Unkonventionelle Lehrerin: "Die Frau Klebl is’ a Wucht!"
Wie Maria Klebl die Sexualerziehung in die österreichischen Schulbücher brachte.
MEIDLING/PENZING. Sie hat den Biologieunterricht an unseren Schulen revolutioniert. "Das mit Bienchen und Blumen ist ein Blödsinn! Wenn's Kind fragt, sag ich die Wahrheit", erklärt Prof. Dr. Maria Klebl.
Fleißige Schülerin
Der gebürtigen Penzingerin (Jahrgang 1921), die seit 14 Jahren in der Kursana-Residenz in der Hohenbergstraße lebt, war die akademische Laufbahn nicht in die Wiege gelegt. Doch sie schrieb gute Noten und durfte die Lehrerbildungsanstalt besuchen. Ihr Studium der Biologie, Zoologie und Anthropologie, das sie in Kriegszeiten absolvierte, finanzierte sie sich selbst und erhielt dann eine Stelle als Assistentin an der Universität für Bodenkultur.
Tabubruch
Nach dem Krieg verließ sie die Boku in Richtung Hauptschule. Dort wunderte sie sich, dass niemand die Kinder über die Entstehung des Lebens aufklärte. Sie lud die Eltern ein - „Auch sie hatten keine Ahnung, wie was entsteht!“ - und holte sie sich deren Erlaubnis, den Kindern die Sexualität zu erklären. Bis dahin ein Tabu.
Auch vor ihren Lehrerkollegen hielt sie bald Vorträge zur Sexualerziehung, was oft nicht einfach war: "Es war unvorstellbar, dass sich überhaupt niemand damit beschäftigt hat!" Den Schülern taugte die unkonventionelle Lehrerin, die bis heute um keinen Spruch verlegen ist.
Am Puls der Zeit
„Die Klebl is‘ a Wucht!“, hieß es. Sie machte zum Thema, was anfiel. Als der saure Regen kam, war der Umweltschutz dran. Mitte der Sechzigerjahre wurde Klebl an die Pädagogische Akademie gerufen. Es gab keine Vorlesung, in der nicht gelacht, nichts zerlegt wurde (wie beispielsweise Maikäfer). Sie schrieb Biologiebücher für die Schule und etablierte damit die Sexual- und Umweltschutzerziehung im Unterricht. 1976 erhielt sie dafür das Goldene Verdienstzeichen der Republik.
Bis heute ist der Umgang mit sexueller Aufklärung oft verklemmt. Maria Klebl ist überzeugt: „Man muss die Wahrheit sagen - und sie wiederholen, denn ein Kind vergisst auch, aber es fragt wieder danach.“
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