Erzieher, Freunde, Arbeitsvermittler

Leiter Gerald Grafeneder
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Auf dem Arbeitsmarkt herrschen schwierige Zeiten, besonders für Jugendliche. Kommt dann noch ein Handicap dazu, ist die Chance auf einen Job oft sehr gering. In Erlauf werden Jugendliche durch das QAT-Projekt der Lebenshilfe für die Arbeitswelt fit gemacht.

BEZIRKSBLÄTTER: Sie sind seit einem Jahr Leiter des QAT-Projekts in Erlauf. Was ist das Ziel dieser Lebenshilfe-Aktion?
GERALD GRAFENEDER: „Mit Erlauf haben wir einen sehr guten Standort im Mostviertel gefunden, von wo aus wir das Mostviertel und den Melker Teil des Waldviertels betreuen. Ziel ist es, Jugendlichen mit Handicaps innerhalb eines Jahres so viel Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, um sie für die Arbeitswelt fit zu machen. Wir müssen dabei eine Quote von 30 Prozent an erfolgreichen Vermittlungen erreichen, dies gibt uns das Bundessozialamt vor.“

BEZIRKSBLÄTTER: Wie muss man sich das konkret vorstellen?
GRAFENEDER: „Wir sind ein 1-Jahres-Projekt, das versucht Grundfertigkeiten zu schulen und die Teilnehmer für den Arbeitsmarkt fit zu machen und bei Firmen unterzubringen.“

BEZIRKSBLÄTTER: Das heißt sie betreiben auch eine Arbeitsvermittlung?
GRAFENEDER: „Wenn Sie so wollen: ja. Wir finden in diesem Jahr heraus was die Grundfertigkeiten unserer Teilnehmer sind, wo noch Potenziale da sind, die sie bislang nicht voll ausgeschöpft haben. Unsere Trainer finden also heraus, für welche Branche die Jugendlichen am besten geeignet sind und unterstützen sie dementsprechend. Eine sehr schüchterne Person etwa wird als Verkäuferin wohl nie glücklich, wir zeigen andere mögliche Berufschancen auf.“

BEZIRKSBLÄTTER: Wie kommen die Jugendlichen überhaupt in das QAT-Projekt?
GRAFENEDER: „Hier gibt es viele verschiedene Wege. Entweder die Jugendlichen oder deren Eltern hören davon und informieren sich direkt bei uns. Bei einem Schnuppertag kann man sich einen ersten Einblick verschaffen, ob dies der richtige Weg für den jungen Menschen ist. Die zweite Möglichkeit ist das sogenannte ‚Clearing‘, das zum Teil auch in Schulen stattfindet und bei dem herausgefunden wird, welche Heranwachsenden verstärkt Unterstützung brauchen. Dann läuft die Anmeldung direkt über das Bundessozialamt.“

BEZIRKSBLÄTTER: Wie läuft die Arbeitswoche für die Teilnehmer in der Regel ab?
GRAFENEDER: „Drei Tage in der Woche läuft das Arbeitstraining, das in zwei Gruppen – Holzverarbeitung und Metallverarbeitung – stattfindet. Hinzu kommen zwei Tage Lerntraining, das die Jugendlichen fit für die Arbeitswelt machen soll. Darunter fallen eine Vielzahl von Ansätzen, die so unterschiedlich sind wie die Teilnehmer, die sich in der schwierigen Phase vom Jugendlichen zum Erwachsenen befinden. Wir fangen manchmal mit Grundlegendem an, zum Beispiel, dass man pünktlich zum Arbeitsplatz kommen muss, dass man dort einen gewissen sozialen Umgangston pflegt und so weiter.“

BEZIRKSBLÄTTER: Klingt zum Teil nach elterlichen Erziehungsaufgaben?
GRAFENEDER: „Es geht in erster Linie um Selbstvertrauen, Grenzen und Werte, die vermittelt werden müssen, da diese Jugendlichen grundlegende gesellschaftliche Dinge nicht kennengelernt haben. Weil sie vielleicht eben aus sozialen Problemfamilien kommen und Umgangsformen, die für uns vollkommen normal sind, für diese Jugendlichen einfach fremd sind.“

BEZIRKSBLÄTTER: Haben Sie überhaupt eine Chance, diese fehlende soziale Kompetenz in nur einem Jahr so aufzubauen, dass es Sinn macht?
GRAFENEDER: „Wir können natürlich nicht sagen, dass wir alle Defizite in diesem Jahr aufheben können. Wir können aber Vorbilder sein, zeigen wie es geht und dadurch Begeisterung wecken. Wir wollen ein Gefühl vermitteln, wie der richtige Weg sein kann. Und so bekommen die Jugendlichen ein positives Lebensgefühl.“

BEZIRKSBLÄTTER: Ist es schwierig für die Jugendlichen Arbeitsplätze zu finden?
GRAFENEDER: „Darum kümmert sich vor allem im zweiten Halbjahr unsere Integrationsberaterin, die herausfindet für welche Bereiche die Jugendlichen zu begeistern sind. Um das auch abzutesten, vermitteln wir Praktika, damit die Teilnehmer einmal sehen, wie das Leben in einem Betrieb abläuft. Manche werden dann auch direkt in eine Lehre oder sogar ein Arbeitsverhältnis übernommen, was natürlich immer eine tolle Nachricht ist.“

BEZIRKSBLÄTTER: Was ist Ihr glücklichster Moment?
GRAFENEDER: „Wenn ich merke wie ein Teilnehmer ‘wächst‘. Wenn ihm klar wird, was er erreichen möchte, wenn er selbstständig ein Ziel entwickelt und dafür arbeitet. Und wenn diese Entwicklung mit einem Arbeitsplatz gekrönt wird, ist es ein perfekter Abschluss des Jahres.“
Gespräch: Christian Trinkl

ZUR SACHE
QAT Mostviertel – Meine Chance
Das QAT Mostviertel in Erlauf ist ein Arbeitstrainings und Qualifizierungsprojekt für Jugendliche mit intellektuellem oder sozialem Handicap zwischen 15 und 24 Jahren. Ein Jahr lang erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit sich in den Bereichen Metallverarbeitung, Holzverarbeitung, Grünraumpflege, Instandhaltung, Reinigung und Industriearbeit handwerklich zu erproben. Zusätzlich wird Lern- und soziales Kompetenztraining, Bewerbungstraining und Berufsorientierung angeboten. Ziel des Projekts ist es, die Jugendlichen innerhalb eines Jahres für eine Lehrstelle bzw. eine Arbeitsstelle fit zu machen, dafür werden auch Praktika in Firmen vermittelt. Das Projekt weist eine 30-prozentige Vermittlungsrate auf. Finanziert wird es aus Mitteln des Bundessozialamtes, des AMS und des Landes NÖ.
Kontakt: Chance plus GmbH - QAT Mostviertel
Molkereistraße 6, 3253 Erlauf
Tel.: 02757/54105

Leiter Gerald Grafeneder
QAT_Gruppe

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