Rücktritt Christian Illedits
Das Ende einer Karriere
Am 1. August 2020 erklärte Christian Illedits – Landesrat und SP-Bezirksvorsitzender – seinen Rücktritt. Ausschlaggebend war die Geschenkannahme eines 100 Gramm schweren Goldbarrens anlässlich seines 60. Geburtstags im Jahr 2018, den er aufgrund seiner Stellung als Landtagspräsident hätte ablehnen müssen.
BURGENLAND. Illedits, der nach eigenen Angaben massive Angriffe gegen seine Person aushalten könne und sich selbst nichts vorzuwerfen habe, will mit seinem Rücktritt vor allem seine Familie schützen. Sie dürfe in dieses politisches Spiel nicht mithineingezogen werden.
Der Vorzeigebürgermeister
Die Stimmung im Bezirk ist jedoch alles andere als feindlich. Christian Illedits, der hauptberuflich als Postbeamter tätig war, erreichte als Quereinsteiger bei der Bürgermeisterwahl 1997 fast 80 Prozent der Stimmen und wurde Bürgermeister von seiner Heimatgemeinde Draßburg. Er erfreute sich immer großer Beliebtheit und im Zusammenhang mit seinem Namen fallen vor allem die Worte "anständig", "freundlich" und "charakterstark".
Gerlinde Rieger aus Mattersburg, deren Mutter immer noch in Draßburg wohnt, erinnert sich noch gut an diese Zeit.
"Meine Mutter war seit jeher eine begeisterte Anhängerin von Christian Illedits", erzählt sie. "Sie kannte ihn ja bereits, als er noch für die Post arbeitete und plauderte immer gern mit ihm. In ihren Augen war er ein Vorzeigebürgermeister, der alles für seine Heimatgemeinde getan hat. Für Illedits Rücktritt hat jeder im Ort vollstes Verständnis. Mit seiner Erklärung zeigt er deutlich, dass er zu seinen Fehlern steht und sich um seine Familie sorgt. Ich erinnere mich noch gut an ein Straßenfest, bei dem er mir Süßigkeiten geschenkt hat. Bei jeder Veranstaltung mischte er sich unter die Leute. Er hat jeden gekannt und mit jedem persönliche und nette Worte gewechselt."
Geschenke sind erlaubt
Wolfgang Stöger, ein Angestellter aus Wiesen, versteht die Aufregung um das überreichte Goldblatt nicht.
"Darf ein Politiker, der gute Arbeit geleistet hat, kein Geschenk zu seinem 60. Geburtstag annehmen?", fragt er kopfschüttelnd. "Geschenke sind doch erlaubt. Ich frage mich sowieso, wer den Illedits anonym angezeigt hat. Das kann doch nur jemand gewesen sein, der insgeheim neidisch auf ihn ist. Und feige ist dieses Person außerdem. Warum eine anonyme Anzeige? Ich stelle mal in den Raum, dass es vielleicht ein Konkurrent aus einer anderen Partei war. Der kann nicht zu seinen Gemeinheiten stehen, sondern muss sich verstecken."
Rückgrat ist wichtig
"Der Illedits hat Rückgrat gezeigt", äußert sich eine Pensionistin aus Bad Sauerbrunn, die der Überzeugung ist, dass es keine Schande ist, wenn ein Mann zu seinen Fehlern steht. "Rückgrat ist wichtig und eine Tugend. Vor die Menschen hinzutreten und vor laufender Kamera aller Welt von der Geschenkannahme zu berichten, das war sicher nicht leicht für den Herrn Illedits und er verdient Anerkennung und nicht dass sein Lebenswerk nun mit Füßen getreten wird."
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