund Theater in Wien, später als Amtsspielleiter am Linzer Landestheater. Nebenbei hat er an Schul- und Laienbühnen inszeniert und die Kellerbühne im Studentenwerk des Jesuitenkollegiums geleitet. Inszeniert wird zwar auch bei den Traditionsverbänden, aber seriös müsse es sein, so Eckardt. 14 Uniformierte gibt es aktuell in Linz, darunter Bäcker, Ärzte und "echte" Unteroffiziere des Bundesheeres. "Alle, die Interesse an Tradition haben, können kommen", sagt Eckhardt. Die Uniformen sind nachgemacht, denn in die Originale würde heute keiner mehr reinpassen. Auch die Standarte hat ein Grafiker handgemalt. Kartuschen und Säbel sind jedoch aus der Zeit. Nur mit Pferden können die Dragoner heute nicht mehr dienen, der Unterhalt käme zu teuer.
Seligsprechung in Rom
Das Regiment rückt aus, wenn es dazu eingeladen wird – nach Kroatien, Slowenien, Ungarn, Tschechien, sogar bei der Seligsprechung Kaiser Karls in Rom waren sie dabei. Als Traditionspartner der Heeresunteroffiziersakademie Enns verleihen sie den dortigen Zeremonien einen historischen Rahmen. Schlachten werden keine nachgestellt. "Das sind Stuntmen, sehr schön, aber mit Tradition hat das nichts zu tun", so Eckhardt.
Große Frühjahrsparade
Sehen kann man den Oberst und seine Kameraden am 30. März bei der großen Frühjahrs-parade auf der Landstraße. Am Anfang waren die Linzer etwas skeptisch, heute schauen viele zu. 440 Uniformierte aus der ganzen ehemaligen Monarchie werden erwartet – auch Italiener, denn Gegner gibt es natürlich keine mehr: "In der heutigen Zeit ist das Blödsinn", so Eckhard. Bald soll sein Sohn das Regiment übernehmen, der ist immerhin bereits Major.
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