Menschen im Gespräch
"Es sterben immer noch Menschen"

Erik Pfefferkorn ist Sozialwirt und seit 21 Jahren bei der Aidshilfe OÖ in der Präventionsarbeit tätig.

Ist Aids in Österreich überhaupt noch ein Thema?
Erik Pfefferkorn: Ja, denn trotz großer Therapieerfolge ist eine HIV-Infektion nicht heilbar und auch in Oberösterreich sterben nach wie vor Menschen daran. Die Todesfälle betreffen aber vorwiegend Personen, die schon sehr lange mit HIV infiziert sind. Wird eine HIV-Infektion heute frühzeitig behandelt, so bricht Aids gar nicht mehr aus.

Was gibt es heute für Behandlungsmöglichkeiten?
Bei der Behandlung hat es sehr große Fortschritte gegeben. Vor einigen Jahren mussten Patienten noch bis zu 20 Tabletten am Tag einnehmen. Heute reicht oft eine. Auch treten wesentlich weniger Nebenwirkungen auf. Rechtzeitig behandelt, haben Betroffene eine annähernd gleiche Lebenserwartung. Und: Menschen unter wirksamer Therapie, die unter der Virusnachweisgrenze sind, können den Virus nicht mehr übertragen.
 
Hat die Krankheit durch die Therapiemöglichkeiten an Schrecken verloren? 
Ja. Dank der Therapieerfolge ist eine HIV-Infektion von einer tödlichen zu einer chronischen, behandelbaren Infektion geworden. Allerdings ist eine HIV-Diagnose für viele Betroffene nach wie vor ein Schock und stellt einen massiven Einschnitt im Leben dar.
 
Wie ist die Situation außerhalb Europas?
Von den geschätzt 36,7 Millionen HIV-positiven Menschen leben circa zwei Drittel in Ländern südlich der Sahara. In den letzten Jahren steigen die Infektionszahlen aber auch in Ländern Osteuropas, wie der Ukraine, Russland oder Weißrussland. Weltweit sterben jährlich circa eine Millionen Menschen an Aids.
 
Sind die Menschen heute wieder leichtsinniger?
Steigende Zahlen an sexuell übertragbaren Infektionen, wie Chlamydien oder Tripper, weisen darauf hin. In Österreich infizieren sich täglich ein bis zwei Personen mit HIV, die meisten durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Infektionen über Spritzentausch sind in Österreich dank präventiver Maßnahmen, wie Spritzentauschprojekte, auf einem relativ niedrigen Niveau.
 
Gibt es in den Schulen ausreichend Aufklärung?
Was ist ausreichend? Die Aidshilfe Oberösterreich hält jährlich über 200 Workshops an Schulen und in außerschulischen Einrichtungen ab. Das ist viel, aber da ist noch Luft nach oben.
 
Werden HIV-Positive heute noch diskriminiert?
Leider werden – trotz medizinischer Fortschritte – auch heute noch HIV-positive Menschen diskriminiert. Antidiskriminierungsarbeit stellt deshalb meiner Meinung nach eine der wichtigsten Aufgaben der Aidshilfen dar. Übrigens: Die meisten Diskriminierungserfahrungen machen Betroffene im medizinischen Bereich.
 
Welche Testangebote hat die Aidshilfe?
Wir bieten eine kostenlose und anonyme Testung auf HIV, Hepatitis B und C sowie Syphilis an. Seit November kann man sich auch um 30 Euro mittels Selbstabstrich auf Tripper und Chlamydien testen lassen. Hat man sich mit einer dieser Geschlechtskrankheiten infiziert, steigt auch das HIV-Infektionsrisiko.

Nähere Infos zu HIV und Aids sowie zur Arbeit der Aidshilfe Oberösterreich finden Sie unter aidshilfe-ooe.at

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