EF-Kreativwerkstatt: Minimundus in der Gießaufgasse
Erika Fischl stellt in ihrer Margaretner Kreativwerkstatt Dioramen, Einrichtungsgegenstände für Puppenhäuser und Zubehör für Hobbybastler, die Puppenhäuser und Modelle bauen, her.
MARGARETEN. Apotheken, Schusterläden, eine Gemüsehandlung und ein Geschäft für Musikinstrumente – das alles befindet sich in einer Altbauwohnung in der Gießaufgasse. Genauer: Auf Kästen und Kommoden im Vorzimmer. "Das sind meine fertigen Dioramen. Derzeit habe ich rund sechzig fertig. In den Kästen befindet sich das Zubehör, das dürften etwa dreitausend Stück sein", erklärt Erika Fischl und öffnet die Türen des Wandverbaus, um den Blick auf die unzähligen kleinen Säckchen mit Miniaturspiegeln, winzigen Schultafeln und kleinen Wanduhren freizugeben. Seit Jahren ist die Margaretnerin ein bekannter Name in der Welt des Modellbaus. "Ich biete sowohl fertige Dioramen an als auch Zubehör für Bastler, die selbst ein Diorama oder ein Puppenhaus herstellen."
Dieses Zubehör reicht von Obst und Gemüse aus Fimo-Modelliermasse über Einrichtungsgegenstände für Puppenhäuser bis hin zu Haustieren. "Einiges kaufe ich bei Großhändlern für Dekorationsartikel in Deutschland ein, aber vieles mache ich selbst", so Fischl, die ursprünglich in der EDV-Branche tätig war. "2004 habe ich meinen Job verloren und stand am Rande eines Burn-Outs. Damals gab es eine Zeitschrift, zu der man eine Puppe dazu bekam. Ich habe für diese Puppe ein Haus aus Holz gebastelt, quasi als Therapie für mich. Beim Einrichten habe ich gemerkt, dass es so gut wie keine Produkte für Puppenhäuser im Maßstab 1:12 gibt – das ist aber der gängige Maßstab, der aus England kommt."
Powerseller bei ebay
Nachdem Fischls Puppenhaus mit Kapelle samt Pfarrer und Personal von der Köchin bis zur Wäscherin ausgestattet war, beschloß sie, den Weg des Modellbaus auch beruflich einzuschlagen. Mit Hilfe des AMS gründete die damals 43-Jährige ihre Firma "EF-Kreativwerkstatt" und begann, Dioramen und Einrichtungsgegenstände für Puppenhäuser über ebay und ihren Onlineshop zu vertreiben. Die Rechnung ging auf: 2008 war Erika Fischl mit ihren Produkten auf Platz drei der Powerseller-Liste der österreichischen Händler auf ebay. "Die guten Jahre sind allerdings vorbei. In Zeiten von Internet haben scheinbar immer weniger Leute Zeit, sich hinzusetzen und ein Puppenhaus zu basteln." Und zeitintensiv ist die Herstellung einer Miniatur: An einem Apotheken-Diorama arbeitet Fischl rund zwei Tage. "Bei Apotheken sind die kleinen Sackerl in den Regalen sehr aufwändig. Was ich allerdings nie wieder machen möchte, ist ein Schuster! Für die Herstellung eines Schuhpaares bin ich eine halbe Stunde beschäftigt." 15 Paar Schuhe befinden sich in den Regalen eines Schuster-Dioramas, dessen Kaufpreis 229 Euro beträgt.
"Am Längsten habe ich an einer Parfumerie gearbeitet, das war eine Auftragsarbeit für die Auslage der Parfumerie Nägele und Strubbel im ersten Bezirk. Monatelang habe ich an der Miniaturparfumerie gearbeitet. Die Parfumflaschen habe ich aus Perlen gebastelt und es gab einen Liegeplatz, auf dem eine Puppe manikürt wurde. Das war mein Meisterstück." Dass sie sich manchmal schwer von zeitintensiven Dioramen trennt, gibt Fischl, die alle Produkte alleine herstellt, offen zu. Auch, dass sie schon einmal an einer Auftragsarbeit scheiterte: "Das war ein Dominastudio. Die Einrichtung war kein Problem, aber ich bin an den Puppen gescheitert. Tiere kann ich aus Modelliermasse herstellen, aber Menschen gelingen mir nicht. Und ein pausbäckiges Püppchen kann ich nicht in ein Dominastudio setzen!"
Neunzig Prozent ihrer Produkte verkauft Fischl nach Bayern. Den typischen Kunden gibt es nicht. "Es kaufen viele Bastler Einrichtungen, die ich herstelle und ich bekomme Aufträge für ein Diorama, das für Anlässe verschenkt wird. Zur Sponsion eines Pharmazeuten etwa eine Apotheke. Am häufigsten habe ich einen Friseur gemacht – das ist schon fad."
Alle Infos zur Kreativwerkstatt und die Geschichte der Miniaturen finden Sie unter www.efkreativwerkstatt.at
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