Linza G‘schichten
Von Kasperl bis Kafka
Auch anspruchsvolle Themen finden im Figurentheater Platz – gute Unterhaltung, nicht nur für Kinder zeigen Gerti und Max Tröbinger derzeit im Kuddelmuddel.
LINZ. "Puppenspiel bietet unglaublich viele Möglichkeiten eine Geschichte zu erzählen", darin sind sich Gerti und Max Tröbinger einig. Und, dass Kinder ein kritisches Publikum sind. "Da lacht keiner aus Höflichkeit", weiß Gerti. Das Linzer Mutter-Sohn-Duo steht derzeit im Kinderkulturzentrum Kuddelmuddel zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. In ihrem Stück "Walle, walle manche Strecke ..." haben sie sich zusammen mit Regisseurin Annika Pilstl fünf klassische Balladen der Weltliteratur vorgenommen – von Goethe bis Fontane.
Ernster Stoff für junges Publikum
Eigentlich ernster Stoff, der mit Finger-, Hand- und Klappmaulpuppen für Menschen ab sechs Jahren verständlich und unterhaltsam zum Leben erweckt wird. Gerti Tröbinger ist nicht nur passionierte Puppenspielerin, sie baut auch die Figuren und mit viel Liebe zum Detail selbst. In ihrer kleinen Werkstatt im Süden von Linz entstehen in monatelanger Vorbereitung alle für ein Stück benötigten Puppen und Requisiten. Auch die Bühne, die für jede Geschichte unterschiedliche Anforderungen erfüllen muss, entsteht mit viel Tüftelei im Eigenbau. Das Bauen hat sie sich in den letzten 20 Jahren selbst beigebracht. Anlass dazu war ein Workshop-Wochenende in Wels, initiiert vom Verein zur Förderung des Figurentheaters. Dieser veranstaltet seit 1991 auch das "Internationale Welser Figurentheaterfestival".
Zum Studieren nach Berlin
So ist Tröbinger überhaupt zum Puppenspiel gekommen. Seit mittlerweile zehn Jahren leitet sie die renommierte Veranstaltung und hat sich in der österreichischen Szene einen Namen gemacht. "In Österreich gibt es leider keine richtige Ausbildung für den Puppenbau", bedauert die pensionierte Kindergartenpädagogin, "für Puppenspiel übrigens auch nicht." Deshalb studiert Sohn Max derzeit an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Zeitgenössische Puppenspielkunst". Die Liebe zu Kasperl und Co. hat er geerbt. In acht Semestern lernt man dort alles über die verschiedenen Puppenführungstechniken und die Theorie. Dazu kommen eine Schauspielausbildung, Sprech- und Stimmtrainings. "Am schwierigsten zu führen ist die klassische Handpuppe", erzählt der 30-Jährige, "das erfordert viel Übung." Im Vergleich zum klassischen Schauspiel findet Max Tröbinger das Figurentheater abwechslungsreicher. Das Puppenbauen hingegen liegt ihm nicht so. Darin ergänzen sich Mutter und Sohn in der Zusammenarbeit. Regie und Inszenierung sind die Stärken von Max.
Zeitgenössisches Know-how
Durch sein Studium kann er in der Zusammenarbeit mit seiner Mutter auch viel zeitgenössisches Know-how einbringen. "Die Möglichkeiten im Figurentheater werden breiter - theoretisch kann jedes Objekt emotional aufgeladen werden und eine Rolle einnehmen. Projektionen und Animationen werden oft ergänzend eingesetzt." Sein nächstes Projekt führt Max nach St. Gallen. Dort wirkt er bei einer Inszenierung für Kafkas "Der Prozess" mit – Figurentheater, diesmal für Erwachsene.
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