100 Jahre Burgenland
Burgenlands erste und jüngste Friseurmeisterin
Elisabeth Lichtscheidl ist Teil der Geschichte des Burgenlands. Sie war die erste und jüngste Friseurmeisterin im Bundesland. Ihre Wurzeln hat die Powerfrau im Bezirk Mattersburg.
SIEGGRABEN/GROSSHÖFLEIN/TSCHURNDORF. Wir schrieben das Jahr 1928 als Elisabeth Lichtscheidl, als Tochter von Anna Lichtscheidl aus Sieggraben, das Licht der Welt erblickte. Sieben Jahre zuvor kam das Burgenland zu Österreich und wir befanden uns im zweiten Weltkrieg.
Schon als Jugendliche interessierte sich die junge Frau für das Handwerk der Friseure und begann 1942 eine Lehre zur Friseur und Perückenmacherin. Nach drei Jahren Lehrzeit in Neufeld am See trat sie dann zu ihrer Gesellenprüfung an und absolvierte diese mit ausgezeichneten Erfolg.
Zu dieser Zeit hat die russische Besatzung das Land besetzt und sie kann sich noch gut daran erinnern als sie all den russischen Soldaten, die im Krieg sehr stark von Kopfläusen befallen waren die Haare schneiden musste. "Mit zitternden Händen – damals hatten alle Angst vor den Soldaten – schnitten wir ihnen die Haare und rasierten den Russen, die damals alle lange ungepflegte Bärte hatten, diese ab", erzählt die rüstige Burgenländerin.
Einzige Frau die die Prüfung bestanden hat
Die Berufsschule besuchte die spätere Friseurmeisterin in Wiener Neustadt. Die Stadt wurde damals von Bomben angegriffen und komplett zerstört bis auf einige Überreste die heute noch bestehen, wie der Stadtmauer. "Meine Urgroßmutter entschied sich nach der erfolgreichen Lehre als Friseurin und Perückenmacherin nun die Meisterprüfung zu absolvieren. Diese schloss sie dann am 20. November 1950 ab. Sie war die erste und jüngste Friseurmeisterin im Burgenland. Meine Uroma hat als einzige Frau die Prüfung bestanden", ist Urenkelin Vanessa Bogad stolz. Der Meisterbrief wurde eingerahmt und bis heute erzählt Elisabeth Lichtscheidl die Geschichte dazu gerne.
Der erste Salon mit dem Bruder
Einige Zeit später eröffnete sie mit ihrem Bruder Josef im selben Jahr einen Friseursalon in Großhöflein und hatte ihre ersten Angestellten. Zwei Jahre nach der Eröffnung lernte Lichtscheidl ihren Mann kennen und kurz darauf wurde geheiratet. "Meine Urgroßeltern sind für mich der Beweis das man sich tatsächlich bis an sein Lebensende lieben kann. Nach der Hochzeit verschlug es sie aufgrund der Liebe ins mittlere Burgenland, nach Tschurndorf. In Tschurndorf eröffnete sie ebenfalls zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Franz einen Salon", so die Urenkelin.
Im Jahr 1959 war Schluss
Die Laufbahn des Sohnes entwickelte sich ebenfalls im Bereich des Haare schneiden. Er ging in seiner Jugend nach Salzburg, wo er bis heute lebt. Es folgten noch zwei Töchter bis sich Elisabeth Lichtscheidl dazu entschied ihren Frisiersalon im Jahr 1959 aufzugeben.
Sie hat den Salon hinter sich gelassen aber nicht die Liebe zum Beruf. Für viele Freunde aus der Nachbarschaft griff sie noch zu Schere. Ihren letzten Kunden hatte sie mit 80 Jahren. "Meine Uroma ist eine absolute Powerfrau. Sie ist ein Teil der Geschichte von 100 Jahren Burgenland und ich bin unendlich Stolz auf sie", so Urenkelin Bogad abschließend.
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