Drogerie Zur Windmühle: Der Drogist weiß alles, hat alles und ist Retter in manchen Nöten.
Klassische Vollsortimentsdrogerien sind in Wien nicht mehr leicht zu finden. Die Geschichte der Drogerie ist schon bewegte 100 Jahre lang. Drogerie leitet sich vom niederländischen Wort „droog“ ab, damit sind getrocknete Kräuter und Pflanzen gemeint. Fast ausschließlich solche Waren mit natürlichen Grundstoffen wurden von den Drogisten zu Beginn verkauft. Kein Wunder, ist man doch gemäß GewO. (Achtung Amtsdeutsch) „zum Verkauf von Giften und den zur arzneilichen Verwendung bestimmten Stoffen und Präparaten, insofern dies nicht ausschließlich den Apothekern vorbehalten ist, sowie zum Gemischtwaren-Kleinhandel, beschränkt auf jene Waren, die in Drogerien üblicherweise geführt werden und deren Verkauf nicht an eine besondere Bewilligung (Konzession) gebunden ist, berechtigt“.
Es soll zwar an die 35 in Wien geben, doch ob selbige auch dieses Angebot für Haushalt, Garten, Schönheit und Gesundheit aufweisen und obendrein die schon an „Allwissenheit“ grenzende Beratung inclusive Geheimtipps wie bei Horst Buchart in seiner Drogerie Zur Windmühle aufweisen, ist fraglich. Als ehemalige Hauptstadt der k.u.k. Monarchie war Wien bekannt für die überaus gut sortierten Drogerien, die meist als kleine Familienbetriebe geführt wurden. Horst Buchart ist mit seinen 87 Jahren ein Drogist mit Leib und Seele und das seit 1966. Mit 29 Jahren übernahm er im Juni sein Geschäft in der Theobald Gasse. Besonders geschätzt werden die Ratschläge und Mittel zur Fleckentfernung und Omas Gesundheitstees. Wie viele Artikel dieses schon an eine Rarität grenzende Geschäft lagernd hat, da kann man nur raten.
Ob die Tochter einmal das Geschäft weiterführen wird? Sie klagt über die Bürokratie und Klientel, die die Drogerie mit einem Kettenladen vergleicht und sich auch so aufführt. Auf jeden Fall sind die Stammkunden froh, dass es so etwas noch gibt, vor allem bei den Ratschlägen zur speziellen Fleckentfernung. Manche kommen sogar aus den entfernten Bundesländern oder korrespondieren aus dem Ausland. Wegen den vielen Umbauten in der Mariahilfer Straße ist der Zulauf etwas zurückgegangen und die Zukunft wird nicht rosig gesehen für derlei Läden. Die Beratung nimmt oft viel Zeit in Anspruch, da sogar manche der Stammkunden gar nicht wissen, was es alles gibt.
Wer sich für die Geschichte der Drogerie interessiert, findet im Drogistenmuseum Wien über 10.000 Exponate, alte wertvolle Kräuterbücher, seltsame Geräte, Kuriositäten und natürlich alles Geschichtliche in Bild und Wort.
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