Archäologie in Linz
Lentia – auf den Ruinen der Römer erbaut
Linz gilt als frühester Fundort römischer Kultur in Oberösterreich. Dennoch ist in der Stadt wenig davon zu sehen. Eine große Ausstellung im Schlossmuseum 2025 soll das ändern.
LINZ. "Von der Römerzeit ist in Linz leider wenig zu sehen. Die mittelalterliche und neuzeitliche Stadt wurde über den Ruinen von Lentia errichtet", sagt Stefan Traxler. Der Archäologe leitet die Sammlung Römerzeit, Mittelalter und Neuzeit im Schlossmuseum Linz. Dabei gilt Linz als der früheste Fundort römischer Kultur in Oberösterreich. "Damit wäre Lentia eigentlich viel bedeutender, als etwa Lauriacum (Enns)", betont Traxler, "Linz ist leider das Stiefkind der Archäologie in Oberösterreich." Grund dafür sei die dichte Bebauung. Grabungen in der Stadt gestalten sich schwierig und sind nur selten möglich. Im Zuge einer Baustelle konnten zuletzt im Sommer 2021 in der Waltherstraße wichtige Funde gesichert werden. "Diese werden gerade von einer Archäologie-Studentin für ihre Masterarbeit aufgearbeitet", erzählt Traxler.
Militärisches Zentrum der Region
Mit einer etwa 500-Mann-starken Reitereinheit bildete Linz im 2. Jahrhundert nach Christus vermutlich das militärische Zentrum der Region. Das Reiterkastell aus dieser Zeit lag zwischen der Promenade, der Landstraße, der Bischofstraße und der Herrenstraße und war etwa dreieinhalb Hektar groß. Den Beweis dafür erbrachte ebenfalls eine Rettungsgrabung während Bautätigkeiten an der Promenade im Jahr 2015/16. Außerhalb der militärischen Anlage befand sich die zivile Siedlung – "vicus" genannt – mit Wohnhäusern, Werkstätten, Geschäftslokalen und Gastronomie. Laut Traxler geht man davon aus, dass zur Zeit der größten Ausdehnung etwa 2.000 bis 3.000 Menschen in Lentia lebten.
Lentia seit 2000 Jahren durchgängig besiedelt
Die früheste menschliche Besiedelung in Linz lässt sich durch zahlreiche Funde am Schloßberg sowie am Römerberg bis in die späte Bronzezeit (11. bis 9. Jhd. v. Chr.) nachweisen. "Durchgehend besiedelt war Lentia seit der späten Eisenzeit (Anm. 1. Jhd. v. Chr.)", erklärt der Archäologe. Es sei ein "nahtloser Übergang von der Eisenzeit zur Römerzeit" belegt. Außerhalb der Siedlung an der wichtigsten Ausfallstraße nach Süden, liegt eine der wichtigsten Fundstellen auf dem Linzer Stadtgebiet: das Gräberfeld Kreuzschwestern, das beim Aushub der Kreuzschwesternschule 1926 entdeckt wurde. Es enthält rund 150 Urnengräber und drei Körperbestattungen. Zu sehen sind die Funde derzeit nicht.
Große Archäologie-Ausstellung ab 2025
Das soll sich aber spätestens 2025 ändern. "Wir arbeiten gerade daran, die archäologische Sammlung im Schlossmuseum neu aufzustellen", verrät Traxler. Herzstück davon ist ein "Archäologischer Stadtplan", der eine Übersicht über alle wichtigen Fundstellen geben soll. Ein weiteres Highlight steht 2025 zusätzlich an: "In diesem Jahr wird es nach langem auch wieder eine Grabung im Stadtgebiet geben", freut sich Traxler. Genaueres verraten, will er noch nicht. Aktuell sind im Foyer des Schlossmuseums ausgewählte Funde aus drei aktiven Grabungen – in Königswiesen, in Thalheim bei Wels sowie in Enns – zu sehen.
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