Flucht und Migration auf der Theaterbühne
Regisseur Ali M. Abdullah inszeniert "Homohalal" im WERK X. Das Volkstheater traute sich 2016 nicht darüber und setzte das Stück von Ibrahim Amir wieder ab.
Ali M. Abdullah - das M. steht für Mohamed - ist ein großer Fan von Ibrahim Amir und seinem Stück. Dabei war es gar nicht so einfach, daran zu kommen.
"Nachdem das Volkstheater das Stück abgesetzt hat, weil man es dem Publikum aufgrund der aufgeheizten Diskussionen rund um das Flüchtlingsthema nicht zumuten wollte, wollte ich das Stück lesen. Ich hatte den Autor schon vorher kennengelernt und fand ihn sehr interessant. Er ist selbst vor etwa 15 Jahren aus Syrien geflüchtet. Er hat in Österreich Medizin studiert, um die Aufenthaltsberechtigung zu erhalten" erzählt Abdulla. "Das Stück war aber nicht aufzutreiben, wie ein verbotener Roman. Ibrahim Amir hat es zurückgezogen, nachdem das Stück abgesagt wurde", so Abdullah, der Regisseur und auch künstlicher Leiter beim Werk X ist.
Satire nimmt Vorurteile aufs Korn
Schlussendlich hat er es nach der Uraufführung 2017 in Dresden doch noch bekommen. "Homohalal ist eine Satire, eine Komödie. Es zeigt ehemalige Migranten und Migrantinnen aus Syrien im Jahr 2037 und nimmt die Vorurteile über Asylwerbende aufs Korn. Im Stück geht es um die Frage, wie haben sich die Werte mit dem Leben in einer westlichen Welt verändert. Natürlich wollen viele ihr Leben, das sie hier gefunden haben, nicht mehr hergeben. Schlussendlich zeigt sich, dass sich Menschen unterschiedlichster Herkunft weniger unterscheiden als so mancher denkt. Ich bin schon neugierig, wie es 2037 tatsächlich sein wird, auch angesichts der jetzigen politischen Situation", so Abdullah.
Reale Welt in Stück
Entstanden ist "Homohalal" aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Autor und Flüchtlingen, die im Jahr 2012 die Votivkirche besetzten. "Die Geflüchteten haben für ihre Mitarbeit ein wenig Taschengeld erhalten. Jedes Mal, wenn wer dazugekommen ist, haben sie Ibrahim gebeten, schreib ihm doch eine Rolle ins Stück hinein, damit auch er ein wenig Geld bekommt", erzählt Abdullah.
Die Fassung von Dresden musste er für die Erstaufführung in Wien adaptieren. "Wir haben einen Darsteller, der ebenfalls flüchten musste. Er erzählt im Stück einen Teil seiner Geschichte. So war er viereinhalb Stunden mit einem Schlauchboot am Meer unterwegs, mit 45 anderen, auch Kindern. Als ich ihn fragte, warum er das so genau weiß, meinte er: In vier Stunden hast du viel Zeit, alle zu zählen. Er war einer von nur vier Menschen, die schwimmen konnten. Eine dramatische Situation, da Wasser im Boot war, das für so viele Menschen nicht ausgelegt war", so der 50-Jährige.
Die nächsten Termine sind von 26. bis 28. April 2018. Und auch später soll das erfolgreiche Stück noch am Spielplan stehen.
Zur Sache
Ali M. Abdullah ist in Wien als Sohn eines Inders und einer Österreicherin geboren. Er studierte Schauspielregie an der Kunstuniversität Graz. 2004 hat er gemeinsam mit Harald Posch das Projekt Drama X gegründet. Seit 2014 ist er künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des WERK X.
Infos: www.werk-x.at
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