Fußball | 2. Klasse Mitte
Schicksalstage für den SC Wiesen
WIESEN (O.Frank). Das Spiel SC Wiesen gegen die Ungewissheit ist am 15. Juni anberaumt. Denn sollte sich bis zu diesem Tag kein neuer Vorstand gebildet haben, wird der Spielbetrieb nach dem Saisonende vorerst für ein Jahr in der 2. Klasse Mitte stillgelegt. Auslöser ist der Rückzug von Obmann Michael Ochs, Kassier Josef Ochs und Schriftführer Perica Kopic. Der 1946-gegründete Klub steht somit vor mehr als einer ungewissen Zukunft. Noch vor sechs Jahren stieg der SC Wiesen wieder neu in den Unterhaus-Fußball ein und war damit ein absolutes Positivbeispiel in schweren Zeiten für viele Amateur-Vereine.
„Angetreten mit dem Ziel, ein Dorfverein mit sovielen Wiesenern wie möglich in der Startelf zu sein, möchten wir nach der Bekanntgabe von einigen einheimischen Spielern, die den Verein verlassen bzw. aufhören wollen, auch so nicht mehr weitermachen“, erklärt Noch-Obmann Michael Ochs.
Gerüchte bestätigt
Die seit Wochen schwelenden Gerüchte fanden nun in einer Vorstandssitzung ihren Höhenpunkt. Michael Ochs, bekannt als kompetenter und umtriebiger Klubchef, der gelegentlich selbst noch die Dress überstreift, ist zweifelsfrei kein Funktionär, der sich aus der Verantwortung flüchtet. Zwei Jahre bekleidet der Wiesener bisher die Obmann-Funktion, bildet mit Vinko Kopic auch das Trainergespann, mit dem Vorhaben, „dass wir wieder ein richtiger Dorfklub sind und dabei auch eine gute Figur in der 2. Klasse Mitte abgeben“. Doch das Vorhaben scheiterte: Arrivierte Akteure hätten aufgehört, jüngeren würde teils die Bereitschaft fehlen, sich wirklich für den Verein aufzuopfern und die Eigeninteressen jeglicher Natur hintanzustellen. Außerdem würden sich immer wieder weniger freiwillige Helfer finden. „Unsere Kantine betreibt quasi meine Familie“, erzählt Michael Ochs. Auch hier wird der Aufwand immer mehr.
Reserve-Spielgemeinschaften
Ein Lösungsansatz, wie in der am Mittwoch in Neutal stattgefundenen BFV-Gruppensitzung lautet: Fusionen oder zumindest Spielgemeinschaften können in weniger dicht besiedelten Gebieten eine Lösung sein. Zumindest eine, über die sich der Burgenländische Fußballverband in naher Zukunft bei den Reserve-Mannschaften Gedanken machen will. Auch wenn dies in der Theorie leichter gesagt als in der Praxis getan ist. Denn das landläufige Denken, dass jede Gemeinde auch ihren eigenen Fußballverein braucht, ist weit verbreitet. Ein Umstand, der historisch gesehen verständlich ist. Schließlich lebt gerade der Unterhaus-Fußball von der Identifikation mit dem eigenen Ort und auch von der Rivalität mit der Nachbar-Gemeinde. Dies aufzugeben und mit dem Rivalen plötzlich eine gemeinsame Sache zu machen, ist kein leichter Schritt.
Doch dazu wird es auch beim SC Wiesen nicht kommen. Denn zum immer größeren Problem wird das Ehrenamt. Trainer, Kantinen-Personal, Kassiere – ein Team, dass quasi beinahe jeden Tag Aufgaben für den Verein zu erfüllen hat.
„Sollte jemand den Verein übernehmen wollen, bereiten wir natürlich eine ordentliche Übergabe vor. Ich werde den Verein auch weiterhin unterstützen, nur eben nicht mehr in der Funktion als Obmann“, erklärt Michael Ochs, der auch das geplante Sportfest auf der Anlage nicht mehr durchführen wird.
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