Ein Jahr Corona-Pandemie
"Sündenbockstrategie löst Hauptproblem nicht"
Anlässlich des Jahrestages des ersten Lockdowns richtet der Linzer Bürgermeister Klaus Luger klare Worte an die österreichische Bundesregierung. Darin kritisiert er das Krisenmanagement als zunehmend "chaotisch" und fordert einen verbindlichen Impfplan mit klaren Vorgaben für die Bundesländer.
LINZ. Mit der Dauer der Corona-Pandemie habe sich laut Bürgermeister Klaus Luger das Krisenmanagement der österreichischen Bundesregierung zunehmend verschlechtert. Hätte es zu Beginn noch drastische, aber richtige und nachvollziehbare Maßnahmen gegeben, sei das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung mittlerweile spürbar gesunken.
"Achterbahn der Regeln"
Luger spricht dabei von einer "Achterbahn der Regeln", die die Menschen verunsichert hätte."Wenn der Sinn hinter den Maßnahmen nicht mehr erkennbar ist, kann man von der Bevölkerung keine Disziplin erwarten", so Luger. Außerdem gab es laut Luger große Versäumnisse während der Sommermonate. Hier habe die Regierung "organisatorisch verschlafen".
"Im Sommer geschah nichts"
"Im Sommer geschah nichts. Diese Versäumnisse wären nicht notwendig gewesen", meint der Linzer Bürgermeister. Die organisatorische Vorbereitung der Massentests und der Impfungen hätte zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgen sollen. Insbesondere eine funktionierende digitale Basis würde bis heute fehlen. Das mache unter anderem das Chaos bei den Anmeldeplattformen deutlich. Städte, Gemeinden und die Länder hätten die Fehler der Bundesregierung "ausgebügelt". Auch jetzt sei die "Regierung nicht in der Lage die Impfungen bundesweit zu organisieren".
Verbindlicher Impfplan gefordert
"Wir brauchen Klarheit darüber, in welcher Woche, welcher Impfstoff in welcher Menge für die einzelnen Bundesländer zur Verfügung steht", fordert Luger. Derzeit erfahre er nur sehr kurzfristig, wieviele Personen er in der kommenden Woche impfen könne. Das mache die Organisation bezüglich des notwendigen Personals sehr schwierig für die einzelnen Städte und Gemeinden.
"Sündenbockstrategie löst Probleme nicht"
Von den derzeitigen internen Schuldzuweisungen und dem Steit innerhalb der Bundesregierung hält Luger nichts: "Wenn zu wenig Impfstoff da ist, dann soll man wenigstens über das Vorhandene klare Zusagen machen. Eine Sündenbockstrategie löst das Hauptproblem nicht." Die Bevölkerung brauche nach einem Jahr endlich wieder Perspektiven auf eine gewisse Normalität. Weiters kritisiert der Linzer Bürgermeister die reine Fokussierung der Bundesregierung auf die 7-Tages-Inzidenz und der Zahl der Neuinfektionen. "Man muss hier auch andere Indikatoren berücksichtigen", sagt Luger. Er bezieht sich hier auf Kapazitäten der Intensivbetten, freie Krankenhausbetten auf den Normalstationen sowie die Anzahl der geimpften Senioren. "In Linz gab es seit zehn Tagen lediglich einen Todesfall", sagt Luger.
Nur 15 Prozent der Intensivbetten in OÖ belegt
Ähnlich sieht es auch der Linzer Gesundheitsstadtrat Michael Raml (FPÖ). "Aktuell sind in ganz Oberösterreich für Corona-Patienten lediglich 41 von im Herbst bereitgehaltenen 300 möglichen Intensivbetten belegt, das sind weniger als 15 Prozent. Die möglichen Kapazitäten, deren Kollaps verhindert werden sollte, sind damit nur zu einem Bruchteil ausgeschöpft“, teilt Raml in einer Aussendung mit. Er plädiert daher für eine Öffnung des öffentlichen Lebens mit "Hygienekonzepten und Hausverstand".
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