Land NÖ benutzt die Pflegebedürftigen daheim zur Immobilienbeschaffung
Seit einigen Monaten wird mein Mann (MS/Pflegestufe 6) von der Caritas betreut. Die Kosten sind dermaßen hoch, dass ich in Kürze den Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen kann. Je höher die Pflegestufe, umso höher die Kosten pro Pflegestunde. Wir haben beide nur eine sehr geringe Berufsunfähigkeitspension und nach wie vor Kredite für das Haus und den behindertengerechten Umbau abzuzahlen.
Ich denke, das Problem dabei ist, dass nur in NÖ das Einkommen der Ehepartner genommen wird und keinerlei Betrag berücksichtigt wird für die laufenden Lebenshaltungskosten. Dadurch kommen dermaßen hohe Stundensätze zustande. Ich kann nicht aus dem Haus und sitze seit Monaten hier fest. Wenn ich mal raus könnte, dann hab ich Angst und verschieb es solange, bis es gar nicht mehr anders geht. Ich habe sämtliche sozialen Kontakte ausserhalb verloren – nur Facebook ist geblieben. Wenn ich mal kurz in die Apotheke oder zur Ärztin fahre, habe ich Angst, dass mein Mann in der Zwischenzeit ersticken könnte; o. ä.
NÖ ist in diesem Fall das einzige Bundesland, das keinerlei Fixkosten für Lebenshaltungskosten vom Einkommen vor der Berechnung des Stundensatzes für die mobile Betreuung abzieht. Alle anderen Bundesländer tun das. Das wurde mir auch heute per Telefon von der NÖ Pflegeanwaltschaft bestätigt. Die wissen zwar von dem Problem, können aber angeblich nichts tun. Warum eigentlich nicht? Sind sie dem Land weisungsgebunden? Warum kann man das nicht an die Öffentlichkeit bringen?
Ich habe Angst, mein Heim zu verlieren, weil ich es nicht mehr bezahlen kann. Ich selbst versuche schon, mich mit Packerlsuppe zu ernähren – möglichst billig halt, dass ich nicht zu viel Geld dafür brauche – da ist dann natürlich auch kaum mehr Obst drinnen, das kann man sich heute eh nicht mehr leisten. Ich habe mittlerweile so gut wie alle unsere Reserven aufgebraucht. Ich könnte nicht einmal mehr eine Beerdigung – Gott behüte, ich will meinen Mann nicht verlieren, weil ich in liebe – bezahlen.
Vom Landeshauptmann wird NÖ als so tolles soziales Bundesland dargestellt. Doch dem ist nicht so. Ich zahle für eine Stunde Betreuung rd. 25 Euro. In allen anderen Bundesländern ist der Selbstbehalt für den Pflegebedürftigen zwischen 7 und höchstens 13 Euro; eben weil hier die Fixkosten berücksichtigt werden. Noch dazu schickt mir die Caritas dann innerhalb von 2 Wochen 5 oder 6x eine dipl. Kraft, was nicht notwendig ist, da auch eine Pflegehelferin reicht.
Weiters kommt noch dazu, dass in NÖ der Sonn- und Feiertagszuschlag 100 % sind. In den anderen Bundesländern sind das 25 %, bzw. im Höchstfall 50 % Zuschlag. Ausserdem sind die Stunden, die durch die jeweiligen Länder gefördert werden mehr als 60, sogar bis zum gesamten Bedarf.
Ich habe 2 Hunde – zum Glück – das sind meine einzigen Ansprechpartner und die bringen ein wenig Freude und Lachen in mein Leben. Sie sind die einzigen, die spüren wenn es mir schlecht geht und mich trösten. Nur ausgedehnte Spaziergänge kann ich mit ihnen auch nicht machen – leider. Ich will auch diese beiden nicht verlieren, sie sind überlebenswichtig für mich!
Ich kann mich selbst zu nichts mehr aufraffen und motivieren. Ich bräuchte Hilfe, meine sämtlichen Dinge anzupacken und zu erledigen – aber ich kann einfach nicht. Ich töte meine Gedanken mit dem Fernseher ab. Ich hab auch versucht, hier im Raum Mödling Sozialarbeiter zu finden, doch ich weiß nicht, wo. Auf alle Fälle jemanden, der mich an der Hand nimmt und mir lernt, mein Leben wieder in die Hand nehmen zu können. Ich habe auch versucht, einen REHA-Aufenthalt in einem psychologischen REHA-Zentrum zu bekommen, doch da wurde ich abgewiesen – ohne Untersuchung, ohne Befragung. Mir hat man meine Stufe 1 beim Pflegegeld genommen. Wie ich jetzt erfahren habe, zu Unrecht, da die bisherigen Pflegegeldempfänger weiterhin mit 50 Stunden hätten berechnet werden müssen und die haben bei mir 60 Stunden gerechnet.
Ich bin nicht fähig, meinen Haushalt in Ordnung zu halten. Ich versuche jetzt, dass jemand das für mich erledigt. Doch auch dieses Geld könnte ich mir eigentlich nicht leisten, nur ich halte es nicht mehr aus, in Unordnung zu leben.
Bitte helfen Sie mir, ich hab allen und von mir aus nicht mehr die Kraft dazu. Und ich hab auch bald kein Geld mehr, kein Haus, nichts …… Wir hatten gehofft, unseren Lebensabend hier in diesem Haus zu verbringen, es ist unser Heim, unser Nest, unser Rückzugspunkt und unsere Erholungsoase gewesen. – Und nun sollen wir es verlieren, nur weil wir in NÖ leben.
Das Land NÖ verpflichtet die Menschen hier, wenn sie Förderungen für behindertengerechte Umbauten in Anspruch nehmen wollen, dazu, Kredite aufzunehmen. Einen einmalig auszuzahlenden Betrag gibt es nicht mehr, der wurde gestrichen.
Bitte, helfen Sie mir!
mit freundlichen Grüßen
Ingrid Singer
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