Auf Grätzeltour mit Fräulein Hahnkamper in Mariahilf
Bei der ersten Grätzeltour „Kurioses aus Mariahilf“ führte die Künstlerin und Jazz-Sängerin Fräulein Hahnkamper durch den Bezirk. Mit viel Humor erzählt sie, was das Wesen des 6. Bezirks ausmacht.
MARIAHILF. Es ist ein etwas windiger Donnerstag-Abend als sich eine Gruppe Menschen vor der Hundezone im Esterhazypark zur Grätzeltour mit Magdalena Hahnkamper – alias "Fräulein Hahnkamper" – trifft. Dass es keine gewöhnliche Stadtführung ist, wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf den ersten Blick bewusst. Denn: Fräulein Hahnkamper steht in schwarz-weißer Strumpfhose gekleidet, darüber ein schwarzer Body und ein blauer Poncho vor ihnen und begrüßt alle mit den Worten: „Dies ist eine interaktive Führung. Sie werden sich heute selbst schämen und fremdschämen, das gehört alles dazu.“
Während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch ungläubig lachen, beginnt es bereits kurios zu werden, die Künstlerin erzählt nämlich eine Anekdote über Hundstrümmerl. Davon hätte es in ihrer Kindheit noch viel zu viele gegeben, sagt sie. Ihr Zuhause, die Millergasse, nannte sie deshalb „Hundstrümmerlgasse“. Dank den 30 Gackerl-Sackerl-Spendern, die es im Bezirk gibt, hat sich die Situation jedoch heute verbessert. Als nächstes holt Hahnkamper eine Melodika aus der Tasche, teilt Liedertexte aus und fordert die Besucher auf: „Singen Sie einfach mit!“ – und tatsächlich schallt kurz darauf noch etwas zaghaft das Lied „Ein Hund kam in die Küche“ durch den Esterhazypark. „Schämen Sie sich schon?“, fragt Fräulein Hahnkamper in die Runde, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lachen verlegen.
Musikalisch durch den 6. Bezirk
Viel Zeit zum Schämen bleibt aber nicht, denn schon geht es weiter zum Apollokino, wo die Künstlerin von zwei Skandaltänzerinnen, Mata Hari und Anita Berber, erzählt, die hier ab der Jahrhundertwende getanzt haben – als das Kino noch ein richtiges Theater war. Mit viel Humor und einer erfrischenden Leichtigkeit fordert sie ihr Publikum auf, im Takt zu klatschen und motiviert so zum Mitmachen, während sie auf der Melodika spielt.
Als es in Richtung Wien-Fluss in die Magdalenenstraße geht, sollen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gedanklich in eine Zeit versetzen, als der Wien Fluss noch nicht reguliert war. Die Nähe zum Wasser führte früher dazu, dass sich hier auch Ratten ansiedelten – zumindest besagt dies die Wiener Sage „Der Rattenfänger vom Magdalenengrund“. Weiter geht es über ein spukendes Gasthaus in der Esterhazygasse und einer Geschichte über den gestohlenen Kopf des Musikers Joseph Haydns zur letzten Station der Grätzeltour.
Kurios und trotzdem lehrreich
Mit einem abschließenden gemeinsamen Lied endet der Spaziergang auf der Pilgrambrücke – mittlerweile hat Fräuein Hahnkamper ihre Requisiten und Verkleidungen auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgeteilt, zu schämen scheint sich hier keiner mehr. Und so endet eine etwas andere Grätzelführung, bei der man sich einerseits gut unterhalten fühlte und andererseits auch neue, kuriose Fakten über Mariahilf lernen konnte.
Fräulein Hahnkamper gehört zu einer Reihe von Künstlerinnen und Künstlern, die auf Initiative der „Sektion K“ durch das Grätzel führen. Die nächste Führung wird von Kilian Farner am 27. Juni organisiert; er wird Plätze zum Thema „Die Fantasie an die Macht – Mein 1968: Mariahilf“ zeigen.
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