Stadtgeschichte
Der erste Linzer Bürgermeister

Karl Sadleder war der erste Linzer Bürgermeister in der ersten Republik. | Foto: Archiv der Stadt Linz
  • Karl Sadleder war der erste Linzer Bürgermeister in der ersten Republik.
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Karl Sadleder war der erste Linzer Bürgermeister nach der Monarchie. Seine Enkelin erinnert sich.

LINZ. Wenn Hilde Neßler von ihrem Großvater erzählt, dann sind das meist Geschichten, die sie von ihrer Mutter gehört hat. Persönlich kennengelernt hat sie ihn nie. Wie er ausgesehen hat, weiß sie aber ganz genau, schließlich hatte die Großmutter stets ein Bild von ihm auf dem Nachtkästchen. Eine Begebenheit ist Frau Neßler selbst in Erinnerung geblieben: Im Alter von 13 Jahren war sie mit ihrer Mutter auf einer Buchausstellung. Dort trafen sie auf einen ehemaligen Lagerarbeiter des Großvaters. "Er ist erfreut auf meine Mutter zugelaufen und hat von meinem Großvater geschwärmt, weil dieser jeden Tag morgens jeden Arbeiter einzeln freundlich begrüßte, nach etwaigen Sorgen fragte und wo er eventuell helfen könnte", erzählt Neßler. Da war der Großvater schon lange tot. Bilder von ihm findet man nicht nur in der Familie, den Großvater gibt es auch im Stadtarchiv und auf Wikipedia. Denn er war ein bekannter Holz- und Kohlengroßhändler und vor allem der erste Linzer Bürgermeister im republikanischen Österreich: Karl Sadleder.


Kohlehändler Sadleder

Geboren wurde Sadleder in Graz. Sein Vater war Stationsvorstand bei der Südbahngesellschaft in Fohnsdorf und hatte dort mit dem Kohlenhandel begonnen. Da viele große Kunden in Linz ansässig waren, schickte er den Sohn nach Linz. Ab 1906 war Karl Alleininhaber der Firma. 1913 zog er für die Deutschnationale Partei in den Linzer Gemeinderat ein, 1915 wurde er Vizebürgermeister. Während des Krieges leitete er das städtische Lebensmittelamt. 1918 schlug dann die große Stunde des Karl Sadleder: Er wurde der erste Bürgermeister der neuen republikanischen Zeit, "weil man nach dem Krieg nicht wusste, wen man nehmen soll", erzählt Frau Neßler.


Auf Ausgleich bedacht

Laut Stadtarchiv-Direktor Walter Schuster erwies sich Sadleder in dieser Übergangszeit als "verantwortungsbewusster und auf Ausgleich bedachter Amtsträger". Trotzdem vertrat er eine "akzentuierte deutschnationale Politik". Später, im Jahr 1924, war er führend an einer Demonstration von Großdeutschen und Nationalsozialisten vor dem Landestheater gegen eine Feier für den tschechischen Komponisten Smetana beteiligt, so Schuster. Nach den ersten freien Wahlen 1919 war Sadleder bis 1923 wieder Vizebürgermeister. Darüber hinaus war er Geschäftsführer der Oö. Landeskohlenstelle, Vizepräsident der Mühlkreisbahn-Gesellschaft und Präsident des Oö. Kunstvereins.


Ausgeprägte soziale Ader

Die Familie erinnert sich vor allem an seine ausgeprägte soziale Ader. Während des Krieges hat Sadleder die Angehörigen eingezogener Arbeiter unterstützt. Er übernahm das Schulgeld für bedürftige Familien und ein albanischer Mitschüler des ältesten Sohnes, war sozusagen das vierte Kind im Haus. Seine Schwester durfte im Sadleder-Haus in der heutigen Dametzstraße wohnen. Auch drei alte Tanten wurden mitversorgt. Schwierig wurde es in der Wirtschaftskrise. Sadleder blieb auf seiner Kohle sitzen, musste das Haus am Hessenplatz verkaufen und ebenfalls in die Dametzstraße ziehen.


Tod mit 47 Jahren

Sein Pflichtbewusstsein wurde ihm 1930 zum Verhängnis, so die Erzählung der Familie. Obwohl er schon Schmerzen spürte, wollte er in der Firma noch alles für den Fall einer längeren Abwesenheit regeln. So kam es zum Blinddarmdurchbruch und er starb innerhalb weniger Stunden. Die Mutter von Frau Neßler arbeitete später übrigens ebenfalls im Rathaus – als Sekretärin des Bürgermeisters.

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