Siloausbau in Pöttelsdorf
"Silo macht uns psychisch fertig"
Der Ausbau des Silos der Firma vitakorn Biofuttermittel in Pöttelsdorf schlägt hohe Wellen die Bezirksblätter berichteten. Die Anrainer, die seit vielen Jahren unter der Geruchs- und Lärmbelästigung leiden, setzen sich zur Wehr.
PÖTTELSDORF. Wie sehr die Lebensqualität der Pöttelsdorfer unter dem Getreidelager und dem erhöhten Verkehrsaufkommen gemindert wird, wurde bisher wenig thematisiert. Viele Bewohner versuchen seit vielen Jahren mit den Belastungen klarzukommen. Dass der Zubau nun über ihre Köpfe hinweg entschieden wurde, sorgt für Aufregung.
18 LKWs am Tag
Frau Elfriede Lipp wohnt direkt an der Hauptstraße, in unmittelbarer Nähe zur Mühlgasse, die zu vitakorn führt. Vor kurzem hat sie die LKWs gezählt, die dort in Reih und Glied warten, um zum Silo zu gelangen.
"Es waren 18 Stück", erzählt sie aufgebracht. "Ich mache mir manchmal die Mühe und gehe zu den Fahrern und bitte sie darum, den Motor abzustellen. Einige tun es, aber nicht alle. Die Lärmbelästigung und die Abgase sind unerträglich." Nicht nur der Verkehr macht den Anrainern zu schaffen, der sich gewiss verdoppeln wird, wenn der Zubau bewilligt wird und die Geschäftszweige erweitert werden. "Auch der Geruch, den der Wind zu uns herüber trägt, ist schrecklich", berichtet Elfriede Lipp. "Unablässig läuft ein Gebläse im Silo, das auch die ganze Nacht zu hören ist. Wenn wir im Garten sind, macht uns dieser Ton psychisch fertig. Am Sonntag wird das Gebläse reduziert, aber richtig still ist es nie bei uns. Wie sollen wir einen weiteren Betonklotz aushalten?"
Frische Luft heilt
Betroffen über den Ausbau des Silos ist auch Frau Walpurga Neuberger. Sie kehrte zu ihren Wurzeln zurück und übersiedelte vor einem halben Jahr von Wien nach Pöttelsdorf. Ihre Hoffnung war, dass es am Land ruhiger und entspannter zugeht. Auf der Suche nach mehr Lebensqualität musste sie aber feststellen, dass in ihrer alten Heimat einige Dinge aus dem Ruder laufen.
"Ich habe gedacht, mich trifft er Schlag, als ich in der Zeitung von dem Siloausbau erfahren habe. Die Geruchsbelästigung ist je nach Windlage sehr hoch. Warum wird der Silo nicht im Wirtschaftspark an der B 50 gebaut?" Die Argumente der Firma vitakorn lässt sie nicht gelten. "Gerade in Zeiten von Corona sollte uns bewusst geworden sein, dass frische Luft das Immunsystem stärkt. Was nützt uns ein Bio-Bunker, wenn wir keine frische Luft zum Atmen haben?"
Unterschriftenaktion
Mit einer Unterschriftenaktion unterstützt die Vizebürgermeisterin, Eva Schachinger, die Bewohner von Pöttelsdorf.
„Als Befürworterin der von der Landesregierung angekündigten Biowende im Burgenland stehe ich voll und ganz hinter der Idee", sagt sie. "Auch hinter der Idee, dass in Pöttelsdorf Biofuttermittel produziert werden sollen. Aber ein Megabetonklotz 150 Meter vom Kirchturm entfernt kann kein geeigneter Standort sein. Daher richte ich den dringenden Appell die örtlichen Bebauungsrichtlinien anzuwenden und gemeinsam mit den Eigentümern einen alternativen Standort zu suchen!“
Auf Grund der anhaltenden Pandemie wird ein Flugblatt mit einer Unterschriftenliste an jeden Haushalt verteilt. „Wir bitten dann die Abschnitte bei mir in den Postkasten zu geben oder per E-Mail oder Post zu übermitteln“, erklärt Eva Schachinger den organisatorischen Ablauf.
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