"Vü föd net"
Das ist der Titel der neuen CD, die martin spengler & die foischn wiener am 21.3. im ORF Radiokulturhaus in Wien, und tags darauf bereits in Linz präsentieren – bevor es zu zwei Konzerten nach Berlin geht!
Schon der Erstling „die liebe da dod und die aundan gfrasta“ der damals noch als Geheimtipp gehandelten Band sorgte 2012 für Erstaunen und Begeisterung. Und bei so einem Debüt fehlt wirklich nicht mehr „vü“, aber viel kommt nach, denn die 12 Lieder, die hier auf der hellblauen CD „vü föd ned“ versammelt sind, stellen einen großen Schritt nach vorne dar. Treibender Puls dieser Musik ist souliger Groove im Wechselspiel mit dem Dreivierteltakt. Was so entsteht ist nichts weniger als ein ganz eigener Sound der foischn Wiener.
Im Zentrum des ganzen stehen aber Martin Spenglers Texte. Und diese erzählen in klarer und hochpoetischer Sprache, die das Wienerische (oder Österreichische) sein kann. Eben dann, wenn man Mundart als lautmalerisch farbenreichere und begrifflich ungemein reichere Alternative zum Standarddeutschen begreift, wie Spengler das tut. So erzählt er von den großen Dingen, „schweakroft“ und „wöduntagaung“, die aber gerade in Wien „eh nua a leachalschas“ sind.
Die Kraft liegt bei Spenglers Liedern immer auch in der Liebe, weil „waun du mi trogst und ned wie frogts, samma drauf ned haas“. Dieses liab haum, die Liebe, ist hier auch immer Fluchtpunkt einer Welt, die einem immer wieder abhanden kommt, und der man selber auch abhanden kommt.
Die Abgründe lauern in der Wiener Musik seit Schubert aber auch gleich unterm Tanzboden. Und wenn der Schimmel am Cover von „vü föd ned“ von einem Kaffeehaussessel zum anderen tanzt und grad halt nicht abstürzt, so fallen doch Martin Spenglers Charaktere meist ins Bodenlose, entrücken wie die ehemals „schenste frau von wien“ in die Einsamkeit oder flüchten sich in blindwütigen, selbstzerstörerischen Furor, wie Kleists Michael Kohlhaas in „zwaa rässa“.
Neu im thematischen Spektrum von Martin Spenglers Liedern ist mit „zuagrasta“ ein kritisches Wienerlied, das sozusagen die späte Erklärung des Bandnamens nachreicht. Ein weiteres Merkmal von Spenglers Texten ist, gerne auch den ganz Großen ein bisschen über die Schulter zu schaun, von Bob Dylan bis zur Goethe-Einwienerung .
Aber wie heißt es selbstironisch in „oidpapia“? „Waun d sun von da kultua so tiaf steht, wiaft söbsts a zweag wia i an schottn“. Narren im positiven Sinne mögen sie sein, martin spengler & die foischn wiener. Zwerge sind sie nach diesem großartigen Album sicher nicht mehr, eher schon eine fixe Größe im Wiener Weltmusiktheater.
martin spengler & die foischn wiener sind:
Martin Spengler: Stimme, Akustik- und E-Gitarren, Violine.
Manuela Diem: Stimme, Glockenspiel
Marie Theres Stickler: Knopfharmonika, Stimme
Manuel Brunner: Kontrabass, Stimme
Zu sehen und hören – und bestaunen – ist Spenglers einzigartiger „Schrammelgroove“ am 22.3. um 19.30 Uhr in der Pfarre St. Franziskus, Neubauzeile 68, 4030 Linz. Kartenreservierung (13,- im Vorverkauf) unter nh10@gmx.at oder www.enhazehn.at.
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