Neudörfl
Fundermax möchte Konzentrationswert für Formaldehyd erhöhen
Kürzlich suchte das Unternehmen Fundermax in Neudörfl bei der Bezirkshauptmannschaft Mattersburg an den Konzentrationswert von Formaldehyd zu erhöhen. MeinBezirk.at hat zusammengefasst was das genau bedeutet, was Formaldehyd überhaupt ist und welche Auswirkung das wiederum auf die Neudörfler Bevölkerung hat.
NEUDÖRFL. Am Produktionsstandort von Fundermax in Neudörfl werden seit mehr als 50 Jahren Spanplatten produziert. Bei der Produktion von Spanplatten, insbesondere bei der Trocknung von Holzspänen, die als Rohstoff für die Spanplatten dienen, wir Formaldehyd emittiert, das natürlicherweise in Holz vorkommt. Auch in Recyclingholz, das im Sinne der Kreislaufwirtschaft in den Spanplatten vom Betrieb zunehmend verarbeitet wird, ist Formaldehyd vorhanden. In Recyclingholz, z.B. alten Möbeln und Holzwerkstoffen, findet man Formaldehyd, vor allem aufgrund der in der Vergangenheit oft intensiv verwendeten formaldehydhaltigen Bindemittel. Durch das bei der Produktionsanlagen emittierte Formaldehyd entsteht keine Gefahr für Mensch oder Umwelt, an der frischen Luft wird es in kurzer Zeit abgebaut.
Schwankungen des Konzentrationswertes
"Die laufenden Messungen unserer Abluft haben gezeigt, dass es aufgrund des vermehrten Einsatzes von Recyclingholz zu stärkeren Schwankungen des Konzentrationswertes von Formaldehyd kommt. Der behördliche Grenzwert für den maximalen Gesamtmassenstrom, also den Gesamtausstoß, von Formaldehyd wird dabei natürlich eingehalten. Dieser legt fest, wie viel Formaldehyd innerhalb eines definierten Zeitraums emittiert werden darf. Bei einem zulässigen Gesamtausstoß von bis zu 3,3kg pro Stunde, liegt unser Ausstoß durchschnittlich bei unter 1kg pro Stunde", erklärt ein Sprecher von Fundermax.
Konzentrationswert erhöhen
Fundermax hat aufgrund der Schwankungen bei der Bezirkshauptmannschaft, als zuständige Genehmigungsbehörde, um eine zeitlich befristete Festlegung eines weniger strengen Emissionskonzentrationsgrenzwertes für Formaldehyd angesucht. Dieser legt fest, wieviel Formaldehyd zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Abluft enthalten sein darf. Dieser wird in den sogenannten BVT-Schlussfolgerungen (BVT - beste verfügbare Techniken) für unterschiedliche Anlagen als Stand der Technik definiert. Für die Abluft aus Trockneranlagen, wie im Fall von Fundermax, liegt der Emissionsgrenzwert bei 10mg Formaldehyd pro Nm3. Das Unternehmen hat nun beantragt, dass dieser Konzentrationswert zeitlich beschränkt (bis 31.12.2026) behördlich auf 20mg Formaldehyd pro Nm3 festgesetzt wird. Der Grenzwert für den Gesamtausstoß bleibt unverändert. Mit einem Forschungsprojekt (siehe letzter Absatz) hofft das Unternehmen die produktionstechnisch bedingten Schwankungen künftig in den Griff zu bekommen, aus diesem Grund ist der Konzentrationswert zeitlich beschränkt.
Die Grenzwerte für Formaldehyd kommen vor allem aus dem Bereich Innenraumluft. Für Formaldehyd in der Außenluft gibt es einen Richtwert der WHO: 0,1 mg/m3 (als Halbstundenmittelwert). Im Umfeld des Standortes in Neudörfl würde man sich bei maximal 0,017 mg/m3, also weniger als einem Fünftel dieses Richtwertes, bewegen.
Was ist Formaldehyd eigentlich?
Formaldehyd ist eine organische Verbindung. Es ist in reinem Zustand ein farbloses, stechend riechendes Gas, das etwas schwerer als Luft ist. Die Dämpfe reizen Augen und Schleimhäute. Formaldehyd findet man u.a. als Nebenprodukt bei Verbrennungsprozessen, in Autoabgasen und im Tabakrauch. Aber auch in Lebensmittel ist das Formaldehyd enthalten wie etwa in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten sowie in Rind- und Geflügelfleisch. Das Gas kann ab einer Konzentration von 0,625mg/m3 in wenigen Minuten zu Tränenfluss, Hustenreiz mit Übelkeit und Erbrechen führen. Geringere Mengen werden im menschlichen Körper jedoch gut abgebaut und durch den Urin ausgeschieden. Durch den lokalen Abbau wird sichergestellt, das Formaldehyd in der Regel nicht in nennenswertem Umfang in tiefere Körpergewerbe vordingt.
Bei Facebook wurde die Kundmachung der BH Mattersburg über den Antrag von Fundermax in einer Gruppe rege diskutiert. So zeigen sich einige Bürger besorgt um das Ansuchen, während es andere gelassen sehen. Das Dokument zur Kundmachung kann von Montag bis Freitag von 8:00 bis 12:00 Uhr auch auf der BH Mattersburg eingesehen werden.
Emissionsverhalten soll analysiert werden
Da es zu verstärktem Einsatz von Recyclingholz in Trocknungsanlagen kaum empirische Daten (also auf Erfahrung basierte Daten) gibt, wurde von Fundermax ein Forschungsprojekt mit einem auf Materialforschung und Prozesstechnologie spezialisierten Forschungszentrum initiiert, im Rahmen dessen das Emissionsverhalten wissenschaftliche analysiert wird, um produktionstechnisch bedingte Schwankungen künftig noch besser optimieren und unterdrücken zu können.
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