Kleinkinder ertrinken lautlos
KfV: Pro Jahr ertrinken im Durchschnitt fünf Kinder unter fünf Jahren in Österreich
Weltweit ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Zwischen 2005 und 2009 sind in Österreich 24 Kleinkinder unter fünf Jahren in natürlichen Gewässern, Swimmingpools oder Gartenteichen ertrunken – lautlos, denn Kleinkinder verfallen dabei in eine Schockstarre. Das KfV rät dringend zu Sicherungsmaßnahmen!
SALZBURG. Wasser zieht Kleinkinder magisch an. 24 Kinder unter fünf Jahren sind zwischen 2005 und 2009 in natürlichen Gewässern, Swimmingpools oder Gartenteichen in Österreich ums Leben gekommen. Im Durchschnitt ertrinken pro Jahr acht Kinder in Österreich, Kleinkinder unter fünf Jahren sind rund doppelt so oft betroffen. Neben Verkehrsunfällen ist Ertrinken damit eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren. 2008 war Ertrinken sogar die häufigste Todesursache bei Kleinkindern.
Kleinkinder verfallen im Wasser in eine Schockstarre
In den letzten fünf Jahren (2005 bis 2009) sind im Bundesland Salzburg insgesamt 18 Personen ertrunken, zwei davon waren Kleinkinder bis vier Jahre. 90 Prozent aller Ertrinkungsunfälle passieren in unmittelbarer Nähe von Erwachsenen, im Umkreis von zehn Metern, wenn Kinder kurz unbeaufsichtigt sind. Meistens geschieht es lautlos, und schon geringe Wassertiefen von zehn bis zwanzig Zentimeter können Kindern zum Verhängnis werden. „Im Gegensatz zu Erwachsenen gehen Kleinkinder einfach lautlos unter, ohne um sich zu schlagen und dadurch auf sich aufmerksam zu machen“, weiß Rainer Kolator, Leiter des KfV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) in Salzburg. Durch ihren verhältnismäßig schweren Kopf und die noch ungeübte Muskulatur können Kinder unter fünf Jahren ihren Kopf nicht eigenständig aus dem Wasser heben. Sie verfallen in eine Starre mit Atemsperre. Noch dazu haben die meisten Kinder in diesem Alter noch keinerlei Schwimmerfahrung.
Beste Sicherung von Teich und Pool ist ein Zaun
Das Wichtigste ist daher, dass Kleinkinder in der Nähe von Gewässern und Pools oder in Bädern nie unbeaufsichtigt bleiben. Im Unglücksfall ist nach der Bergung aus dem Wasser die sofortige Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage lebensnotwendig, um die Sauerstoffzufuhr zu sichern und damit das Risiko von Folgeschäden zu minimieren. Wer einen Swimmingpool oder ein Biotop im Garten hat, sollte diese offene Wasserfläche auf jeden Fall umzäunen – auch wenn man selbst keine Kinder hat, aber zum Beispiel in der Nachbarschaft Kinder zuhause sind. „Eine Mindesthöhe von einem Meter und eine Tür, die von Kindern nicht geöffnet werden kann, sind dabei wichtig. Für einen Zaun sollten keine Querlatten benutzt werden, denn diese laden Kinder geradezu zum Klettern ein“, betont Kolator. Für kleinere Wasserflächen wie Brunnen oder Zierbiotope eignen sich Gitterkonstruktionen unter der Wasseroberfläche. Kinder werden dann zwar nass, gehen aber nicht unter. Das Gitter muss einwandfrei montiert sein und darf sich bei Belastung logischerweise nicht durchbiegen.
„Pool-Alarm“ als einzige Schutzmaßnahme unzureichend
Manche Pool-Besitzer greifen zu technischen Hilfsmitteln wie dem sogenannten „Pool-Alarm“ oder „Pool-Wächtern“. Diese Geräte werden beispielsweise ins Wasser gelegt und schwimmen an der Oberfläche. Bei Wellengang, wenn ein Kind ins Wasser fällt, wird ein Kontakt ausgelöst, das Gerät schlägt Alarm. Ein Pool-Alarm ersetzt jedoch keinen Zaun. „Problematisch bei diesen Geräten ist, dass sich das Kind bereits im Wasser befindet, wenn der Alarm anschlägt. Das Gerät muss funktionieren und man muss den Alarm hören. Bis man dem Kind zur Hilfe eilt, vergeht wertvolle Zeit. Denn bei Ertrinkungsunfällen zählt jede Sekunde. Je länger man braucht, desto größer ist die Gefahr, dass das Kind bereits ertrunken ist oder bleibende Schäden davongetragen hat“, gibt Kolator abschließend zu bedenken.
Kooperationsprojekt „Eltern als Botschafter“
Während kleine Kinder häufiger im häuslichen Umfeld (Pool, Gartenteich, etc.) verunglücken, passieren Ertrinkungsunfälle älterer Kinder meistens in öffentlichen Bädern und an Seen. Im Schwimmbad stellt das eigentliche Schwimmen ein geringes Unfallrisiko dar. Weitaus gefährlicher sind Aktivitäten rund um das Becken. Bei einem Kooperationsprojekt der Salzburger Kinderchirurgie mit AVOS werden Eltern nach schweren Unfällen ihrer Kinder im Krankenhaus beraten. Sie sollen andere Familien in ihrem sozialen Umfeld auf Gefahren hinweisen.
Foto: istock.com
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