3.553 Pfeifen "gereinigt"
Melker Stiftsorgel erklingt nach Sanierung wie neu

- Die Sanierung der Orgel im Stift Melk bedarf Fingerspitzengefühl und viel Know-How
- Foto: Stift Melk/B. Kobler Pimiskern
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Nach rund zwei Monaten Arbeit wird wieder Musik auf der Orgel im Stift Melk erklingen.
MELK. Orgeln sind faszinierend und imposant, besonders passen diese Attribute für das Orgelwerk der Stiftskirche in Melk. Die vollmechanische Schleifladenorgel hat 3.553 Pfeifen, 45 Register für drei Manuale und Pedal, errichtet wurde sie 1970 von Gregor Hradetzky. Nach 17 Jahren wurde nun wieder ein großes Service durchgeführt. Von Anfang März bis Ende April dauerten die Arbeiten an, in den zwei Monaten wurde die Orgel komplett zerlegt und wieder aufgebaut. Jede Orgelpfeife musste entnommen, gereinigt und neu intoniert werden. Die größte Pfeife ist 5,20 m lang und wiegt 150 kg – um sie herauszuheben brauchte es acht Menschen.

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Das Team der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke führte die Arbeiten fachgerecht aus, ihnen wird seit vielen Jahren die Pflege der Orgel anvertraut. Die Orgel in Melk in ein Beispiel erstklassiger Kunst des Orgelbaus, sie ist von unschätzbarem Wert und hat einen hohen Kulturfaktor. J. G. Herder definierte: „Orgeln sind Wunderbaue, von Gottes Hauch beseelt. Nachklänge des Schöpfungsliedes.“ Nach der Generalsanierung wird die Orgel in Melk voraussichtlich wieder ab 2. Mai erklingen und die Töne neu zum Leuchten bringen.
Gründliche Sanierung
Die Pflege der Orgel und auch die großen Restaurierungsarbeiten führt seit Jahren die renommierte Orgelbauwerkstatt Karl Schuke aus Berlin durch. Um das Instrument akustisch, funktional und optisch in Hochform zu bringen, braucht es ein breites Fachwissen und viel Know-how.
Das fünfköpfige Team, das die zwei Monate in Melk verbrachte, zerlegte die komplette Orgel und prüfte jeden Bestandteil. Einige Pfeifen waren unter der Last des Gewichtes geknickt, hier wurden die kaputten Füße abgeschnitten, verstärkt, Kupferplatten angelötet. Die sanierten bzw. rekonstruierten und gereinigten Pfeifen wurden wieder in Reihe gebracht, bis jedes Loch und jede Bohrung wieder gefüllt war, abschließend wurde intoniert.

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Überholt wurde auch die mechanische Traktur – alle Tasten wurden geprüft, die Achsen, Wellen und Gestänge. Die Doppelregisteranlage ist etwas besonders, weil sie nicht nur mechanisch, sondern auch elektronisch schaltbar ist, damit lassen sich tausende Kombinationen vorregistrieren.
Die heutige Orgel in der Stiftskirche Melk stammt aus dem Jahr 1970, errichtet wurde sie von der Kremser Orgelwerkstätte Gregor Hradetzky, die in das historische Gehäuse aus 1731 ein rein mechanisches Schleifladenwerk mit 45 Registern, verteilt auf Hauptwerk, französisches Schwellwerk, Rückpositiv und Pedal erbauten. Zur Zeit der Weihe im Oktober 1970 galt die Orgel als das größte und konstruktionsmäßig am zweckmäßigsten gebaute, vollkommen rein mechanisch spielbares Orgelwerk Österreichs.
Pflege und Erhaltung der Orgel
Die Orgel der Stiftskirche wird jährlich serviciert, dabei werden kleinere mechanische Mängel behoben und sie wird gestimmt. Dies passiert zeitnah vor den Orgelkonzerten, die im Sommer veranstaltet werden. In größeren Abständen ist es allerdings notwendig, das komplette Instrument gründlich und in allen Bestandteilen zu prüfen, zu reinigen und instand zu setzen. Die letzte umfassende Renovierung fand im Sommer 2004 statt, damals wurde sie mit einem zusätzlichen elektronischen Registerspeicher versehen, die mechanische Funktionsweise wurde dabei völlig belassen.

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Die jetzige Sanierung wurde auch deshalb notwendig, weil Restaurierungsarbeiten, die zuletzt drei Jahre an den Türmen und im mittleren Bereich der Westfassade stattfanden, eine erhöhte Staubbelastung verursachten. Die Orgel, die sich auf der Westempore befindet, wurde sichtbar - vor allem durch Sandbestrahlungsarbeiten - in Mitleidenschaft gezogen.
Die Orgel und die christliche Zahlenmystik
Wer sich mit dem Stift Melk auseinandersetzt, erfährt viel über die christliche Zahlenmystik. Die Zahlen sind Symbolträger religiöser Traditionen und sind auch in der Bibel zu finden. Ebenso waren Zahlenverhältnisse und Ordnungen in der Architektur seit jeher selbstverständlich.
Auch an der Melker Stiftsorgel lässt sich eine 3er-Symbolik (die Zahl drei gilt als heilige Zahl) ableiten: die Orgel in der Stiftskirche in Melk hat drei Orgelkästen mit jeweils drei Pfeifentürmen, auf jedem sitzen drei Engel. Den drei Orgelwerken ist jeweils eine der drei Registerreihen zugeordnet. Im rechten Orgelkasten (mit Blick zur Orgel) ist ein französisches Schwellwerk und im linken Orgelkasten das Hauptwerk eingebaut. In der Mitte befindet sich das Rückpositiv. Natürlich können auch alle drei Orgelwerke gekoppelt und somit alle drei gemeinsam gespielt werden.
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