100 Jahre Republik
Grumbirn, Schmalz und Bohnen
Im Jahr 1918 musste das Essen – bedingt durch die damals völlig anderen Lebensbedingungen – vor allem zwei Kriterien erfüllen: es musste billig sein, am besten aus eigener Produktion – und es musste ausreichend Energie für die damals körperlich meist schwer arbeitenden Menschen liefern.
Der Speiseplan der damaligen Zeit sah dementsprechend aus und setzte sich vor allem aus Kartoffeln, Bohnen, Mehl und viel Schmalz zusammen. Klassische Gerichte dieser Zeit waren dicke Suppen, Eintöpfe, Knödel und Strudel.
Das Erbe der "Ponzichter"
Vor allem Bohnen spielten in unserer Region eine herausragende Rolle – ein Charakteristikum unserer Dörfer, das in der Küche der älteren Bevölkerung bis heute erhalten blieb und wohl auf die Tradition der "Ponzichter" in und um Sopron zurückgeht.
Als "Ponzichter" bezeichnete man ursprünglich die zumeist deutschsprachigen Weinbauern in der Gegend um Sopron, die in einer Art Mischkultur Bohnen zwischen ihre Rebstöcke pflanzten. Die Bohnen hatten als stickstoffbindende Hülsenfrüchte eine positive Wirkung auf die Weinstöcke, brachten zusätzliche Einnahmen und waren eine eiweißreiche Abwechslung auf dem Speiseplan.
Der Begriff der "Ponzichter" tauchte gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf und wurde später zur Bezeichnung einer einflussreichen gesellschaftlichen Schicht in Ödenburg. In unseren Dörfern erinnern zahlreiche Gerichte wie Bohnenstrudel, Bohnensterz, Bohnenknödel, Bohnnockerlsuppe, Bohnenfleckerl oder eingebrannte Bohnen an ihre Tradition.
Der Klassiker: Bohnensterz
Die 78-jährige Teta Hilda aus Baumgarten hat das Kochen von ihrer Mutter, Teta Ana, gelernt, und verrät den Bezirksblättern, wie sie den Bohnensterz zubereitet – nämlich genauso, wie er bereits vor hundert Jahren gekocht wurde: "Glattes Mehl wird gelindet, also unter ständigem Rühren bei trockener Wärme so lange erhitzt, bis die ganze Feuchtigkeit verdampft ist und das Mehl rauscht wie Watte. Dann wird es mit der bereits vorher gekochten Bohnensuppe samt Bohnen aufgegossen – aber Vorsicht, nicht zu viel Suppe nehmen, sonst wird das Ganze ein ‚Gatsch’! Und dann wird das Gericht ‚abgeschmalzt’ – mit ordentlich viel Schmalz. Wichtig ist, dass auch wirklich echtes Schweineschmalz verwendet wird, mit Öl schmeckt es nach nichts!", so die versierte Köchin, die den Sterz klassisch mit weißer Suppe – natürlich ebenfalls auf Bohnenbasis – serviert.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.