Story der Woche
Neue Lösungen gegen die Linzer Taubenplage
Stadttauben polarisieren: Für viele sind sie einfach nur lästige Schädlinge. Einigen Menschen tun die Vögel leid und sie füttern sie – entgegen aller Empfehlungen von Experten. Wie kann eine Stadt das Problem in den Griff bekommen und welche Maßnahmen setzt Linz aktuell? Wir haben mit einer engagierten Tierschützerin und einem Vogelkundler von der Naturkundlichen Station in Linz gesprochen.
LINZ. Sie sind lästig, machen Lärm, hinterlassen viel Dreck und können Krankheitserreger übertragen: Stadttauben sind auch in Linz häufig ein Problem. Viele Rückmeldungen auf unseren Leseraufruf "Dein Grätzel – deine Wahl" anlässlich der Linzer Gemeinderatswahlen bezogen sich auf diese Thematik. Meist konnten wir hier nicht helfen. Bei privaten Gebäuden ist der Hausbesitzer selbst zuständig, sich um die Entfernung oder Vertreibung der Tiere zu kümmern. Häufig keine einfache Sache.
Streunerkatzen und Stadttauben sind sich ähnlich
Manche Leser machten sich aber auch Sorgen um das Wohl der Tiere und berichteten von verletzten und toten Vögeln in unsachgemäß montierten Taubennetzen. Eine davon ist Sabine Auer. Die Tierschützerin kümmert sich eigentlich seit 2004 mit ihrem Verein Streunerkatzen e. V. um verwilderte Stubentiger. Seit kurzem sind ihr aber auch die Tauben ans Herz gewachsen. "Ich habe gemerkt, dass der Unterschied zwischen Streunerkatzen und Stadttauben eigentlich gar nicht so groß ist", sagt Auer, "bei beiden handelt es sich um verwilderte Haustiere." In der Natur kommen beide Arten selbstständig nicht zurecht und brauchen deshalb Hilfe.
Unsachgemäße Taubennetze als große Gefahr
Ein besonderer Dorn im Auge ist Auer das Taubennetz an der Nibelungenbrücke. "Dauernd gelangen dort Vögel hinter das Netz und verenden dort tragisch", berichtet die Tierschützerin. Unsachgemäß montierte oder kaputte Netze sind ein häufiges Problem. Korrekt und ordentlich montiert wären sie laut Auer schon eine "Taubenvergrämungsmaßnahme". Aber eben nicht mehr als das: "Tauben sind sehr Orts-permanent. Versperrt man eine Möglichkeit, suchen sie sich daneben einen anderen Platz. Man muss den Tieren Alternativen bieten."
Betreute Taubenschläge als Alternative
Die beste Möglichkeit wären laut Auer betreute Taubenschläge an den "Tauben-Hotspots". "Viele Städte, etwa Augsburg, machen das schon sehr erfolgreich", meint sie. Dort könne man die gelegten Eier gegen Kunsteier austauschen und so den Bestand eindämmen. Auch artgerechte Fütterung wäre möglich. "Dann ist auch der Kot nicht so ätzend", meint die Tierschützerin. Ein weiterer Vorteil wäre, dass satte Tauben die meiste Zeit im Schlag verbrächten und nur wenig ausfliegen würden. "Drei bis vier Taubenschläge in Linz wären ideal", meint sie. Außerdem wären die Stadttauben extrem ausgehungert und daher die ganze Zeit auf den Plätzen unterwegs. All diese Probleme könne man mit ihrem Vorschlag in den Griff bekommen.
Experte: "Tauben bitte nicht füttern"
Auers Idee kann Vogelkundler Michael Lederer nur bedingt etwas abgewinnen. "Füttert man die Tauben zu viel, dann werden sie fett und faul und dadurch auch häufig krank", meint er. Außerdem bräuchte es dafür neben Geld auch geeignetes Personal zur Betreuung. "Die müssten auch ein Herz für Tauben haben." Als Artenschutzexperte ist er bei der Naturkundlichen Station der Stadt Linz tätig. Eine gesunde Taube habe einen Flugradius von bis zu 70 Kilometern. Er rät auch dringend davon ab, Tauben zu füttern. "Die finden immer etwas zu fressen und kommen bis ins Mühlviertel auf die Felder", so Lederer. Nur alte und ohnehin kranke Tauben blieben hungrig in der Stadt zurück.
Greifvögel als Maßnahme gegen Überpopulation
Als Maßnahme gegen die Taubenpopulation siedelt die Stadt Linz seit den 1980er-Jahren gezielt natürliche Feinde in Form von Turm- und Wanderfalken an. Auch dieses Projekt betreut Lederer. "Aktuell gibt es etwa 30 bis 40 Brutpaare in Linz, die regelmäßig Nachwuchs haben", so der Vogelexperte. Mit Nistkästen an den Industriegebäuden und Kirchtürmen unterstützt man die Raubvögel. Wie viele Tauben so ein Falke schlägt, kann Lederer nicht genau sagen. Aber in den Niststellen findet er häufig Fußringe, die er als Hinweis auf den Jagderfolg deutet.
Linzer "Taubengipfel" im November
Bezüglich der Problemstelle an der Nibelungenbrücke hat Auer bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt. Zuständig ist dort die Brückenmeisterei des Landes OÖ. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. "Noch im November soll es eine Art 'Taubengipfel' geben", berichtet die Tierschützerin. Dort wird sie ihre Idee vorschlagen. Wir werden berichten.
Profi-Tipps zur Taubenabwehr
Alle Systeme zur Taubenabwehr funktionieren am besten, wenn sie im Vorhinein angebracht werden. Haben sich die Vögel einmal eingenistet, wird es schwierig, sie wieder zu vertreiben.
- Einzelne Tauben kann man mit einer Kombination aus Bewegung und Lärm vertreiben, etwa zwei Holzbretter zusammenschlagen.
- Reflektierende, im Wind bewegliche Gegenstände irritieren die Tauben und verhindern das Absitzen – zum Beispiel alte CDs an einer Nylonschnur.
- Ein Plastikrabe, der sogenannte "Taubenschreck", kann helfen. Er soll hängend montiert werden. Da Tauben sich schnell an eine Situa- tion gewöhnen, sollte man die Position öfter ändern.
- Haustiere, vor allem Katzen, halten Tauben fern.
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