Linzer Kriminalgeschichte
Der ungelöste Doppelmord von Urfahr

Das Phantombild von diesem Mann, war damals einer der wenigen Hinweise. | Foto: LKA
  • Das Phantombild von diesem Mann, war damals einer der wenigen Hinweise.
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Den Doppelmord von Urfahr im März 2008 kann nur noch Kommissar Zufall lösen. Ein Stück Linzer Kriminalgeschichte.

LINZ. 15 Jahre sind vergangen, seit die beiden Bühnentechniker Christian J. und Wolfgang H. am 10. März 2008 in einer Wohnung in Urfahr brutal erstochen wurden. Dass der blutige Doppelmord auch eineinhalb Jahrzehnte später noch ungesühnt sein wird, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen. Die BezirksRundSchau hat mit Staatsanwältin Ulrike Breiteneder über den Cold Case gesprochen.

Konnte mit Messer umgehen

Bis der beißend süßliche Geruch von Verwesung und die sich bereits stapelnde Post vor der Wohnung im zweiten Stock am Hartmayrgut 14, die damalige Hausbesorgerin Verdacht schöpfen ließ, vergingen noch zehn Tage. Ein enormer Vorteil für den Täter, denn die ersten 48 Stunden nach einem Kapitalverbrechen seien entscheidend, erklärt Breiteneder. Erst am 20. März wurde im "Musikzimmer" der schmuddeligen Gemeindebauwohnung die Leiche des damals 46-jährigen Christian J., und im Wohnzimmer, jene des 51-jährigen Wolfgang H. gefunden. Beide Männer, die in der Linzer Drogenszene bestens bekannt waren, wiesen unzählige Messerstiche auf. Als Erstes wurde der J. von hinten mit 12 Messerstichen hauptsächlich in Kopf und Hals getötet. Anschließend kam es zu dem, was Nachbarn später als Geräusch "wie beim Möbelrücken" beschrieben haben.

"Mord verjährt nicht und die DNA kann jederzeit in einer Datenbank auftauchen", so Staatsanwältin Ulrike Breiteneder.

In Wirklichkeit kämpfte H., so lassen es seine Abwehrverletzungen deuten, um sein Leben und starb am Ende durch 27 Messerstiche. Dabei verletzte sich auch der Mörder und hinterließ so seine DNA, noch ist der Mann aber nirgends in Erscheinung getreten, denn bis heute gab es in keiner Datenbank einen Treffer. Wolfgang H. dürfte der Angriff gar nicht gegolten haben, die Ermittler gehen davon aus, dass der 51-Jährige, lediglich als unliebsamer Zeuge sterben musste. Der Täter ging jedenfalls nicht nur mit äußerster Brutalität vor, es wird auch vermutet, dass er im Umgang mit Messern erfahren war, dafür würden die gezielten Stiche auf die Oberschenkelarterien der Opfer sprechen, so Breiteneder. Es müsse sich zudem um einen extrem abgeklärten Mörder handeln. "Am Tatabend war J. mit einer Bekannten verabredet, diese klingelte gegen 21.40 Uhr an seiner Wohnung. Weil niemand aufmachte, rief sie ihn am Handy an, das erste Mal läutete es, beim zweiten Mal wurde sie weggedrückt, später fanden die Ermittler das Telefon mit herausgenommenen Akku", so Breiteneder. Der Täter müsse demnach noch in der Wohnung gewesen sein und ließ sich auch vom Besuch nicht aus der Ruhe bringen.

Aufwendige Ermittlungen

Von dieser Frau stammen auch die einzigen Hinweise zum möglichen Täter. Kurz nach 22 Uhr will sie einen etwa 30 Jahre alten und 1,80 Meter großen Mann beim Verlassen des Hauses gesehen haben – der Mann vom Phantombild. Außerdem fiel ihr ein "Volvo-artiger" Kombi mit ungewöhnlicher Holz-Optik an der Seite auf, ähnlich einem US-Car. Doch trotz hunderter überprüfter Fahrzeuge in ganz Europa und intensiver Öffentlichkeitsfahndung, erwiesen sich beide Spuren als Sackgasse. Im Zuge der aufwendigen Ermittlungen wurden sämtliche Krankenhäuser nach Personen mit Schnittverletzungen und mehr als 300 Kontakte aus den vier Handys von Christian J. überprüft, ohne Erfolg. Die meisten Personen seien aus dem Drogenmilieu gewesen und hätten naturgemäß nur ein äußerst geringes Interesse an einer Kooperation mit der Polizei gehabt, sagt Breiteneder. Nur eine Person galt kurzzeitig formal als Verdächtige. Als die Polizei die Ex-Frau von J. über dessen gewaltsamen Tod informierte, hatte sie Blutflecken auf ihrer Kleidung. Wie sich herausstellte, war es ihr eigenes. Über das Motiv zur Tat lässt sich bis heute nur rätseln, am wahrscheinlichsten gilt ein Zusammenhang mit den Drogengeschäften von J. Der Staatsanwaltschaft bleibt nur zu hoffen, dass die DNA des Mörders irgendwann doch noch in einer Datenbank auftaucht.

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