Helnwein über Naschmarkt
Ist das Mariahilfer Umweltdenkmal in Gefahr?
Mariahilf kann sich seit 2008 damit rühmen, dass sie das größte Bild von dem österreichischen Künstler Gottfried Helnwein haben. Auf 230 Quadratmeter Fläche ragt dieses in der Linken Wienzeile 34 Ecke Laimgrube über den Naschmarkt. Die Gewista möchte dieses jedoch für Werbungen übermalen.
WIEN/MARIAHILF. Auf den ersten Blick scheint das Mädchen, das in kaltem, blauem Licht gehalten ist, zu schlafen. Doch wenn man genauer hinschaut, erkennt man, dass ihre Augenlider halb geöffnet sind. Die Rede ist von dem weltweit größten Bild des Künstlers Gottfried Helnwein "Der lange Atem".
Seit 2008 ist dieses auf der Feuermauer in der Linken Wienzeile 34 Ecke Laimgrubengasse als ein Mahnmal für den Umweltschutz zu sehen. Bald könnte es dieses aber nicht mehr geben. Zumindest wenn man der Website des Werbeunternehmens Gewista glaubt. Denn diese bieten die Feuermauer ab dem 1. Juni als Werbefläche zur Vermietung an.
Bemalt und bald überbemalt?
Auf ihrer Website wird nicht nur das Helnwein-Bild mit keinem Wort erwähnt, es wird auch von der regelmäßigen Bemalung der Fassade gesprochen. Das bedeutet auch, dass das Helnwein-Bild für die Vermietung von Werbung übermalt werden soll.
Zwar wurde die Wand in der Vergangenheit immer wieder dafür verwendet, um Poster zu gesellschaftlichen Themen aufzuspannen. Doch das passierte nur unter Berücksichtigung der Auflagen der MA19 – Architektur und Stadtgestaltung, nach denen diese keine Werbung sein, nur mit Kederschienen aufgespannt werden und das Helnwein-Gemälde auf keinen Fall beschädigen durfte.
"Man kann doch nicht im Jahr 2022 ein Umweltmahnmal von einem internationalen Künstler übermalen. Das ist ungesetzlich", sagt Nora Frey. Die ehemalige Journalistin war diejenige, die die Bemalung der Feuermauer durch Gottfried Helnwein für den Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung veranlasste. Seitdem kümmerte sie sich als Mieterin der Feuerwand darum, das Mural zu pflegen, bis die neue Vermieterin Andrea Biro-Unzeitig vergangenes Jahr ihren Vertrag gekündigte.
Gewista gibt Entwarnung
Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) hat die Stadt Wien eingeschaltet. "Wir fänden es sehr schade, wenn dieses Kunstwerk verschwinden würde. Seine Botschaft ist auch für unseren Bezirk wichtig", so Rumelhart.
Auch die MA19 zeigte ihren Widerwillen. "Die MA19 wird nicht zulassen, dass irgendetwas übermalt wird, weil es den Helnwein zu schützen gilt", heißt es dort. Sie befänden sich diesbezüglich bereits in Gesprächen mit Biro-Unzeitig.
Auf Anfrage der BezirksZeitung rudert die Gewista jedoch zurück: "Aufgrund aktueller Entwicklungen werden die seit 2021 neue Mieterin und wir davon absehen, die Hausfassade für werbliche Zwecke anzubieten", informiert Marketing-Leiter Philip Haubner. Während der Zugriff auf die Seite zum "Mural" in den vergangenen Tagen noch möglich war, ist sie jetzt seit de, 30. Mai gesperrt.
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