Barrierefreiheit
Wo rollt es sich wie auf Rumpelpisten in Meidling?
- Alfred Heinrich kennt die Rollstuhlprobleme in Meidling und hat sie auf einer Tour durch den Bezirk vorgeführt.
- Foto: Michael Marbacher/MeinBezirk
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Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer kämpfen in Meidling tagtäglich gegen geneigte Straßen, fehlende Bordsteinrampen und mehr. Wie wird entschieden, ob eine Straße barrierefrei wird?
WIEN/MEIDLING. Ein Höhenunterschied von drei bis fünf Zentimetern zwischen Gehsteig und Straße ist für die meisten Menschen kein großes Problem. Sitzt man im Rollstuhl, sieht das freilich anders aus.
Drei Zentimeter sind für viele Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer eine Mammutaufgabe, selbst mit abgeschrägtem Randstein. Fünf Zentimeter sind für einige schon unmöglich. Nicht jeder hat die Möglichkeit, auf einen der teuren motorisierten Rollstühle um etwa 8.000 Euro zurückzugreifen. Bezüglich Barrierefreiheit herrscht auf den Gehsteigen in Meidling und Wien Aufholbedarf. Nicht immer liegt das an fehlenden Bordsteinrampen. Mitunter ist das Problem noch unsichtbarer.
Über Stock und Straße
Die Grünen Meidling haben sich bei einem Treffen mit Rollstuhlfahrern, einem sogenannten "Rolli Bulk", der Barrierefreiheit gewidmet, um gemeinsam Problemstellen zu identifizieren. Diese sollen in die politische Arbeit der Partei einfließen.
- Die Grünen haben durch eine Tour geführt, bei der Probleme der Barrierefreiheit im Straßenverkehr Thema war.
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Mit diesen Stellen ist Alfred Heinrich gut vertraut. Der Meidlinger ist aufgrund seiner Erkrankung an Multipler Sklerose auf einen Rollstuhl angewiesen und führte die Rollstuhl-Tour an. Sein Rollstuhl im Ferrari-Design ist nicht immer schnell unterwegs. Heinrich nennt das "Sarkasmus", privat sammelt er nämlich Modelle der italienischen Automarke.
Der Weg über die Straße ist für seinen "Ferrari" vielerorts eine Rumpelpiste. Viele der Straßenübergänge sind kurz vor dem Bordstein abgesenkt. Der Grund dafür sind häufig die Spurrinnen in der Fahrbahn. "Stell dir vor, du fährst auf den Randstein zu, die Autos bleiben stehen, du kommst aber nicht rauf. Also musst du dich umdrehen. Dann erschreckt sich aber der Autofahrer und denkt, du fährst wieder zurück", beschwert sich Heinrich.
Die Erschütterung im Nacken
Nicht alle Straßen sind gleich. Fährt man entlang der Arndtstraße, ist jeder Randstein ein neues Puzzle, das es zu lösen gilt. Nicht immer ist der Weg geradeaus über die Straße auch jener, der zu einer Abschrägung führt. Die Zebrastreifen beim Kreisverkehr in der Steinbauergasse sind mit dicker Farbe aufgezeichnet. "Kleinste Erschütterungen wie diese spürst du im Genick", erzählt der Anrainer bei der Überfahrt.
- Die Erhöhungen des aufgezeichneten Zebrastreifens sind im Rollstuhl stark spürbar, meint Heinrich.
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Geneigte Straßen werden zum Kraftakt. So ist die Flurschützstraße im westlichen Teil auf der Seite der geraden Hausnummern leicht nach unten geneigt. Sitzt man im Rollstuhl, geht es schnell mal ungewollt "bergab" in Richtung Radverkehr auf der anliegenden Radspur. Die Frage, die sich der 70-Jährige stellt, lautet: "Wie wird entschieden, welche Straße barrierefrei saniert wird?" Erst kürzlich wurde in der Mandlgasse etwa wieder Pflaster verlegt, welches für Rollstuhlfahrer wie Heinrich kein einfacher Untergrund ist.
Grundsätzlich wird in diesem Fall die MA 28 (Straßenverwaltung und -bau) tätig. Laut einem Sprecher werde Barrierefreiheit stets mitgedacht, wenn es zur Neugestaltung von Straßen und Plätzen kommt. "Um die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder anderen Behinderungen so gut wie möglich einzubeziehen, findet ein regelmäßiger Austausch mit dem Österreichischen Behindertenrat statt. Darüber hinaus gibt es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit spezialisiertem Fachwissen rund um Barrierefreiheit, die bei den Planungen involviert sind", erklärt ein Sprecher abschließend.
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