Lehre mit Zukunft
Bereit für die passende Lehrstelle

In Zeiten, in denen Präsenzunterricht kaum möglich ist, gewinnt das Einzelcoaching für die Jugendlichen an Bedeutung. | Foto: Goodluz/Panthermedia
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  • In Zeiten, in denen Präsenzunterricht kaum möglich ist, gewinnt das Einzelcoaching für die Jugendlichen an Bedeutung.
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Der Linzer Sozialverein VSG unterstützt Jugendliche bei der Suche nach der richtigen Lehrstelle. Wir haben uns die Ausbildungs FitFactory und das Jugendprojekt KICK näher angesehen.

LINZ. "Die Corona-Pandemie stellt die meisten Menschen vor Herausforderungen, aber besonders hart trifft es jene, die bereits zuvor mit schwierigen Lebensbedingungen umzugehen hatten", sagt Rainer Götzendorfer, der als Coach in der Ausbildungs-FitFactory, arbeitet. Hier macht der Sozialverein VSG Jugendliche fit für die (Lehr-)Ausbildung. "Wir sind es gewohnt, auch im üblichen Tagesgeschehen individuell und flexibel auf die Problemlagen der TeilnehmerInnen einzugehen. Diese Flexibilität kommt uns unter den gegebenen Umständen zugute", sagt Götzendorfer. "Wir haben etwa TeilnehmerInnen der Metallwerkstatt Werkzeuge nach Hause mitgegeben, um kleine Aufträge umsetzen zu können."

Omar sieht seine Kollegen nur online

Der 15-jährige Omar arbeitet seit vier Monaten in der Metallwerkstatt der Ausbildungs-FitFactory. "Derzeit können wir die Werkstatt wegen Corona nicht besuchen", vermisst er das Arbeiten in der Gruppe – seine sechs Kollegen sieht er derzeit nur online. Auch wenn momentan nur Einzeltermine mit der Trainerin möglich sind, habe er dennoch schon viel gelernt: "Ich weiß jetzt, wie man aus Metall Weihnachtsbäume macht und kann mit Schraubenschlüssel oder der Kreissäge gut umgehen", sagt Omar.

Seine Coaches unterstützen ihn und seine Kollegen auch bei Bewerbungen. In den nächsten Wochen ist Omar beim Schnuppertraining als Straßenerhaltungsfachmann im Magistrat eingeladen. Insgesamt fünf Werkstätten gibt es in der FitFactory. Neben der Metallwerkstatt arbeiten die Jugendlichen auch im Bereich Grafik, Video sowie mit Holz und Textil.

Im Stop-and-go-Modus

Im Jugendprojekt KICK bietet der Sozialverein VSG Jugendlichen Unterstützung bei der Lehrstellen- und Arbeitssuche. "Wir setzen einerseits auf Distance Betreuung und haben andererseits Präsenzeinheiten, wo Beratungsgespräche stattfinden", sagt Leiterin Claudia Mutschlechner. Gerade die Face-to-Face-Betreuung laufe durch Corona derzeit ein bisschen nach dem Motto "Stop-and-go" –  nämlich dann, wenn Jugendliche mit Corona-Verdachtsfall im Familienumfeld für 14 Tage zu Hause bleiben müssten.

"Nicht so gute Zeit"

"Für unsere Klientel ist das eine nicht so gute Zeit. Viele kommen vom Regelbetrieb Schule. Einige bräuchten mehr Präsenzunterricht, das lässt die Situation aber derzeit nicht zu", so Mutschlechner. "Meistens habe es ja einen Grund, warum die Jugendlichen nicht am Arbeitsmarkt andocken", erklärt die KICK-Leiterin, dass auch Sozialarbeit eine wichtige Rolle bei der Integration in den Arbeitsmarkt bilde. Gegen die Isolation daheim arbeite man mit Tagesplänen entgegen, die die Kids dazu auffordert, auch mal hinauszugehen. "Wir Erwachsenen haben den Vorteil zu wissen, wie man mit Krisen umgeht, die Erfahrung fehlt den Jugendlichen komplett."

Dranbleiben lohnt sicht

Im Jänner starten 25 Jugendliche in den neunmonatigen Kurs. Weil die Krise Branchen ganz unterschiedlich trifft, seien "Chancen am Arbeitsmarkt nach wie vor da", sagt Mutschlechner. Während Lehrlinge in Gastgewerbe oder Hotellerie kaum nachgefragt würden, boome der Einzelhandel. Auch Handwerker und Facharbeiter seien im Industrieland OÖ nach wie vor stark gesucht. "Wir haben schon zwei Tischlerinnen vermittelt, die vorher unbedingt ins Büro wollten", erzählt Mutschlechner, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben. Dass Betriebe jetzt wegen der Krise auf Lehrlinge verzichten, glaubt die KICK-Leiterin nicht. Ihre Erfahrung sei, dass jene "Jugendlichen, die im ersten Lockdown drangeblieben sind und sich intensiv beworben haben, danach die Früchte geerntet" hätten. Im Sommer 2020 hätten die Firmen das Recruiting intensiviert. 2021 könne ein ähnlicher Effekt eintreten.

Factory-Coach Rainer Götzendorfer im Interview

StadtRundschau: Was hat sich seit Corona in der Ausbildungs-FitFactory verändert?
Rainer Götzendorfer: Die Corona-Pandemie stellt die meisten Menschen vor Herausforderungen, aber besonders hart trifft es jene, die bereits zuvor mit schwierigen Lebensbedingungen umzugehen hatten. Wir arbeiten in der FitFactory mit ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen, häufig liegen psychosoziale Problemlagen vor. Üblicherweise profitieren die TeilnehmerInnen eben davon, dass ihnen in den Werkstätten Aufgaben und eine Tagesstruktur geboten werden. Sie übernehmen Verantwortung und für ihr praktisches Tun erfahren sie Wertschätzung. Es gilt Verpflichtungen einzuhalten und auch die sozialen Prozesse in der Gruppe sind wichtig, etwa beim gemeinsamen Sport oder beim Auffrischen schulischer Kompetenzen im Rahmen unserer Wissenswerkstatt. Vieles davon ist im Zuge der Corona-Krise nicht im herkömmlichen Ausmaß möglich, aber wir sind bemüht, konstruktiv mit den neuen Gegebenheiten umzugehen und Möglichkeiten zu schaffen, den Bedürfnissen unserer KlientInnen gerecht zu werden. 

Auf ihrer Homepage steht: „Die Produktionsschule ist kein starres, sondern ein flexibles System“ - welche Vorteile bringt das in Zeiten wie diesen?
Wir sind es gewohnt, auch im üblichen Tagesgeschehen individuell und flexibel auf die Problemlagen der TeilnehmerInnen einzugehen. Diese Flexibilität kommt uns unter den gegebenen Umständen zugute. Wir haben etwa TeilnehmerInnen der Metallwerkstatt Werkzeuge nachhause mitgegeben, um kleine Aufträge umsetzen zu können. Außerdem versuchen wir, anstatt der üblichen Gruppensettings bei Bedarf zumindest Einzelgespräche mit Jugendlichen zu realisieren, um den Jugendlichen in dieser herausfordernden Zeit das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht alleine gelassen werden und immer eine Ansprechperson haben. Ein weiteres Beispiel ist etwa die Umsetzung von Bewegung und Sport im Zuge des distance learning. Unsere Strategie um zumindest ein gewisses Maß an Bewegung einfordern und auch kontrollieren zu können liegt darin, dass die Jugendlichen tägliche eine gewisse Anzahl von Schritten gehen und per Schrittzähler dokumentieren.

Was können sich andere Ausbildungsbetriebe von der FitFactory abschauen?
Als Ausbildungsfit Projekt stellen wir eine Vorstufe bzw. ein Sprungbrett in den Arbeitsmarkt dar, insofern ist die FitFactory mit Ausbildungsbetrieben nur bedingt vergleichbar. Es gibt aber Ausbildungsbetriebe, die auf individuelle Problemlagen ihrer Lehrlinge eingehen und beispielsweise bei schulischen Defiziten entsprechende Förderungen anbieten, insofern könnten Ausbildungsbetriebe von diesen, speziell auf ihre Lehrlinge eingehenden Betrieben, lernen.

Was haben sie vielleicht als Coach von den Jugendlichen gelernt?
Offenheit für die Nutzung digitaler Möglichkeiten, wie sie sich beispielsweise durch zoom Konferenzen, online Tutorials oder Lernplattformen wie ANTON etc. bieten. Bei allen Einschränkungen gibt es betreffend der Erweiterung von Kompetenzen sicher auch positive Aspekte. Für MitarbeiterInnnen haben sich Chancen ergeben, neues auszuprobieren und Potenziale zu erweitern.

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