Künstlerin Katharina Gruzei
"Freiräume im öffentlichen Raum werden immer weniger"
Viel Arbeit liegt hinter und vor der in Linz und Wien lebenden Künstlerin Katharina Gruzei. Zuletzt organisierte sie eine Ausstellung in New York – jetzt bereitet sie bereits die nächste im Museum Arbeitswelt in Steyr vor. In ihren fotografischen Serien thematisiert sie auch häufig das Thema Erwerbsarbeit. Im Gespräch erzählt Gruzei von einem Projekt, in das sie 13 Jahre investierte, vielleicht umsonst.
LINZ. Als wir die bildende Künstlerin Katharina Gruzei zum Gespräch in einem Linzer Café treffen, ist sie noch vom Jetlag geplagt. Seit einigen Tagen ist sie erst aus New York retour. In der Galerie Mana Contemporary läuft aktuell eine von ihr organisierte Ausstellung. Unter dem Titel "Right Time, Right Place" beleuchtet Gruzei gemeinsam mit anderen Künstlerinnen und Künstlern die Probleme der Gentrifizierung in New York. "Freiräume im öffentlichen Raum werden immer weniger. Viele sind nur mehr kommerziell nutzbar", sagt Gruzei. In New York würde das immer mehr zum Problem. In den 70er-Jahren sei die Stadt noch "eine Spielwiese für informelle Kunst" gewesen.
"Linzer Szene" in New York
Für die Ausstellung lud sie 13 weitere Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Disziplinen ein. Auch aus Linz sind mehrere Arbeiten vertreten: etwa von Valie Export, Marlene Hausegger, Oktavia Schreiner sowie dem Kollektiv Gelitin. "Ich wollte dem New Yorker Publikum einen Einblick in die Linzer Szene bieten", so die Absolventin der Linzer Kunstuniversität. Sie fertigte eine Videoarbeit für die Ausstellung an. Inspiriert von sogenannten "Sandwich-Boards" – einer Werbeform, bei der Menschen Plakate an ihrem Körper tragen – ging sie selbst mit poetischen Botschaften auf die New Yorker Straßen. "Die Aktion hat durchaus Aufsehen erregt. Viele Leute haben mich angesprochen", berichtet die Künstlerin.
Drei Jahre bis zur Ausstellungseröffnung
Bis zum 13. November läuft die Ausstellung noch. Zuvor war Gruzei etwa einen Monat vor Ort und verbrachte auch im Sommer mehrere Wochen mit den Vorbereitungsarbeiten und Treffen mit den Künstlerinnen und Künstlern in New York. Geplant war das Projekt bereits seit drei Jahren. Auch hier mache die Corona-Pandemie der Künstlerin einen Strich durch die Rechnung. “Kurzfristig musste ich dann eine andere Location finden und habe mit Ysabel Pinyol Blasi und der Monira Foundation tolle Kooperationspartner gefunden", sagt Gruzei. Bei der Monira Foundation handelt es sich um eine nicht-kommerzielle Organisation, die in einem ehemaligen Tabaklager in New Jersey auch eine Galeriefläche betreibt.
Unglückliches Timing für Buchprojekt
In das Projekt investierte Gruzei in den letzten Monaten viel Arbeit. Nicht zuletzt, um sich von einem herben Rückschlag – ausgelöst durch die nächste Krise – abzulenken. "Eigentlich hätte ich im Frühling meinen 500-seitigen Bildband über Menschen in der Moskauer Metro präsentieren sollen", so die Künstlerin, "nach dem Angriff von Russland auf die Ukraine wurde die Buchpräsentation kurzfristig abgesagt." 13 Jahre Arbeit stecken darin. Die Künstlerin hofft, dass sich für das Projekt in Zukunft nochmals eine Chance ergibt.
Ausstellung im Museumsarbeitswelt Steyr
Ihr Blick in die Zukunft ist dennoch positiv: Als Nächstes steht eine Einzelausstellung "Bodies of Work" im Museum Arbeitswelt Steyr an. Dort zeigt sie Fotografien aus Österreichs letzter Donau-Schiffswerft. Diese eröffnet am 4. November.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.