Frauen in der Gastronomie
Wo sind die Köchinnen?
Frauen werden in der Gastronomie oft übersehen. Sie sichtbarer zu machen, liege an uns allen, sagt Maria Fanninger.
Trotz Fortschritten in der Gleichberechtigung bleibt das Kochen in vielen Haushalten weiterhin vorwiegend den Frauen vorbehalten – als Teil der unbezahlten Care-Arbeit. Ein ganz anderes Bild präsentiert sich in der Gastronomie: Der klassische Koch wird meist als Mann wahrgenommen. Auch in der Liste der „100 Best Chefs Austria“ sind lediglich fünf Frauen vertreten, wobei drei von ihnen als Teil eines Teams mit einem männlichen Kollegen genannt werden. Maria Fanninger, Gründerin des Vereins Land schafft Leben, sieht hier einen Fehler im System: „Eine Frau muss gesellschaftlich viel mehr leisten, um als anerkannte Gastronomin in die öffentliche Wahrnehmung zu kommen. Warum? Weil wir ein so veraltetes gesellschaftliches Bild in uns tragen, das eine Küchenchefin gedanklich oft nicht einmal zulässt. Und wir bei einem frauengeführten Betrieb allen Ernstes immer noch nach dem Chef fragen.“
Gängige Klischees
Egal, ob Online oder in Zeitschriften, Frauen in der Gastronomie werden medial oft übersehen. Beispiele gibt es zuhauf, etwa bei der Vorstellung gastronomischer Betriebe: Zwei Töchter ziehen erfolgreich die Fäden im Familienbetrieb, im Rampenlicht steht allerdings immer noch der pensionierte männliche Senior-Chef. Oder eine Frau, die gemeinsam mit ihrem Mann ein Lokal betreibt, in Interviews aber einfach ignoriert wird – obwohl sie es ist, die die Antworten gibt. Medien vermitteln hier oft einseitige Bilder und beeinflussen dadurch die gesellschaftliche Wahrnehmung.
Gesellschaftliche Reflexion
Wie aber können wir mithelfen, solche stereotypen Vorstellungen in der Gesellschaft zu überwinden? Zum Beispiel über Social Media, sagt Maria Fanninger: „Wenn uns das Essen, das Konzept oder die Gastfreundschaft einer Wirtin besonders gefallen hat, dann sollten wir das unbedingt teilen. Denn so können wir selbst dazu beitragen, dass Frauen mehr in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit gelangen.“ Auch könne man öfter einmal hinterfragen, wer da eigentlich kocht, wo man gerade isst. „So kann auch das eigene verzerrte Bild des klassischen Koches geradegerückt werden. Und wenn wir das alle tun, dann sind Gastronominnen automatisch viel präsenter in der öffentlichen Wahrnehmung – schließlich sind wir alle ein Teil davon.“
Podcast-Tipp
Initiativen wie "Female Chefs" versuchen aktiv, die Sichtbarkeit von Frauen in der Gastronomie zu stärken. Mit Gründerin Karin Stöttinger hat Maria Fanninger kürzlich in ihrem Podcast „Wer nichts weiß, muss alles essen“ gesprochen.
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