"Der beste gewinnt mit oder ohne Doping"

Die Tour-Direktorin (links) im Gespräch mit BB-Redakteur Matthias Leinich. | Foto: Peter Stankovic
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Was ist für Sie das Besondere an der Österreich Rundfahrt?
URSULA RIHA: Es ist wie eine Familie, wie beim Zirkus. Jeden Tag wird alles auf LKWs verladen und der Tross zieht weiter. In Wahrheit sind es acht große Events.
PETER STANKOVIC: Am Vortag wird aufgebaut, und dann kommen binnen zwei Stunden sechs bis 700 Leute, und alles funktioniert. Eben weil wir eine Familie sind. Dann wird alles zu einer Rad-Party. Wenn ich bis zum Jänner nicht weiß ob ich gebraucht werde, dann werde ich schon nervös. Und so geht es allen in der Tour-Familie.
URSULA RIHA: Wenn alles vorbei ist, bleiben auch noch alle beieinander. Da geht dann nicht jeder sofort wieder seine Wege. Man bleibt in Kontakt. Wenn jemand mal dabei war, bleibt er auch dabei.

Welcher ist der schönere Tag, der erste oder der letzte?
URSULA RIHA: Am schönsten ist es wenn es vorbei ist. Der schlimmste Tag ist der erste, wenn man noch nicht weiß ob alles rund läuft. Aber wenn es rennt, dann rennst.

Wie können Sie die Helfer bei der Stange halten?
URSULA RIHA: Muss ich nicht. Die machen es freiwillig. Viele nehmen sich Urlaub um dabei zu sein.

Sie sind zum neunten Mal als Direktorin dabei. Was war das lustigste Hoppla das Sie erleben durften?
PETER STANKOVIC: Als sich die Fahrer in Kitzbühel verfahren hab. Vom Sprecher angefangen haben alle auf die Sportler gewartet, und die sind beim letzten Kreisverkehr irgendeinem Moped-Fahrer nachgefahren. Dann standen alle in einer Nebenstraße neben dem Ziel.
URSULA RIHA: Auch der Truck im Neusiedler See war nicht zu verachten. Der hatte das VIP-Zelt geladen, und war abgestellt. Auf einmal hat er sich selbstständig gemacht. Zum Glück blieb er nicht im Schlamm sondern im Schotter hängen, und konnte von der Feuerwehr herausgezogen werden. Zu Mittag war das Zelt in Wien vorm Burgtheater sauber aufgestellt. Niemand hat etwas bemerkt.

St. Johann ist nun zum elften Mal, und zum sechsten Mal in Folge Etappenort. Was macht St. Johann so attraktiv?
URSULA RIHA: Die Glockner-Etappe ist der Mythos der Rundfahrt. Wenn man sich andere Touren ansieht, da müssen die Sportler nach der Zielankunft wieder 100 Kilometer ins Hotel fahren. Und am nächsten Tag wieder 40 zum nächsten Start. Hier in St. Johann fallen sie runter vom Rad und gehen ins Hotel zum Massieren. Das empfanden auch Superstars wie Fabian Cancellara als einzigartig.

Ist es schwer solche Stars für die Rundfahrt zu gewinnen?
URSULA RIHA: Nicht wirklich. Die Fahrer mögen unsere tour, wegen der guten Organisation, dem guten Essen und nicht zuletzt, wegen des sehr guten Asphaltes. Der spielt eine wichtige Rolle. Und natürlich haben wir super Hotels.

Kaufen Sie Stars ein?
URSULA RIHA: Das brauchen wir zum Glück nicht, und könnten es uns auch nicht leisten. Im letzten jahr zum beispiel wollten die Profis die Rundfahrt unterstützen und sind zahlreich gekommen, eben um die Qualität und den Stellenwert unserer rundfahrt zu unterstreichen.

Also starten die Sportler eher für die Rundfahrt als für das Preisgeld.
URSULA RIHA: Absolut. Im radsport kann man nicht viel verdienen.
PETER STANKOVIC: Wenn du einem Fußballer erzählen würdest was die Radfahrer verdienen bekommt er einen Lachkrampf.

Die Sieger-Trophäe kommt aus Mühlbach am Hochkönig. Wie kamen Sie auf den Metallkünstler Max Sendlhofer?
URSULA RIHA: Ich wollte ein Symbol setzen, und habe Kontakt mit dem Atelier Gahr in B'hofen aufgenommen. Die machen den Pokal für die Sporthilfe-Gala, aber das war mir zu teuer. Und über viele Ecken und mit Hilfe vom Peter Stankovic bin ich dann zum Max Sendlhofer gekommen.
PETER STANKOVIC: Ich habe noch alle Bleistift Skizzen daheim. Von der ersten warst du ja schon begeistert.

Thema Doping, ist das noch ein Thema bei der Rundfahrt?
URSULA RIHA: Es ist eine Frage des Lobbyismus der im Radsport nicht da ist. Niemand weiß wie viel der Internationale Verband in Sachen Doping unternimmt. Nämlich ein vielfaches mehr, als alle anderen. Wenn man etwas sucht, findet man auch etwas. Ich könnte sagen, dass dies der falsche Weg ist. Man könnte alles vertuschen, aber das ist nicht meine Intention.Aber der steinige Weg des Aufdeckend ist mir der liebere, weil es der ehrlichere ist.

Wie viel wird hier investiert?
URSULA RIHA: Finanziell sprechen wir hier von Millionen. Die Dopingkontrolle eines Sportlers verschlingt etwa 500 Euro. Aber das Engagement wurde lange nicht kommuniziert, deshalb bekam der Radsport immer den schwarzen Peter.
PETER STANKOVIC: Wenn die Sportler ins Ziel kommen, steht sofort ein Kontrollor mit der gelben Jacke neben ihm und bringt ihn zur Kontrolle. Hat jemand so etwas etwa beim Fußball schon gesehen?
URSULA RIHA: Es hat alles zwei Seiten. Es wird immer so sein, dass die Kontrolle einen Schritt hinten ist. Und es wird immer jemanden geben, der sich einen Vorteil verschaffen will. das war schon bei den Römern so.

Das bringt der Sport so mit sich.
URSULA RIHA: Ich beschränke das gar nicht so auf den Sport. Für mich ist es ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Es geht nur noch um schneller, besser, höher, weiter – in allen Berufen.
Peter: Laut Studien nimmt jedes 16. Kind vor Prüfungen irgendwelche Pulver.
URSULA RIHA: Keiner fragt, wie du deinen Job heute erledigst. Er muss einfach gemacht werden, zum Teil kompromisslos.
PETER STANKOVIC: Aber ich bin mir sicher, dass organisiertes Doping der Vergangenheit angehört. Sonst würde ich für den Radsport nichts mehr tun. Einzeltäter wird es immer geben.

Also ist ein erster Schritt in die richtige Richtung gelungen?
URSULA RIHA: Ja, und ich muss sagen, dass jeder Journalist, der meint Doping gäbe es nur im Radsport hat für mich keine Ahnung.
PETER STANKOVIC: Man sieht auch bei anderen großen Rundfahrten, dass es keinen mehr gibt, der viele Etappen hintereinander gewinnt. Auch das ist ein klares Zeichen.
URSULA RIHA: Auch bei unserer Rundfahrt ist der Streckenrekord von Geriet Glomser auf den Großglockner seit 2008 ungebrochen. Und das obwohl, das material immer besser wurde.

Hat dieses Thema Einfluss auf die Zuseher?
URSULA RIHA: Nein, ich glaube nicht, dass es die Zuschauer als so wichtig nehmen, wie es die Medien oft meinen. Sonst gäbe es nicht so viele begeisterte Zuschauer.
PETER STANKOVIC: Der beste gewinnt mit oder ohne Doping. Und darum geht es den Zusehern.

Im letzten Jahr war die Finanzierung der Rundfahrt nicht ganz einfach. Gerüchte über Verkürzungen oder gar einer Absage hielten sich hartnäckig. Wie schaut es heuer aus?
URSULA RIHA: Ich hatte heuer weniger Druck, weil seit September fix beschlossen wurde, dass es die Rundfahrt gibt. Zwar nicht zu jedem preis, man bedenke wir hätten gar keinen Sponsor. Also war es besser zum Arbeiten, weil auch wenn ich gewusst hätte, dass die Tour nicht durchfinanziert ist konnte ich weitermachen. Ich hatte zwar nicht mehr Geld als früher zur Verfügung, aber eben die Sicherheit. Und nachdem der Österreichische Radsport-Verband der Veranstalter ist, sind wir nicht gewinn-orientiert, sondern glücklich wenn es ein Null-Summen-Spiel ist.

Den Medialen wert nicht zu vergessen. Der wird mit 3,8 Millionen Euro geschätzt. Woher kommt dieser Wert?
URSULA RIHA: Das kommt von Medienanalysen. Alles was in Printmedien, Online und im Fernsehen gezeigt wird wird addiert und durch einen Schüssel errechnet. Das ist ein rein nationaler Wert. International gebe ich es gar nicht in Auftrag.

Warum schaffen es größere Länder mit eigenen Teams und großen Stars, Beispiel Deutschland, nicht eine Rundfahrt auf die Beine zu stellen. Und Österreich 66 mal in Folge?
URSULA RIHA: Deutschland hatte den Boom mit Jan Ullrich und Erik Zabel. Dazu das Team Telekom. Ein bedeutender Sponsor war damals die ARD. Mit dem Doping-Hype hat sich die ARD zurückgezogen, und ohne TV-Übertragung hast du eben ein Problem. Zusätzlich war die Deutschland-Rundfahrt nicht vom Verband sondern einer Agentur organisiert. und diese wollte eben Geld verdienen. Heute kann ich es nicht mehr nachvollziehen.

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