Allheilmittel Esoterik
"Klingt es zu schön um wahr zu sein, ist es das meist auch"

- Katharina Wanha sieht sich als Beziehungslotsin.
- Foto: Birgit Machtinger
- hochgeladen von Doris Pichlbauer
Energetiker sind im Vormarsch, das zeigen die Gründerzahlen. Doch nicht jedes Angebot hält, was es verspricht.
BEZIRK MATTERSBURG. "Gerade in Zeiten einer Pandemie benötigen Mensch und Tier zusätzliche Energie und Unterstützung für ihr Wohlbefinden", bestätigt Claudia Scherz, Fachgruppengeschäftsführerin für die Fachgruppe der persönlichen Dienstleister bei der Wirtschaftskammer Burgenland die steigenden Gründerzahlen.
Die Wirtschaftskammer verzeichnete im ersten ´Quartal des Jahres 18.800 Humanenergetiker und 821 Tierenergetiker in Österreich. Davon werden 572 aktive Humanenergetiker und 54 Tierenergetiker im gesamten Burgenland verzeichnet. Im Bezirk Mattersburg sind 98 aktive Humanenergetiker und 9 aktive Tierenergetiker registriert.
Eine Frage der Einstellung
Wer möchte es nicht? Erfolg im Job, ein erfülltes Privatleben, Anerkennung, finanzielle Absicherung, ein jugendliches Aussehen, die perfekte Figur und Glück ohne Ende. Die Amerikanische Lehre "Access Consciousness" soll den Weg zu all dem und noch mehr aufzeigen und breitet sich auch im Bezirk Mattersburg zusehends aus.
Die Bewegung kommt aus den USA und wird in Österreich seit Jahren immer bekannter. Die Sektenstelle hat sie seit geraumer Zeit auf dem Radar.
Mantra soll beim Lösen von Blockaden helfen
Übersetzt bedeutet "Access Consciousness" soviel wie "Zugang zum Bewusstsein". Der Homepage der Bewegung kann man entnehmen, dass mit "Körperprozessen" und den "zehn Schlüsseln zur Freiheit" gearbeitet wird.
Die Theorie hinter dem System ist, dass man lediglich seine, durch schlechte Gedanken und Gefühle entstandenen, Blockaden lösen muss, um alles was man sich wünscht im Leben zu erreichen. Um diese "Mauern" loszuwerden wird mit 32 Energiepunkten am Kopf gearbeitet. Dabei soll auch das Mantra der Bewegung helfen: "Alles kommt zu mir mit Leichtigkeit, Freude und Herrlichkeit!"
Bei der Sektenstelle bekannt
Die Zahl der "Access Consciousness"-Anbieter in Österreich ist nicht ersichtlich. Auf der Homepage sind 157 Personen angeführt. Im Internet finden sich aber deutlich mehr. Eine Anfrage direkt bei der Bewegung blieb ohne Antwort.
"Access Consciousness kennen wir ganz gut. Die Gruppierung wurde 1990 in den USA von Gary Douglas – einem ehemaligen Scientology-Mitglied – gegründet", ist die Bewegung auch der Bundesstelle für Sektenfragen bekannt.
"Access stellt es so dar, als hätte man die Lösung für alles in der Hand. Alles was einem widerfährt hat man sich selbst erschaffen, gewünscht oder durch Ängste in sein Leben geholt. Man hat sein Leben selbst 'kreiert' – ein besonderes Schlüsselwort bei dieser Bewegung", so Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen.
"Die schnelle Lösung gibt es nicht"
Viele Anfragen, die bei der Sektenstelle zum Thema "Access Consciousness" einlangen, stammen von Familienmitgliedern und Freunden Betroffener "Anhänger". "Man kann sehr schnell in das 'Access'-System einsteigen. Nur wenige Kurse und schon darf man selbst die Lehren weitergeben. Diese Kurse sind natürlich sehr kostspielig. Problematisch wird es, wenn man sehr viel Geld ausgibt – das man vielleicht nicht hat. Dazu wird man leicht verleitet", so Schiesser.
"Die Wunderwelt der Esoterik spricht oft die Sehnsüchte und Wünsche an und verspricht eine leichte Lösung bei der man lediglich das eigene Denken ändern muss. Das kann für den einen oder anderen gut funktionieren. Jedoch sollte man ein offenes Ohr für sein Umfeld beibehalten. Es merkt meist schneller, wenn sich eine negative Entwicklung abzeichnet und man sich zu distanzieren beginnt", erklärt die Expertin.
Der Mythos des schnellen Erfolgs
"Unseriöse spirituelle Angebote argumentieren oft so, dass man noch nicht bereit sei sich zu öffnen und loszulassen, wenn es nicht klappt und der versprochene Erfolg sich nicht einstellt", verweist die psychologische Beraterin Katharina Wanha darauf, dass es im Esoteriksektor auch "schwarze Schafe" gibt. Sie betont, dass man weder im Bereich der psychologischen Tätigkeit, noch bei der Esoterik schnelle Erfolge versprechen könne.
"Man müsste schon in einer Kristallkugel lesen können, um vorab zu garantieren wie schnell eine Behandlung oder Beratung braucht um Wirkung zu zeigen. Das ist ganz individuell. Bei einem geht es schneller, beim anderen dauert es etwas länger – der braucht dann vielleicht einen anderen Weg um sich von gewissen Dingen zu lösen", so die Expertin.
"Natürlich hat jeder Verantwortung für sein eigenes Leben und Wohlbefinden. Aber zu behaupten, dass man nicht ok ist, sich nicht ausreichend bemüht oder anstrengt, wenn etwas nicht so gelingt wie man es gerne hätte – das ist eine Marketing-Strategie. Daran erkennt man ganz schnell ob man es mit einem seriösen Berater, Therapeuten oder auch Energetiker zu tun hat", erklärt Wanha und betont, dass vertrauenswürdige Personen in diesem Bereich einem niemals das Gefühl geben, dass man Schuld ist, weil man etwas noch nicht erreicht hat.
"Jeder ist Experte für sein eigenes Leben"
"Was zu gut klingt um wahr zu sein, das ist meist auch nicht wahr", bringt es Katharina Wanha auf den Punkt und weiter "Ich bin selbst ein spiritueller Mensch der Naturwissenschaft, psychologisches Wissen und energetische Aspekte vereint. Jedes hat seine Daseins-Berechtigung. Jeder kennt sein Leben selbst am besten. Ein Außenstehender kann nur dabei unterstützen einen anderen Blickwinkel einzunehmen oder anders über etwas nachzudenken. Es steht niemandem zu, einem anderen etwas einzureden oder schnelle Lösungen zu versprechen."
Katharina Wanha sieht sich selbst als Wegbegleiterin und definiert sich als Beziehungslotsin: "Meine Aufgabe ist es für meine Klienten das 'Schiff' sicher zu navigieren. Ich zeige auf wo Fahrrinnen, Felsen, die nächste Sandbank oder der nächste Strudel vor ihnen liegen könnte. Wo die Reise hingeht bestimmt aber letzten Endes der Klient selbst, denn jede/r ist Kapitän/in im eigenen Leben. Ich stehe nur zur Seite."
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.