"Bis zu 40 Prozent mehr Initiativbewerbungen"

"Employer Branding gibt es erst seit den 1990er Jahren und ist somit ein sehr junger Marketingbereich", sagt Katharina Hofer, Marketing-Professorin an der JKU. Sich als attraktiver Arbeitgeber sowohl bei seinen Mitarbeitern als auch nach außen hin zu positionieren, gewinnt aber ab Bedeutung: "Besonders wegen des Fachkräftemangels ist es wichtig, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter begeistern und binden", so Hofer.

Krise als Auslöser für Arbeitgeber-Marketing

Beim Linzer Unternehmen ILL (Industrie-Logistik-Linz) war die Wirtschaftskrise 2009 der Auslöser, sich der Frage zu stellen, wie man sich als Arbeitgeber positionieren will. "2010 haben wir uns dann im Bereich Gesundheit und Arbeitssicherheit zertifizieren lassen und auch die Lehrlingsausbildung auf neue Beine gestellt", sagt Heimo Hintersteiner, zuständig für Qualitätsmanagement und Human Resources.

Mehr Initiativ-Bewerbungen

"Seit wir auf unserer Website einen eigenen Karriere-Bereich haben und Videos mit Mitarbeitern gedreht haben und dort zeigen, bekommen wir circa 20 bis 40 Prozent mehr Initiativ-Bewerbungen", seigt Hintersteiner. Beim Employer Branding wird auch eng mit dem Marketing-Team zusammengearbeitet, welches die Aktionen online umsetzt oder das Erstellen der Mitarbeiter- und Lehrlingsvideos organisiert.

Lehrlinge ins Recruiting einbinden

"Wir nehmen jährlich circa drei bis vier Lehrlinge als Betriebslogistikkaufmänner und -frauen und als IT-Technikerinnen und Techniker auf", sagt Hintersteiner. Auch in hier verfolgt ILL die Strategie die eigenen Mitarbeiter einzubinden: "Wir haben Videos mit den Lehrlingen gedreht und sie auch in die Gestaltung der Inhalte eingebunden. Außerdem gehen wir bei der Lehrlingswerbung auch direkt in die Schulen", so Hintersteiner. Die Aktion trägt Früchte: Denn ILL bekommt zahlreiche Bewerbungen. Besonders stolz ist ILL, dass die Hälfte der Lehrlinge weiblich ist, da sonst der Frauenanteil bei den rund 250 Mitarbeitern bei acht Prozent liegt.

Sicherer Arbeitsplatz und gesunde Mitarbeiter

Zum Employer Branding gehört es auch, dass ein Unternehmen sich um seine Mitarbeiter kümmert. "Mit der Zertifizierung haben wir unser ,AGILL’-Programm gestartet, in dem wir uns um die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter kümmern", sagt Hintersteiner. Im Zuge dessen wurden die Automaten im Unternehmen umgestellt. Gegenüber früher gibt es nun auch Vollkornweckerl, Mineralwasser und verschiedene gesündere Artikel zur Auswahl. Außerdem unterstützt ILL ein warmes Mittagessen und zahlt seinen Mitarbeitern einen wesentlichen Beitrag zum Fitness-Studio. "Hingehen müssen sie aber dann noch selbst", sagt Hintersteiner. Das Highlight der Aktion war aber ein Schulungsfilm zum Thema "Sicher und gesund bei ILL", der von Mitarbeitern für Mitarbeiter gedreht wurde. Auch Unterstützung bei der Raucherentwöhnung bzw. beim körpergerechten Arbeiten fallen unter die Aktion.