Obdach axxept
Neues Tageszentrum in Mariahilf
Ob fürs Essen, Duschen oder zum Ausruhen: Dieses Tageszentrum unterstützt obdachlose junge Erwachsene.
WIEN/MARIAHILF. Obdachlos ist nicht gleich obdachlos. Je nachdem wie alt man ist und wie lange man schon auf der Straße lebt, hat man mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen.
Das weiß auch Florian Rossmann: "Jüngere Menschen sind in ihrem Leben noch nicht so gefestigt. Sie schaffen es aber auch leichter aus der Obdachlosigkeit als ältere Menschen, die schon jahrelang auf der Straße leben."
Hier darf man einfach sein
Rossmann ist Teamleiter der Sozialarbeit im neuen Tageszentrum bei obdach axxept in der Gumpendorfer Straße 64. Hier werden junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren, die kein Zuhause haben, seit November aufgefangen.
Neben einem vielfältigen Beratungsangebot, finden betroffene Personen im Tageszentrum auch alles, was sie zur Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse brauchen. "Zu uns kann man während der Öffnungszeiten einfach so ohne Termin oder Voranmeldung kommen", erklärt Rossmann. "Wenn jemand zum ersten Mal kommt, machen wir mit ihm ein Clearing, wo wir darüber informieren, welche Angebote es bei uns gibt und feststellen, ob die Person obdachlos, wohnungslos oder prekär lebend ist."
Denn zwischen diesen drei Formen gibt es klare Unterschiede: "Obdachlos sind Menschen, die wirklich auf der Straße leben. Wohnungslose Menschen sind normalerweise in Einrichtungen, Notquartiere oder in geförderten Wohnplätzen untergebracht", erläutert der Sozialarbeiter. "Prekär lebende Menschen sind hingegen diejenigen, die zwar bei beispielsweise Freunden oder einem Partner untergebracht sind, aber nicht auf dem Mietvertrag stehen und keine Sicherheit haben, dass sie die Wohnung auch morgen noch haben werden." Zusätzlich suchen auch Menschen, die befürchten ihre Wohnung aufgrund einer Kündigung oder Schuldenproblemen bald verlieren zu können, die Beratung im Tageszentrum auf.
Grundbedürfnisse stillen
Derzeit dürfen sich 25 Personen auf einmal im Tageszentrums aufhalten. Das Herz des Hauses ist die Küche. Dort kann man sich aus den Lebensmitteln, die vom Verein Mut und Foodsharing gespendet wurden, etwas zu Essen kochen. Am großen Tisch vor der Küche gibt es die Möglichkeit, Spiele zu spielen, ein Buch zu lesen oder sich an der Gitarre auszuprobieren. All das liegt auf den Fensterbänken zur freien Entnahme.
Es wird sogar ein Raucherbereich zur Verfügung gestellt, damit man nicht vor dem Tageszentrum rauchen muss. Daneben gibt es noch WCs und Duschen für Frauen, Männer sowie Menschen aller Geschlechtsidentitäten. Spinde kann man gegen eine Kaution von zwei Euro drei Monate lang nutzen. "Die Nutzung kann aber problemlos verlängert werden, wenn die Person den Spind noch länger braucht", sagt Rossmann.
Anlaufstelle für alle Fragen
Im offenen Büro kann eine Kurzberatung zu verschiedensten Themen in Anspruch genommen werden. "Bei uns sind derzeit über 60 Personen gemeldet. Das heißt, sie haben ihre Adresse bei uns und ihre Post wird gleich ins Zentrum geschickt", erläutert Rossmann. Für sensiblere und längere Gespräche kann man sich mit einem Sozialarbeiter ins Beratungsbüro zurückziehen. Im Gesundheitszimmer daneben sind Psychotherapeut und Psychiater anzutreffen.
"Bei jungen Menschen ist natürlich auch die Frage, in welcher Entwicklungsphase sie gerade stehen", so Rossmann. "Es geht viel um die Themen Ausbildungen, Schule, Abschluss, Lehre und Arbeitsplatz. Etwas, was natürlich auch eine große Rolle spielt, ist, dass viele der Personen, die wir betreuen, noch nie selbstständig gelebt haben, weil sie direkt von ihren Eltern auf die Straße gezogen oder in Jugendwohneinrichtungen aufgewachsen sind."
Zur Selbstständigkeit motivieren
Das Hauptziel des Zentrums ist es, die betroffenen Menschen von der Straße und somit auch aus der Obdachlosigkeit zu holen. Das tun sie, indem sie die Menschen an die richtigen Stellen verweisen. "Wir versuchen aber auch durch Aktivierungsprojekte den jungen Erwachsenen dabei zu helfen, ihre Fähigkeiten entdecken und ausleben zu können", schildert Rossmann. "Manche Menschen brauchen länger und die betreuen wir dann auch länger."
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