Elisabeth Fellmann
Sie war das Herz der Bäckerei Schwarz
Elisabeth Fellmann war in der Bäckerei Schwarz für ihre Freundlichkeit bekannt. Jetzt muss sie sich verabschieden - die wohlverdiente Pension wartet.
WIEN/NEUBAU/MARIAHILF. Egal, wohin sie geht, die Mariahilferin Elisabeth Fellmann hinterlässt immer einen bleibenden Eindruck. Ihre freundliche Art und ihr gewinnendes Lächeln waren oft das Erste, was Kunden in den vergangenen zwölfeinhalb Jahren sahen, sobald sie die Bäckerei Schwarz (7., Neubaugasse 34) betraten.
Umso härter traf es sie, als sich Fellmann im September in die Pension verabschiedete. "An meinem letzten Tag habe ich so viele Blumen von Kunden überreicht bekommen, dass ich fast angefangen habe, zu weinen", erinnert sich die ehemalige Verkäuferin. "Es war ein sehr emotionaler Tag. Überall sind die Tränen geflossen." Selbst jetzt, wo die frische Pensionistin von dem Tag erzählt, kann man einen leichten Schimmer der Trauer erkennen.
Prominenter Abschied
Sogar der Bezirksvorsteher von Neubau, Markus Reiter (Grüne), und der Obmann der IG Kaufleute, Kurt Wilhelm, kamen in die Bäckerei, um sich mit einem Blumenstrauß und einem gemeinsamen Foto von der hingebungsvollen Verkäuferin zu verabschieden. Am Ende hatte die 60-Jährige so viel zum Tragen, dass sie den 20-minütigen Gehweg von der Bäckerei zu sich nach Hause in den 6. Bezirk mit dem Taxi fahren musste.
Ein offenes Ohr für jeden
Bäckerei, Hotelservice, Supermarkt – Fellmann hat alles schon einmal ausprobiert. "Ich bin immer im Verkauf gewesen und habe immer mit Menschen gearbeitet", sagt die Pensionistin. Sie fand ihren Weg zur Bäckerei Schwarz durch Zufall. Sie hatte zuvor bei einer anderen Bäckerei gekündigt, als sie eines Tages das Geschäft in der Neubaugasse entdeckte. "Sie hat mich mit ihrer gelben Tür, dem Logo in Form einer Brezel und dem Backwarenangebot sofort angesprochen. Ich habe einfach gefragt, ob sie jemanden brauchen", führt sie aus.
Begeisterte Chefin
Ihr selbstbewusstes und gut artikuliertes Auftreten begeisterte die Chefin beim Bewerbungsgespräch derart, dass sie sie mit den folgenden Worten anstellte: "Wenn Sie genauso gut verkaufen, wie Sie reden, bekommen Sie eine Prämie." Ihre Kunden erlebten sie als eine fröhliche Person, die sich immer ein paar Minuten Zeit nahm, um sich mit ihnen zu unterhalten. "Die Kunden waren das gar nicht gewohnt. Sie kommen und können ihre Sorgen kurz bei mir abladen. Ich habe ihnen immer zugehört", so die Pensionistin.
Optimistisch der Zukunft entgegen
Fellmann brauchte ein wenig, bis sie sich an die Pensionierung gewöhnen konnte. "In der ersten Woche hatte ich richtige Entzugserscheinungen. Mir sind der Verkauf und der Kundenkontakt wirklich abgegangen. Ich habe mich am Anfang nicht mehr gebraucht gefühlt", erzählt sie. Sie musste sich immer daran erinnern, dass das nicht stimmt.
Mittlerweile hat sie eine neue Aufgabe gefunden: ihren Enkelsohn. Mit ihm hat sie die Wochen seit ihrem letzten Arbeitstag die Parks in Mariahilf neu entdeckt. "Am liebsten mag ich den Esterházypark, den Fritz-Imhoff-Park oder den Loquai-Park", so die Pensionistin, die bereits seit 35 Jahren im 6. Bezirk lebt.
Daneben betreibt sie regelmäßig Sport. "Es war mir wichtig, auch etwas für mich zu tun", sagt Fellmann. Die Pensionistin weiß nicht, was die Zukunft bringt, sie schaut ihr aber voller Zuversicht entgegen."Vielleicht werde ich mich auch mal ehrenamtlich engagieren", ergänzt sie lächelnd.
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