Verein "Geschichte teilen"
"Erinnerung soll lebendig sein"

Der Linzer Sammler Johannes Gstöttenmayer verwaltet rund 32.000 Fotos aus Linz und Umgebung. Der bekennende Nostalgiker kann zu jedem Bild auch eine Geschichte erzählen. | Foto: BRS/Gschwandtner
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  • Der Linzer Sammler Johannes Gstöttenmayer verwaltet rund 32.000 Fotos aus Linz und Umgebung. Der bekennende Nostalgiker kann zu jedem Bild auch eine Geschichte erzählen.
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Die Liebe zur Nostalgie und Geschichten von damals begleitet den Linzer Fotografen Johannes Gstöttenmayer bereits ein Leben lang. Seit zehn Jahren sammelt er gezielt alte Fotos und Postkarten aus Linz und Umgebung. Die Zeit in der Corona-Pandemit nutzte er zum Ordnen und Digitalisieren seines umfangreichen Archives. In seinem Verein "Geschichte teilen" tauscht er sich regelmäßig mit Gleichgesinnten aus. Wir haben ihn in seinem Studio im Linzer Neustadtviertel besucht und viele spannende Linz-Geschichten erfahren. Gemeinsam wollen wir in Zukunft "Geschichte teilen" und präsentieren jede Woche ein Bild aus dem "Linz von damals".

LINZ. "Ich bin ein unverbesserlicher Nostalgiker", so Johannes Gstöttenmayer auf die Frage, was ihn denn so fasziniert an der Vergangenheit. Schon als Kind haben ihn die Geschichten von den Großeltern und den älteren Nachbarinnen fasziniert. Liebend gern habe er sich die Fotos aus der Familiensammlung angeschaut. Zum Beispiel das ehrwürdige Porträt seiner Ur-Großmutter Josephine – einer wohlhabenden Kaufmannstochter. Es entstand 1924, kurz nach der Weihe des neuen Linzer Doms. "Darum die elegante Kleidung", erklärt Gstöttenmayer. Kennengelernt hat er sie nicht mehr. Das schmucke Bürgerhaus im Neustadtviertel, in dem er mit seiner Frau und den Geschwistern wohnt, hat er ihr zu verdanken.

Die Ur-Ur-Großmutter von Johannes Gstöttenmayer, Josephine Gstöttenmayer um 1924. Die Aufnahme entstand kurz nach der Weihe des Neuen Doms. Daher die elegante Kleidung der wohlhabenden Kaufmannstochter. | Foto: Sammlung Gstöttenmayer
  • Die Ur-Ur-Großmutter von Johannes Gstöttenmayer, Josephine Gstöttenmayer um 1924. Die Aufnahme entstand kurz nach der Weihe des Neuen Doms. Daher die elegante Kleidung der wohlhabenden Kaufmannstochter.
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"Die Fotos wollen zu mir"

Seit zehn Jahren sammelt Gstöttenmayer alte Fotos und Postkarten aus Linz und Umgebung. "Früher habe fast ich alles genommen, heute suche ich mir die speziellen Sachen heraus", so der Fotograf. Seine Schätze findet er auf Flohmärkten oder Online-Plattformen. Häufig kommen auch Menschen mit ihren Familienfotos zu ihm. Das mag Gstöttenmayer am liebsten. "Die Fotos wollen zu mir", meint er scherzhaft. In den privaten Sammlungen sind häufig ganz besondere Momenten aus dem Alltag der Menschen versteckt. Zu jedem Bild weiß Gstöttenmayer die Geschichte – etwa als ihm einmal jemand eine faszinierende Serie von 600 Bildern brachte, die die Bombenschäden in Linz dokumentieren. Oder ein privates Foto vom ersten offiziellen Flug vom Linzer Flughafen.

"Erinnern soll lebendig sein"

"Es gib von allem Fotos", ist Gstöttenmayer überzeugt. Manche Motive sind jedoch häufiger als andere. "In Linz haben zum Beispiel alle vom Pöstlingberg runter fotografiert", meint der Sammler. Die privaten Fotos, die Leute zu ihm bringen, digitalisiert er akribisch in einer Datenbank. Gut verschlagwortet, sind sie auf Knopfdruck aufrufbar. "Es ist Vermächtnisarbeit, was ich hier mache", meint Gstöttenmayer, "wenn man über jemanden redet, dann erhält man ihn auch irgendwie am Leben." Die Originale bleiben häufig im Besitz der Familien. Gstättenmayer geht es nicht ums Besitzen. Erinnern soll für ihn lebendig sein. "Es ist so schade, wenn die Bilder in privaten Sammlungen und Archiven verstauben.

In der Baracke in der Dauphinstraße 31 lebte Familie Hanke bis etwa 1960. Mit fünf Kindern teilte man sich zwei Räume. Hier kam der Onkel mit dem Motorrad zu Besuch und hatte auch einen Fotoapparat dabei. | Foto: Sammlung Hanke
  • In der Baracke in der Dauphinstraße 31 lebte Familie Hanke bis etwa 1960. Mit fünf Kindern teilte man sich zwei Räume. Hier kam der Onkel mit dem Motorrad zu Besuch und hatte auch einen Fotoapparat dabei.
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Rund 32.000 Aufnahmen in Sammlung

Mittlerweile verwaltet er rund 32.000 Aufnahmen. Sein ältestes Stück stammt vom Linzer Fotografen August Red, etwa 1860. Dieser fotografierte aus seinem Studio von der Promenade über die Linzer Dächer. Ein seltenes Fundstück, für das er lediglich fünf Euro auf Ebay zahlte. Über die nächste Zeit wird Johannes Gstöttenmayer jede Woche mit uns "Geschichte teilen".

Wer jetzt Lust bekommen hat, sich über alte Fotos auszutauschen, oder selbst sogar spannende Bilder zu Hause hat, kann ganz einfach zum nächsten Geschichte-Stammtisch kommen. Die Termine dazu werden rechtzeitig auf der Facebook-Seite veröffentlicht.

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