Arbeitslosigkeit ist dramatisches Signal

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Als vermutlich größten Wirtschaftsschaden seit Bestehen der Republik sieht Sparkasse OÖ-Vorstandsvorsitzender Michael Rockenschaub die Hypo Alpe Adria. Er fordert: "Man muss dem Desaster ins Auge sehen". Denn der Schaden für den Bankenplatz Österreich sei ohnehin voll realisiert:
Wenn heute ein österreichischer Anlagenbauer in Deutschland etwas baut und eine Garantie braucht, die von seiner österreichischen Bank kommt, kann es passieren, dass der Kunde, ein deutscher Industriekonzern sagt: "Naja, haben Sie keinen anderen Garantiegeber oder wollen Sie nicht ein Bardepot hinterlegen, weil eine österreichische Bank, Sie wissen ja ..." In Deutschland haben zahlreiche Langfristinvestoren wie Pensionskassen und Vorsorgeinstitute Österreich generell ausgelistet. Die haben sehr gerne Emissionen von österreichischen Regionalbanken gekauft. Aber jetzt ist Rechtsunsicherheit eingetreten. Mit Ausnahme von Griechenland hat es ja in ganz Europa keinen Ausfall einer nennenswerten Gebietskörperschaft gegeben. Und jetzt sagt ein Bundesland: Ja, stimmt, wir haben die Haftung unterschrieben, aber tut leid, wir können nicht bezahlen. Die Haftung ist ja nicht als Unglück hereingebrochen, wie manche Politiker das jetzt darstellen. Diese Haftungen, auch die der anderen Hypos, hat irgendwer unterschrieben. Das haben die anderen Hypos im Haftungsverbund mitgetragen. Insofern hält sich mein Mitleid in Grenzen.

Das Alpe Adria-Desaster ist eine Bestätigung für das oft als konservativ-verzopft geschmähte Geschäftsmodell der Sparkasse OÖ ...
Ein Institut wie unseres teilt das Schicksal des Landes Oberösterreich. Wenn in Oberösterreich die Wirtschaft bergab geht, dann wird es auch für uns zwingend schlechter.

Symbolische Reformschritte wie Abschaffung des Bundesrates wichtig

Gut geht es der Wirtschaft derzeit ja nicht gerade ...
Wir haben eine Stagnation auf hohem Niveau und wir stellen uns in der Sparkasse auf möglicherweise schwerere Zeiten durch eine mehrjährige Stagnation und das extreme Zinsniveau ein. Ich hoffe, dass sich die Politik nicht auch hier täuscht und glaubt: Wir tun einfach nix und es wird schon besser werden. Die Arbeitslosigkeit ist ein dramatisches Signal – vor allem im Vergleich mit Bayern. Dort sinkt sie, bei uns steigt sie – so etwas hat es seit Menschengedenken nicht gegeben. Was dahinter steckt: Der Staat ist überorganisiert, hat uralte Strukturen aus dem 19. Jahrhundert, als man mit der Postkutsche gefahren ist. Das Hauptproblem an der momentanen Wirtschaftslage ist das fehlende Vertrauen der Unternehmer in Wachstum. Und das liegt auch an dem vorherrschenden Gefühl: Es steht alles. Es müsste ein Ruck durch das Land gehen, damit wir eine Gründerwelle kriegen. Dazu müsste man sich überlegen: Wie machen wir es jungen Menschen, die Unternehmer werden wollen, in den ersten fünf Jahren einfach anstatt sie von Anfang an mit Vorschriften und Regeln zuzuschütten. Wenn man den ersten Mitarbeiter anstellt ist es ja eh schon eine halbe Katastrophe. Um diesen Ruck durch das Land zu erzeugen, reichen möglicherweise schon kleine Reformbeispiele mit Symbolkraft. Aber selbst bei jenen Sachen, bei denen Einigkeit herrscht, heißt es dann: Ja, aber das zahlt sich nicht aus. Da bin ich anderer Meinung. Oft ist es eine symbolische Handlung, sei es die Abschaffung des Bundesrates oder sonstwas, die zwar nicht in die Milliarden geht, die aber die Bürger merken lässt: Jetzt ist man mal über seinen Schatten gesprungen. Dieses Gefühl könnte unter Umständen schon reichen.

Einsparungen in Verwaltungsstrukturen in und rund um Städte


In der Diskussion um Reformen fällt meist das Schlagwort "Gemeindefusionen".

Damit sind aber Emotionen verbunden, die ablenken. Wenn man eine Kleingemeinde fusioniert, nimmt man ihr vielleicht ihre Identität und spart sich nur einen Gemeindesekretär. Die Jumbos bei den Einsparungen liegen in den Städten und in deren Umfeld. Es muss geschaut werden: Wo haben wir Mehrfachstrukturen aufgebaut, etwa bei Bezirkshauptmannschaften und Gemeinden rund um die Städte. Wir können ja auch nicht in jeder Bezirkshauptstadt eine eigene Kreditverwaltung, Wertpapierabwicklung und Buchhaltung haben.

Trotz der viel beschworenen Nähe zum Kunden, mit der Sie sich ja auch von den Großbanken abheben, die sich vor allem am Land immer weiter zurückziehen.
Ich glaube, dass in zehn Jahren nur mehr Raiffeisen und Sparkassen mit Beratungsfilialen in der Fläche am Markt sind. Die anderen werden sich auf Großfilialen zurückziehen oder auf eine Art automatisierte Systemfilialen. In denen gibt es fünf Produkte laut Prospekt und der Kunde nimmt sie oder nicht. Wir sind aber überzeugt, dass ein Großteil der Bevölkerung auch in Zukunft auf eine Filiale Wert legt, zu punktuellen Anlässen auch immer wieder das persönliche Gespräch und die Beratung suchen wird und auch bereit ist mehr dafür zu bezahlen – anstatt Kunde eines Callcenters und einer Internetbank zu sein.

Der Rückzug der Großbanken dürfte gerade bei den Klein- und Mittelbetrieben Chancen für die Sparkasse bieten.
Wir rechnen damit, dass wir selbst bei gesamtwirtschaftlicher Stagnation ein dreiprozentiges Wachstum durch die Marktanteilsverschiebung schaffen. Wenn Firmen bei der Bawag anrufen, landen sie im Callcenter. Damit sind Unternehmenskunden schwer zu halten, geschweige denn, neue zu gewinnen – keine Chance.

Crowdfunding kann sinnvolles Instrument sein

Auch wenn die Banken sie verneinen, ist nach wie vor die Rede von einer Kreditklemme – das Problem dürfte nicht gerade kleiner werden, wenn am Land nur mehr Sparkasse und Raiffeisen übrig bleiben ...
Leichter wird es nicht. Die Maßnahmen der Regulatoren und der Politik haben zu einer weitgehenden Auslastung des Eigenkapitals in den Banken geführt. Das ist derzeit kein Problem, weil das Kreditwachstum eh nicht da ist. Es sind ja weitere Maßnahmen in Arbeit, etwa ein Sonderpuffer Österreich wegen der Südostrisken. Vermutlich wird es alle größeren Regionalbanken mittreffen, egal ob sie selbst dort verwickelt sind, oder nicht. Wenn das auch noch kommt, sind wir alle miteinander ziemlich ausgereizt. Wenn die Wirtschaft dann anspringen sollte, was wir alle hoffen, würde es mir sehr leid tun, wenn uns dann als Bankenbranche die Luft ausgeht, um das Kreditwachstum mitzugehen.

Gleichzeitig kommt der Ruf nach Crowdfunding ...

Crowdfunding kann durchaus ein sehr sinnvolles Instrument sein – speziell für Gründer und als Eigenkapitalersatz. Dass Crowdfunding Bankkredite ersetzt, ist ein Riesenirrtum. Wenn ich eine gute Idee habe, gut ausgebildet bin, eine unternehmerische Einstellung besitze aber kein Geld – dann kriegen ich keinen Bankkredit, auch wenn die Idee noch so gut ist. Dann kann Crowdfunding helfen. Dass mir viele Personen einen kleinen Betrag geben, etwa 2000 Euro, weil ihnen die Idee gefällt und sie dabei sein wollen. Und mit diesem Eigenkapital wird dann eine Ausfinanzierung über Bankkredite möglich. Aber schaun wir mal, wenn die ersten Pleiten kommen. Man muss den Zeichnern vermitteln, dass das pures Risikokapital ist und das von einer Vervielfachung bis zum völligen Verlust alles bedeuten kann.

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Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
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